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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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gewaltsam gegen das Besatzungsmitglied von der Magellan , das die Aufgabe erhalten hatte, sie einzusammeln. Auf Befehl von Captain Zane verbrachte dieser Kolonist die Nacht in der Arrestzelle der Magellan . Gerüchten zufolge ließ der Captain die Temperatur in der Zelle so weit senken, dass der Kolonist sich die ganze Nacht mit Zittern wach gehalten hatte.
    Ich sympathisierte mit dem Kolonisten. Ich war jetzt schon seit drei Tagen ohne meinen PDA, und immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich danach griff, wenn ich mit Gretchen reden wollte, wenn ich Musik hören wollte, oder um nachzusehen, ob Enzo mir etwas geschickt hatte, oder aus den tausend anderen Gründen, warum ich meinen PDA ständig benutzt hatte. Ich hatte den Verdacht, dass die Leute zum Teil deswegen so nervös waren, weil ihnen ihre Außenbordgehirne amputiert worden waren. Man wusste gar nicht, wie häufig man seinen PDA benutzte, bis das blöde Ding weg war.
    Wir alle regten uns darüber auf, dass wir keine PDAs mehr hatten, aber ich hatte dieses seltsame Gefühl im Hinterkopf, dass sich die Leute unter anderem deswegen so sehr über ihre PDAs aufregten, weil sie dann nicht über die Tatsache nachdenken mussten, dass wir sehr viele von den Geräten, die wir zum Überleben brauchten, nicht mehr benutzen konnten. Man konnte nicht einfach die Computer von den landwirtschaftlichen Maschinen abklemmen, weil sie ohne die Elektronik nicht liefen. Die Computer waren einfach ein Teil der Maschine. Es wäre so, als würde man jemandem das Gehirn herausnehmen und erwarten, dass der Körper auch
ohne zurechtkam. Ich glaube, dass keiner sich die Tatsache bewusst machen wollte, dass wir in richtig großen Schwierigkeiten steckten.
    Letztlich war es ein Umstand, der uns alle am Leben erhalten würde: dass zweihundertfünfzig Koloniale Mennoniten ein Teil unserer Kolonie waren. Ihre Religion zwang sie dazu, veraltete Technik zu verwenden. Ihre Geräte kamen ohne Computer aus, und nur Hiram Yoder, der Repräsentant ihrer Kolonie, hatte überhaupt einen PDA benutzt (und das auch nur, wie Vater mir erklärte, um mit den anderen Mitgliedern des Roanoke-Rats in ständigem Kontakt zu bleiben). Ohne Elektronik zu arbeiten war für sie keine Entbehrung, sondern die Art, wie sie lebten. Mit diesem Grundsatz waren sie an Bord der Magellan ziemlich schräge Typen gewesen, vor allem für uns Jugendliche. Aber jetzt waren sie unsere Rettung.
    Nicht alle ließen sich dadurch beruhigen. Magdy und ein paar seiner weniger sympathischen Freunde führten die Kolonialen Mennoniten als Beweis an, dass die Koloniale Union von Anfang an geplant hatte, uns im Stich zu lassen, und genau das schienen sie ihnen übel zu nehmen, als hätten sie es die ganze Zeit gewusst, statt genauso überrascht zu sein wie alle anderen. Auf diese Weise bestätigte sich für uns, wie Magdy mit Stress umging - indem er wütend wurde und sich aus nichtigen Anlässen prügelte. Die kritische Situation zu Beginn der Reise war kein Zufall gewesen.
    Magdy wurde in Stresssituationen wütend. Enzo zog sich zurück. Gretchen wurde zickig. Und ich war mir nicht sicher, wie ich wurde.

    »Du bist trübsinnig geworden«, sagte Vater zu mir. Wir standen vor dem Zelt, das unser neues vorläufiges Zuhause war.
    » So werde ich also«, sagte ich. Dabei beobachtete ich Babar, wie er in der Umgebung herumstreifte und nach Stellen suchte, an denen er sein Territorium markieren konnte. Was sollte man dazu sagen? Er war ein Hund.
    »Ich kann dir nicht folgen«, sagte Vater.
    Ich erklärte ihm die Reaktionen meiner Freunde auf unsere Situation.
    »Ach so«, sagte Vater. »Das ergibt Sinn. Falls es dich irgendwie tröstet, ich glaube, wenn ich neben meiner Arbeit noch Zeit hätte, würde ich auch trübsinnig werden.«
    »Es beruhigt mich außerordentlich, dass es offenbar in der Familie liegt.«
    »Leider können wir es nicht auf genetische Ursachen schieben«, sagte Vater und blickte sich um. Wir waren von Frachtcontainern, Zelten, die sich noch unausgepackt unter Planen stapelten, und Schnüren umgeben, die die Straßen unserer künftigen Siedlung markierten. Dann sah er wieder mich an. »Wie findest du es hier?«
    »Falls Gott einen Abfallhaufen hat, dürfte es dort so ähnlich aussehen«, sagte ich.
    »Ja, jetzt sieht es hier noch so aus. Aber mit viel Arbeit und etwas Liebe können wir daraus einen nährstoffreichen Komposthaufen machen. Ich freue mich schon auf diesen großen Tag.«
    Ich lachte. »Hör auf, mich zum

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