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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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hatten und ich sie auch in den letzten Tagen nicht gesehen hatte, fehlten sie mir immer mehr.
    »Hickory und Dickory haben wir losgeschickt, um die nähere Umgebung zu erkunden«, sagte Jane. »Sie helfen uns dabei, das Land zu vermessen. So sind sie beschäftigt und machen sich gleichzeitig nützlich, während sie vorläufig den übrigen Kolonisten aus dem Weg gehen. Im Augenblick hegt keiner von ihnen besondere Sympathien für nichtmenschliche Intelligenzen, und wir hielten es für das Beste, jeden Anlass für eine Schlägerei zu vermeiden.«
    Ich nickte. Jeder, der sich auf eine Schlägerei mit Hickory oder Dickory einließ, würde die Sache nicht ohne Schaden überstehen. Wodurch die beiden nicht unbedingt beliebter wurden, selbst wenn (oder vielleicht gerade wenn) sie im Recht waren. Es war sehr klug von meinen Eltern, sie für eine Weile von der Bildfläche verschwinden zu lassen.
    »Dein Vater ist mit Manfred Trujillo unterwegs«, sagte Jane. »Sie planen den Grundriss des vorläufigen Wohndorfes. Sie wollen es genauso wie das Lager von römischen Legionären anlegen.«
    »Weil wir einen Angriff der Westgoten befürchten?«, fragte ich.
    »Wir wissen nicht, von wem wir einen Angriff befürchten
müssen.« Die Beiläufigkeit, mit der sie es sagte, trug nicht dazu bei, meine Stimmung aufzuhellen. »Ich denke, du wirst Gretchen bei ihrem Vater finden. Geh einfach zum Lager, dann müsstest du auf sie stoßen.«
    »Es wäre leichter, wenn ich einfach Gretchens PDA anpingen könnte, um sie zu finden.«
    »Aber das können wir uns jetzt nicht mehr leisten«, sagte Jane. »Benutze stattdessen deine Augen.« Sie gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und ging davon, um mit ein paar Leuten von der Magellan zu reden. Ich seufzte, dann machte ich mich auf den Weg zum Lager, um nach Vater zu suchen.

    Das zweite Opfer: Alles, was mit einem Computer ausgestattet war, konnten wir nicht mehr benutzen. Was bedeutete, dass wir fast gar keine Technik mehr benutzen konnten.
    Der Grund waren die Radiowellen. Jedes elektronische Gerät kommunizierte mittels Radiosignalen mit anderen elektronischen Geräten. Selbst die schwächsten Sendungen konnten entdeckt werden, wenn jemand danach Ausschau hielt, was zweifellos gerade jemand tat. Aber einfach nur die Sender abzuschalten genügte nicht, weil unsere Technik nicht nur nach außen kommunizierte, sondern auch intern. Manche Bauteile traten mit anderen Bauteilen desselben Geräts über Radiowellen miteinander in Kontakt.
    Unsere Elektronik konnte gar nicht anders, als Hinweise zu streuen, dass wir hier waren, und wenn jemand wusste, auf welchen Frequenzen sie arbeiteten, ließen sie sich ganz einfach dadurch ausfindig machen, dass man das Signal sendete,
mit dem sie aktiviert wurden. Zumindest wurde es uns so erklärt. Schließlich bin ich keine Technikerin. Ich wusste nur, dass sehr viele Geräte plötzlich nicht mehr benutzt werden durften, weil sie ansonsten eine Gefahr dargestellt hätten.
    Wir mussten das Risiko eingehen, diese Technik zu benutzen, um auf Roanoke zu landen und den Grundstein für die Kolonie zu legen. Wir konnten die Shuttles, die wir dazu brauchten, schließlich nicht ohne Elektronik betreiben. Es war weniger der Flug nach unten, der ein Problem darstellte, sondern eher die Landung, die meistens recht schwierig (und matschig) war. Aber sobald alles am Boden war, war es vorbei. Wir schalteten alles ab, und jedes elektronische Gerät in den Frachtcontainern blieb in den Frachtcontainern. Vielleicht für immer.
    Das betraf Datenspeicher, Unterhaltungsmonitore, moderne landwirtschaftliche Technik, wissenschaftliche und medizinische Instrumente, Küchengeräte und Fahrzeuge. Und PDAs.
    Diese Bekanntmachung war ein schwerer Schlag für jeden. Jeder hatte einen PDA, und jeder hatte sein Leben in diesen Geräten gespeichert. Auf dem persönlichen Datenassistenten bewahrte man seine Nachrichten auf, seine Lieblingsserien, seine Lieblingssongs und seine Lieblingsbücher. Damit hielt man Verbindung zu seinen Freunden und machte Spiele mit ihnen. Damit zeichnete man Audio- und Videodateien auf. Damit gab man die Dinge weiter, die man liebte, an die Menschen, die man liebte. Ein PDA war für die Menschen wie ein kleines Außenbordgehirn.
    Und plötzlich mussten wir darauf verzichten. Jeder einzelne PDA der Kolonisten - insgesamt etwas mehr als einer pro
Person - wurde eingesammelt und registriert. Manche Leute versuchten sie zu verstecken. Mindestens einer wehrte sich

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