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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Jagdtrupp, aber bevor sie den Rückzug antreten konnten, wurden sie von den Wesen aus den Wäldern angegriffen. Gutierrez und alle seine Männer kamen im Hinterhalt ums Leben. Jane erhielt einen Messerstich in den Bauch. John verfolgte die fliehenden Wesen und holte sie am Waldrand ein, wo sie einen anderen Kolonisten auf dessen Grundstück angriffen. Es war Hiram Yoder, einer der Mennoniten, die erheblich zur Rettung der Kolonie beigetragen hatten, indem sie den anderen gezeigt hatten, wie man nichtcomputerisierte landwirtschaftliche Maschinen benutzte. Hiram war überzeugter Pazifist und wehrte sich nicht gegen die Wesen. Trotzdem wurde er von ihnen getötet.
    Innerhalb weniger Stunden waren sechs Kolonisten gestorben, und wir erfuhren, dass wir auf Roanoke nicht allein waren - und dass sich diese Wesen darauf verlegt hatten, uns zu jagen.
    Aber viel größere Sorgen machte ich mir um meine Mutter.
    »Du kannst noch nicht zu ihr«, sagte Vater zu mir. »Dr. Tsao verarztet sie gerade.«
    »Wird sie wieder gesund?«, fragte ich.
    »Ganz bestimmt«, versicherte Vater. »Sie meinte, es wäre gar nicht so schlimm, wie es aussieht.«
    »Wie schlimm hat es denn ausgesehen?«
    »Schlimm.« Dann schien meinem Vater klar zu werden, dass ich in diesem Moment vielleicht gar keine schonungslose Offenheit erwartete. »Aber sie ist noch hinter den Wesen
hergelaufen, nachdem sie verletzt wurde. Wäre sie wirklich schwer verwundet gewesen, wäre sie wohl kaum dazu imstande gewesen. Deine Mutter kennt ihren Körper sehr gut. Ich glaube, dass alles wieder gut wird. Außerdem ist sie in guten Händen. Es würde mich nicht im Geringsten überraschen, wenn sie schon morgen um diese Zeit wieder herumläuft, als wäre nichts geschehen.«
    »Du musst mich nicht belügen«, sagte ich, obwohl seine letzten Bemerkungen genau die gewesen waren, die ich hatte hören wollen.
    »Ich lüge nicht«, sagte Vater. »Dr. Tsao ist eine ausgezeichnete Ärztin. Und deine Mutter besitzt ein außergewöhnliches Regenerationsvermögen.«
    »Und wie geht es dir?«
    »Ich habe schon bessere Tage erlebt.« Der erschöpfte Tonfall seiner Stimme machte mir klar, dass ich lieber nicht weiterfragen sollte. Ich umarmte ihn und sagte, dass ich Gretchen besuchen und eine Zeit lang bei ihr sein würde, um ihm nicht auf die Nerven zu gehen.
    Es wurde dunkel, als ich aus unserem Bungalow nach draußen trat. Ich blickte zum Tor von Croatoan und sah viele Kolonisten, die von ihren Farmen in die Stadt kamen. Wie es schien, wollte niemand die Nacht außerhalb der Barriere verbringen. Das konnte ich ihnen kein bisschen verübeln.
    Ich wollte zu Gretchens Haus weitergehen und war überrascht, als sie auf mich zugestürmt kam. »Wir haben ein Problem«, rief sie.
    »Welches?«
    »Unser saudummer Freund Magdy ist mit ein paar seiner Freunde in den Wald gezogen.«

    »O Gott!«, entfuhr es mir. »Sag mir, dass Enzo nicht bei ihm ist.«
    »Natürlich ist Enzo bei ihm«, sagte Gretchen. »Enzo ist doch immer bei ihm. Anscheinend versucht er wieder mal, ihn zur Vernunft zu bringen, während er neben ihm direkt auf einen Abgrund zumarschiert.«

17
    Zu viert stießen wir so lautlos wie möglich in den Wald vor, ausgehend von der Stelle, an der Gretchen Magdy, Enzo und zwei ihrer Freunde zuletzt gesehen hatte.
    Wir horchten auf Geräusche. Schließlich waren die Jungen nicht dazu ausgebildet worden, sich leise zu bewegen. Das war nicht gut für sie, wenn die Wesen beschlossen, Jagd auf sie zu machen. Aber für uns war es gut, weil wir sie dann besser aufspüren konnten. Wir horchten den Boden ab, hielten nach Bewegungen in den Bäumen Ausschau. Wir wussten bereits, dass die Wesen in der Lage waren, uns aufzuspüren. Nun hofften wir, dass es andersherum genauso funktionierte.
    In der Ferne hörten wir ein Rascheln, als würde sich etwas schnell und hektisch bewegen. Wir marschierten in diese Richtung los, Gretchen und ich voraus, Hickory und Dickory knapp hinter uns.
    Meine Freundin und ich hatten seit Monaten trainiert und gelernt, wie wir uns bewegen mussten, wie wir uns verteidigen konnten, wie wir kämpften und töteten, wenn es nicht anders ging. In dieser Nacht mochte uns ein Teil des Gelernten von Nutzen sein. Vielleicht mussten wir kämpfen. Vielleicht mussten wir sogar töten.
    Ich hatte so große Angst, dass ich, wenn ich angehalten hätte, wahrscheinlich zusammengebrochen und nicht mehr aufgestanden wäre.

    Aber ich hörte nicht auf zu rennen. Ich lief weiter. Ich wollte

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