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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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hineingeschubst. Man erklärt mir, dass ich etwas Besonderes bin, das beschützt werden muss, wie irgendein kostbares Ding. Weißt du was? Alle hier müssen beschützt werden, Hickory. Wir alle sind in Gefahr. Jeden Augenblick kann eine Flotte von Raumschiffen auftauchen und uns alle töten. Das macht mich krank. Es gelingt mir immer wieder, es zeitweise zu vergessen. Genau das habe ich getan, bevor ihr beiden hier aufgekreuzt seid, um wieder alles mieszumachen. Danke. Vielen Dank. Das habt ihr wunderbar hingekriegt!«
    Dazu sagten Hickory und Dickory nichts. Hätten sie ihre Bewusstseinsmodule dabeigehabt, wären sie nach meinem Wutausbruch wahrscheinlich von heftigen Zuckungen geschüttelt worden. Aber so standen sie einfach nur völlig leidenschaftslos da.
    Ich zählte bis fünf und versuchte mich wieder zusammenzureißen. »Hört mal«, sagte ich und hoffte, dass mein Tonfall einigermaßen vernünftig klang. »Gebt mir ein paar Tage, um über all das nachzudenken. Ihr habt mir ziemlich viel auf einmal zugemutet. Das muss ich erst einmal verarbeiten.«

    Sie sagten immer noch nichts.
    »Also gut. Dann gehe ich jetzt zurück.« Ich schob mich an Hickory vorbei.
    Und fand mich plötzlich am Boden wieder.
    Ich rollte mich herum und blickte verwirrt zu Hickory auf. »Was zum Teufel soll das?«, sagte ich und erhob mich.
    Dickory, der hinter mich getreten war, stieß mich grob wieder ins Gras.
    Rückwärts kroch ich von den beiden weg. »Hört auf damit!«
    Sie zogen ihre Kampfmesser und kamen auf mich zu.
    Ich stieß einen erstickten Schrei aus und sprang auf. Dann rannte ich, so schnell ich konnte, den Hügel hinunter auf die Hentosz-Farm zu. Aber Obin können schneller laufen als Menschen. Dickory überholte mich, blieb vor mir stehen und holte mit seinem Messer aus. Ich bremste abrupt und verlor das Gleichgewicht. Dickory stürmte los. Ich schrie und rollte mich ab. Dann rannte ich wieder den Hügel hinunter.
    Hickory wartete bereits auf mich und näherte sich von der Seite, um mich abzufangen. Ich versuche einen Ausfall nach links vorzutäuschen, aber er ließ sich dadurch nicht beirren. Er griff nach mir und bekam mich am linken Unterarm zu fassen. Ich schlug mit der rechten Faust nach ihm. Hickory wehrte den Hieb mühelos ab und schlug mir in der gleichen Bewegung gegen die Schläfe, wobei er mich losließ. Benommen taumelte ich rückwärts. Hickory schlang ein Bein um meins, zog und riss mich damit endgültig von den Füßen. Ich schlug mit dem Hinterkopf auf den Boden. Eine weiße Explosion aus Schmerz überschwemmte meinen Schädel, und ich konnte nur noch betäubt daliegen.
    Ich spürte einen schweren Druck auf meiner Brust. Hickory
kniete auf mir und nahm mir jede Bewegungsfreiheit. Ich wollte ihn kratzen, aber er bog den Kopf auf dem langen Hals weit genug zurück und ließ sich ansonsten nicht aus der Fassung bringen. Ich schrie um Hilfe, so laut ich konnte, obwohl ich wusste, dass niemand mich hören konnte. Trotzdem schrie ich weiter.
    Ich sah, dass Dickory ein Stück entfernt dastand. »Bitte!«, flehte ich. Aber Dickory sagte nichts. Und er empfand auch nichts. Jetzt wusste ich, warum die beiden ohne ihre Bewusstseinsmodule zu mir gekommen waren.
    Ich packte Hickorys Bein auf meiner Brust und versuchte es wegzudrücken. Doch sein Griff wurde noch fester, und er versetzte mir einen weiteren Schlag, der mich benommen machte. Dann hob er die andere Hand, mit der er das Messer hielt, und ließ sie rasend schnell auf meinen Kopf niedersausen. Wieder schrie ich.
    »Du bist unverletzt«, sagte Hickory plötzlich. »Du kannst jetzt aufstehen.«
    Ich blieb liegen, rührte mich nicht. Meine Augen waren auf Hickorys Messer gerichtet, das so dicht neben meinem Kopf im Boden steckte, dass ich es gar nicht scharf sehen konnte. Dann stemmte ich mich mit den Ellbogen hoch, drehte mich vom Messer weg und übergab mich.
    Hickory wartete, bis ich mich wieder beruhigt hatte. »Wir werden uns nicht für diesen Vorfall entschuldigen«, sagte er. »Und wir werden jede Konsequenz von deiner Seite akzeptieren. Aber du solltest Folgendes bedenken: Wir haben dir keinen physischen Schaden zugefügt. Du dürftest nicht einmal einen Kratzer davongetragen haben. Darauf haben wir größten Wert gelegt. Dennoch warst du innerhalb von Sekunden
hilflos unserer Gnade ausgeliefert. Wirkliche Angreifer würden keine derartige Vorsicht walten lassen. Sie würden sich nicht zurückhalten. Sie würden nicht irgendwann aufhören. Sie würden

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