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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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genommen worden. Alles. Dass es keine neuen Geschichten und Musikstücke und Filme mehr gab, war das, was einem als Erstes klar wurde. Das konnte sehr schlimm sein, wenn man von bestimmten Filmen, Serien oder einer Band begeistert war und gehofft hatte, auf dem Laufenden bleiben zu können. Doch dann wurde einem bewusst, was es wirklich bedeutete, dass man nämlich von nun an nichts mehr über das Leben der Menschen erfahren würde, die man zurückgelassen hatte. Man würde nie die ersten Schritte des Babys seines Lieblingsneffen sehen. Man würde nie erfahren, dass die eigene Großmutter gestorben war. Man würde nie die Aufnahmen von der Hochzeit der besten Freundin sehen und nie die Geschichten lesen, die eine andere Freundin schrieb und verzweifelt zu verkaufen versuchte. All das war uns genommen worden, vielleicht für immer.
    Wenn einem diese Erkenntnis kam, kam sie heftig - und noch heftiger kam die Erkenntnis, dass jeder, der uns kannte oder liebte, nichts von dem erfahren würde, was mit uns geschah. Wenn die Koloniale Union uns schon nicht gesagt
hatte, wohin wir in Wirklichkeit geschickt wurden, um die Konklave zu täuschen, würde sie erst recht niemandem erzählen, dass sie alle anderen hinters Licht geführt hatte, was unseren Verbleib betraf. Alle unsere Freunde mussten glauben, dass wir verloren waren. Manche dachten vielleicht sogar, dass wir ums Leben gekommen waren. John, Jane und ich mussten uns deswegen nicht allzu viele Sorgen machen, weil wir unsere eigene Familie waren und keiner von uns weitere lebende Verwandte hatte, aber alle anderen hatten Freunde und Verwandte, die um sie trauern würden. Savitris Mutter und Großmutter lebten noch, und als ihr klar wurde, dass die beiden nun davon ausgehen mussten, dass Savitri gestorben war, veranlasste mich ihr Gesichtsausdruck, zu ihr zu eilen und sie zu umarmen.
    Ich wollte gar nicht erst darüber nachdenken, wie die Obin mit unserem spurlosen Verschwinden zurechtkamen. Ich konnte nur hoffen, dass der Botschafter der Kolonialen Union bei den Obin saubere Unterwäsche trug, wenn die Obin ihm die Hölle heiß machten.
    Das zweite Opfer war noch viel schlimmer.

    »Da bist du ja«, sagte Jane, als ich zu ihr ging. Sie streichelte Babar, der ebenfalls herangesprungen kam.
    »So sieht es aus«, sagte ich. »Ist es immer so?«
    »Wie?«, fragte Jane.
    »Matschig. Verregnet. Kalt. Versifft.«
    »Hier ist gerade Frühlingsanfang«, sagte Jane. »Ich glaube, so wird es noch eine Weile bleiben. Aber danach dürfte es besser werden.«

    »Meinst du wirklich?«
    »Ich hoffe es. Aber wir wissen es nicht. Wir haben nur wenige Informationen über diesen Planeten. Die Koloniale Union scheint ihn nie gründlich untersucht zu haben. Und wir können keinen Satelliten in den Orbit schießen, um das Wetter zu beobachten. Also müssen wir uns mit der Hoffnung begnügen, dass es besser wird. Allerdings wäre es besser, wenn wir es wirklich wüssten. Wo ist Gretchen?«
    Ich nickte in die Richtung, in die sie davongegangen war. »Ich glaube, sie sucht nach ihrem Vater.«
    »Ist zwischen euch beiden alles in Ordnung?«, fragte Jane. »Man sieht euch nur noch selten allein.«
    »Alles bestens. Seit einigen Tagen sind alle etwas nervös geworden, Mutter. Uns geht es genauso.«
    »Wie geht es deinen anderen Freunden?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Von Enzo habe ich in den letzten Tagen nicht viel gesehen. Ich glaube, er verkraftet die Vorstellung, hier gestrandet zu sein, nicht besonders gut. Selbst Magdy hat es nicht geschafft, ihn aufzumuntern. Ich habe ihn ein paarmal besucht, aber er hat keine große Lust zum Reden, und ich selber schäume auch nicht gerade vor guter Laune über. Trotzdem schickt er mir immer noch Gedichte. Auf Papier. Er lässt sie von Magdy überbringen. Was Magdy übrigens nicht ausstehen kann.«
    Jane lächelte. »Enzo ist ein netter Junge.«
    »Ich weiß. Aber ich habe mir wohl keinen guten Zeitpunkt ausgesucht, um zu entscheiden, ob ich mit ihm zusammen sein möchte.«
    »Wie du bereits gesagt hast, sind alle in letzter Zeit etwas nervös. Das wird sich bessern.«

    »Ich hoffe es«, sagte ich und meinte es auch so. Ich gab mir alle Mühe, gegen die allgemeine Depression anzukämpfen, aber selbst ich hatte meine Grenzen, und ich kam ihnen immer näher. »Wo ist Vater? Und wo sind Hickory und Dickory?« Die Obin waren zusammen mit meinen Eltern in einem der ersten Shuttles nach Roanoke geflogen. Nachdem sie sich schon in der Magellan rar gemacht

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