Zwischen den Sternen
persönlichen Bedeutung«, sagte Hickory.
»Wie meinst du das?«
»Das sollte dir bestens bekannt sein«, sagte Hickory. »Du bist nicht nur die Tochter der Leiter dieser Kolonie. Außerdem bist du für uns von großer Bedeutung. Für die Obin. Diese Tatsache ist dir bekannt, Zoë. Du bist dein ganzes Leben lang als Faustpfand benutzt worden. Wir Obin haben mit dir deinen Vater erpresst, damit er uns Bewusstsein gibt. Du bist eine Vertragsklausel zwischen den Obin und der Kolonialen Union. Zweifellos wird jeder, der diese Kolonie angreift, versuchen, dich in seine Gewalt zu bringen, um mit dir die Obin zu erpressen. Selbst die Konklave könnte auf die Idee kommen,
dass es möglicherweise ein lohnendes Geschäft wäre. Oder man würde dich töten, um uns zu schwächen. Für uns wäre es die Vernichtung eines identitätsstiftenden Symbols.«
»Das ist doch völlig verrückt«, sagte ich.
»So etwas ist schon mehrfach geschehen«, erwiderte Hickory.
»Was?«
»Während du auf Huckleberry gelebt hast, gab es nicht weniger als sechs Versuche, dich zu entführen oder zu töten«, sagte Hickory. »Der letzte Vorfall ereignete sich wenige Tage vor unserer Abreise von Huckleberry.«
»Warum habt ihr mir das nie erzählt?«, rief ich fassungslos.
»Deine und unsere Regierung kamen überein, dass weder du noch deine Eltern davon erfahren sollen«, sagte Hickory. »Du warst ein Kind, und deine Eltern wollten ihr Leben so unauffällig wie möglich führen. Die Obin wollten ihnen diesen Wunsch erfüllen. Letztlich hatte keiner dieser Versuche Erfolg. Wir konnten jeden früh genug vereiteln, bevor du in Gefahr geraten wärst. Und nach jedem Vorfall brachte die Regierung der Obin ihr Missfallen gegenüber den Völkern zum Ausdruck, die dein Wohlergehen gefährden wollten.«
Ich erschauderte. Die Obin waren ein Volk, das man lieber nicht zum Feind haben wollte.
»Wir hätten es dir nie erzählt - und wir haben unseren Anweisungen zuwidergehandelt, es auf gar keinen Fall zu tun -, wenn die Situation es nicht erforderlich gemacht hätte. Wir sind von den Systemen abgeschnitten, die wir eingerichtet hatten, um deine Sicherheit zu gewährleisten. Und du verhältst dich immer unabhängiger und wehrst dich zunehmend gegen unsere Anwesenheit in deinem Leben.«
Die letzten Worte trafen mich wie ein Schlag. »Ich will doch nur etwas Zeit für mich allein haben«, sagte ich. »Es tut mir leid, wenn ich damit eure Gefühle verletze.«
»Wir sind nicht verletzt«, sagte Hickory. »Aber wir haben eine große Verantwortung übernommen. Wie wir ihr gerecht werden, hängt von den jeweiligen Umständen ab. Und nun müssen wir uns neuen Umständen anpassen.«
»Ich weiß nicht, was du damit sagen willst.«
»Es ist an der Zeit, dass du lernst, dich zu verteidigen«, sagte Hickory. »Du möchtest unabhängiger von uns sein, und wir haben nicht mehr die Möglichkeit, dich jederzeit zu beschützen. Es war stets unsere Absicht, dich im Kampf zu unterrichten. Nun ist es aus beiden genannten Gründen notwendig, dass wir mit dieser Ausbildung beginnen.«
»Wie soll das gehen - mich im Kampf unterrichten?«, fragte ich.
»Wir werden dir beibringen, wie du dich physisch verteidigen kannst«, sagte Hickory. »Wie du einen Gegner entwaffnest. Wie du Waffen einsetzt. Wie du einen Widersacher kampfunfähig machst. Wie du einen Feind notfalls tötest.«
»Ihr wollt mir beibringen, wie ich Menschen töte?«
»Es ist eine Notwendigkeit«, sagte Hickory.
»Ich weiß nicht recht, was John und Jane davon halten würden«, wandte ich ein.
»Sowohl Major Perry als auch Lieutenant Sagan sind ausgebildete Soldaten. Beide haben während ihrer militärischen Dienstzeit andere getötet, wenn es für ihr eigenes Überleben unumgänglich war.«
»Aber das muss nicht heißen, dass sie wollen, dass auch ich es lerne. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich es lernen will. Du
hast gesagt, dass ihr euch den Umständen anpassen müsst, um eurer Verantwortung gerecht zu werden. Gut. Passt euch an. Damit habe ich kein Problem. Aber ich werde nicht lernen, wie man Leute tötet, damit ihr das Gefühl habt, eine Aufgabe besser erfüllen zu können, von der ich mir nicht einmal sicher bin, dass ihr sie weiterhin erfüllen sollt.«
»Du möchtest nicht, dass wir dich verteidigen«, sagte Hickory. »Und du möchtest nicht lernen, dich selbst zu verteidigen.«
»Ich weiß es nicht!«, rief ich verzweifelt. »Hast du es jetzt kapiert? Ich werde immer wieder in Sachen
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