Zwischen den Sternen
Neuigkeit bei, dass wir gestrandet waren.
»Weil ich weiß, dass es bereits Gerüchte gibt, möchte ich zuerst Folgendes sagen: Wir sind in Sicherheit.« Vater stand
vor den Kolonisten auf dem Podium, wo wir erst wenige Stunden zuvor den Countdown für den Skip nach Roanoke mitgezählt hatten. »Die Magellan ist in Sicherheit. Im Augenblick droht uns keine Gefahr.«
Die Menge um uns herum entspannte sich spürbar. Ich fragte mich, wie viele den »Im Augenblick«-Teil mitbekommen hatten. Ich vermutete, dass John den Satz aus gutem Grund so formuliert hatte.
Das hatte er. »Aber wir sind nicht dort, wo wir eigentlich sein sollten. Die Koloniale Union hat uns zu einem anderen Planeten als angekündigt geschickt. Dazu hat man sich entschieden, weil man erfahren hat, dass eine Koalition von außerirdischen Völkern, die sich als Konklave bezeichnet, uns an der Kolonisation hindern will, notfalls mit Gewalt. Zweifellos wären wir am ursprünglich geplanten Zielplaneten von einer Flotte der Konklave in Empfang genommen worden. Also wurde unser Kurs geändert, so dass wir zu einem ganz anderen Planeten geskippt sind. Wir befinden uns nun über dem wahren Roanoke.
Im Augenblick droht uns keine Gefahr. Aber die Konklave sucht nach uns. Wenn sie uns findet, wird sie versuchen, uns von hier wegzuschaffen, wahrscheinlich ebenfalls mit Gewalt. Wenn ihr das nicht gelingt, wird sie die Kolonie vernichten. Noch sind wir in Sicherheit, aber ich will Sie nicht anlügen. Wir werden gejagt.»
»Bringen Sie uns zurück!«, rief jemand, gefolgt von zustimmendem Gemurmel.
»Wir können nicht zurückkehren«, sagte John. »Die Koloniale Union hat Captain Zane per Fernsteuerung den Zugriff auf die Kontrollen der Magellan verweigert. Er und seine
Besatzung werden sich unserer Kolonie anschließen. Die Magellan wird vernichtet, sobald wir alle gelandet sind und unsere gesamte Ausrüstung nach Roanoke geschafft wurde. Für uns gibt es kein Zurück. Für niemanden von uns.«
Im Saal brachen wütende Rufe und hitzige Diskussionen aus. Irgendwann gelang es Vater, den Tumult zu beruhigen. »Keiner von uns hat etwas davon gewusst. Ich wusste nichts davon. Auch nicht Jane. Auch nicht die Vertreter Ihrer Kolonien. Und erst recht nicht Captain Zane. Man hat uns allen die Wahrheit vorenthalten. Die Koloniale Union und die Koloniale Verteidigungsarmee hat aus uns unbekannten Gründen entschieden, dass es sicherer für uns ist, hier zu bleiben, als uns nach Phoenix zurückzubringen. Damit müssen wir uns abfinden, ob es uns nun gefällt oder nicht.«
»Was wollen wir jetzt tun?«, fragte eine andere Stimme aus der Menge.
Vater blickte in die Richtung, aus der der Zwischenruf gekommen war. »Wir werden das tun, was wir ursprünglich tun wollten. Wir werden eine Kolonie gründen. Machen Sie sich eines klar: Als wir alle entschieden haben, zu Kolonisten zu werden, waren uns die Risiken bekannt. Sie alle wissen, dass neu gegründete Kolonien besonders gefährdet sind. Selbst wenn diese Konklave nicht nach uns suchen würde, wäre unsere Kolonie der Gefahr eines Angriffs ausgesetzt, weil sie die Begehrlichkeiten anderer Völker wecken könnte. Daran hat sich nichts geändert. Das Einzige, was sich geändert hat, ist die Tatsache, dass die Koloniale Union schon vorher wusste, wer nach uns sucht und warum. Dadurch erhielt man die Gelegenheit, uns vorläufig in Sicherheit zu bringen. Das verschafft uns auf lange Sicht einen Vorteil. Weil wir jetzt wissen,
wie wir uns vor Entdeckung schützen können. Wir wissen, wie wir selbst für unsere Sicherheit sorgen können.«
Wieder erfüllte murmelndes Stimmengewirr den Saal. Genau rechts von mir meldete sich eine Frau zu Wort. »Und wie wollen wir für unsere Sicherheit sorgen?«
»Das werden Ihnen Ihre jeweiligen Vertreter erklären«, sagte John. »Schauen Sie auf Ihrem PDA nach. Jeder von Ihnen hat Anweisungen erhalten, wo Sie sich in der Magellan mit den Vertretern Ihrer Herkunftswelten treffen sollen. Sie werden Ihnen erklären, was wir tun müssen, und die Fragen beantworten, die Sie haben. Aber einen Punkt möchte ich noch einmal klarstellen. In dieser Situation müssen wir alle zusammenarbeiten. Jeder von uns wird Opfer bringen müssen. Es war noch nie ein Kinderspiel, eine neue Welt zu kolonisieren. Für uns ist diese Aufgabe jetzt nur schwieriger geworden. Aber wir können es schaffen. « Der Nachdruck, mit dem mein Vater diese Worte sprach, schien sämtliche Zuhörer zu überraschen. »Es ist viel,
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