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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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muss ich Major Perry suchen, damit auch er informiert ist. Wir kümmern uns um alles Weitere. Lieutenant Sagan bittet dich, nach Croatoan zurückzukehren. Das ist auch mein Wunsch. Dickory wird dich begleiten. Geh jetzt. Und ich rate zu Stillschweigen, bis deine Eltern entscheiden, den Vorfall publik zu machen.« Hickory marschierte wieder davon. Ich blickte ihm nach, dann machte ich mich auf den Heimweg. Dickory und ich bewegten uns zügig und lautlos, wie wir es so viele Male trainiert hatten.

    Die Nachricht von Joe Loongs Tod verbreitete sich schnell in der Kolonie. Die Gerüchte, wie er gestorben sein mochte, verbreiteten sich noch schneller. Gretchen und ich saßen vor dem Gemeinschaftshaus von Croatoan und beobachteten, wie die Gerüchteköche ihre Kreationen feilboten.

    Jun Lee und Evan Black waren die Ersten, die geredet hatten. Sie hatten zu der Gruppe gehört, die auf Loongs Leiche gestoßen war. Sie genossen ihren Moment im Rampenlicht, während sie jedem, der es hören wollte, erzählten, wie sie Loong gefunden hatten, wie er zu Tode gekommen war und wie das, was ihn angegriffen hatte, einen Teil von ihm gefressen hatte. Einige Leute mutmaßten, dass ein Rudel Joten ihn umzingelt und sich auf ihn gestürzt hatte, aber Jun und Evan lachten nur darüber. Wir alle hatten schon Joten gesehen. Sie waren nicht größer als kleine Hunde und liefen sofort weg, wenn sie einen Kolonisten sahen (und das aus gutem Grund, denn die Kolonisten schossen immer häufiger auf sie, damit sie ihr Vieh in Ruhe ließen). Kein Jote, nicht einmal ein ganzes Rudel, sagten die beiden, hätte das mit Joe machen können, was sie gesehen hatten.
    Kurz nachdem diese blutigen Appetithäppchen die Runde gemacht hatten, fand sich der gesamte Kolonialrat in der Klinik von Croatoan zusammen, wohin man die Leiche von Loong gebracht hatte. Die Tatsache, dass sich die Regierung um die Sache kümmerte, erweckte bei den Leuten den Verdacht, dass es vielleicht doch Mord war (dass die »Regierung« in diesem Fall lediglich aus zwölf Personen bestand, die die meiste Zeit genauso wie alle anderen auf dem Acker schufteten, spielte dabei keine Rolle). Loong war mit einer Frau zusammen gewesen, die vor kurzem ihren Ehemann verlassen hatte, also war dieser Ehemann nun ein Hauptverdächtiger. Vielleicht war er Loong in den Wald gefolgt, um ihn zu töten, worauf sich die Joten über ihn hergemacht hatten.
    Mit dieser Theorie waren Jun und Evan gar nicht glücklich, denn ihr mysteriöses Raubtier klang viel spannender, aber
allen anderen schien das Eifersuchtsdrama besser zu gefallen. Der unpassende Umstand, dass der mutmaßliche Mörder bereits vorher von Jane wegen eines ganz anderen Vorwurfs inhaftiert worden war und die Tat unmöglich begangen haben konnte, schien der öffentlichen Aufmerksamkeit völlig zu entgehen.
    Gretchen und ich wussten, dass die Mordgerüchte haltlos waren und die Theorie von Jun und Evan der Wirklichkeit viel näher kam, aber wir hielten den Mund. Hätten wir gesagt, was wir wussten, hätte das die allgemeine paranoide Stimmung noch mehr aufgeheizt.
    » Ich weiß, was es ist«, sagte Magdy irgendwann vor einer Gruppe seiner Freunde.
    Ich gab Gretchen einen Ellbogenstoß und deutete mit einer Kopfbewegung auf Magdy. Sie verdrehte die Augen und rief ihn zu uns herüber, bevor er mehr sagen konnte.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Bist du blöd?«, fragte Gretchen.
    »Ach, das fehlt mir so sehr, wenn ich an dich denke, Gretchen«, sagte Magdy. »Deine charmante Art.«
    »Und was mir fehlt, wenn ich an dich denke, ist dein Verstand«, erwiderte Gretchen. »Was wolltest du gerade zu deinen Freunden sagen?«
    »Ich wollte ihnen sagen, was geschehen ist, als wir den Fantchen folgten«, sagte Magdy.
    »Weil du es für klug hältst, den Leuten in der gegenwärtigen Situation einen weiteren Grund zu geben, Panik zu verbreiten?«
    »Niemand verbreitet Panik.«
    »Noch nicht«, sagte ich. »Aber wenn du diese Geschichte
erzählst, werden sich die Leute nicht gerade beruhigen, Magdy.«
    »Ich finde, die Leute sollten wissen, womit wir es zu tun haben«, sagte Magdy.
    »Wir wissen nicht, womit wir es zu tun haben«, sagte ich. »Wir haben keinen Moment auch nur irgendwas gesehen. Es werden nur neue Gerüchte die Runde machen. Überlass die Arbeit meinen Eltern und Gretchens Vater und dem übrigen Rat, und mach es ihnen nicht schwerer, als es schon ist. Sie werden herausfinden, was wirklich los ist, und dann entscheiden, was sie den Leuten

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