Zwischen den Welten: Eine neue Welt (German Edition)
er. ”Wie jeden Tag haben wir uns hier versammelt, um uns der Freude eines guten Kampfes hinzugeben. Die mutigsten Krieger, die schlimmsten Verbrecher, auch die wildesten Tiere, die jeder in der Scheilah fürchtet, allesamt werden hier zusammengebracht, um für Ruhm und für ihr Leben zu kämpfen.”
”Da wir Gäste von außerhalb der Wüste haben, will ich etwas ausholen. Seit nunmehr zwanzig Jahren, auf den Tag, steht dieses prächtige Kollosseum. Viele mutige Krieger ließen hier ihr Leben, ebenso erlosch der letzte Funke der Schändlichsten unserer Art, denen, die sich dem Frieden widersetzten.”
Der Boden der Arena ist mit heissem Sand bedeckt, er brennt unter Tugals blanken Sohlen.
”Doch ihnen allen wurde das Geschenk, die Ehre, nein, das Privileg zu Teil, hier kämpfen zu dürfen. Einmal,zweimal, teilweise noch viel öfter. Wer kann beruhigt sterben, wenn er sich nicht ein einziges Mal hier beweisen konnte? Welcher Krieger könnte dieser Versuchung widerstehen und sich gleichzeitig Krieger nennen?”
Das Publikum lauscht gebannt den Worten Rungals. Keine weiteren Geräusche sind zu hören, nur der Hall seiner Stimme.
”Vor zwanzig Jahren hatte ich eine Vision. Diese ist in dieser Arena, in diesem Prunkstück der nomadischen, der Kajiri-Kultur vollendet worden. Perfektion, von uns allen erschaffen.”
Doch genutzt wird das Ganze für grausame Spektakel und hohle Propaganda, denkt sich Cody.
”Anfangs war dies nur eine Bühne für Schausteller. Kämpfe waren Spiel. Dann kamen die Krieger. Ruhm, Geld, Ehre. Abtrünnige und Verbrecher wurden bestrafen. Erst durch eure Hand ist meine Vision das geworden, was sie heute ist. Ein makelloses Prachtwerk der Kunst. Der Kunst des Kampfes.”
Dem Publikum Honig ums Maul schmieren.
”Oh glorreiches Volk der Nomaden, vereint unter dem Banner des Stammes der Kajiri, um in Frieden zu leben. Heute ist ein besonderer Tag. Für mich. Für euch. Für diese Stätte unserer Kultur.”
Sympathien auf seine Seite ziehen.
”Aber auch für diejenigen, die unseren Frieden stören wollen. Den Verrätern an uns, an unserem Werk, unserer Vision von Frieden.”
Tugal diffamieren.
”Heute werden wir alle Zeuge eines Jubiläums, wie es nie wiederkehren wird. Wie es unsere Nachfahren noch in hundert Jahren, in tausend Jahren, bewundern werden. Eine Demonstration unseres Könnens. Der Macht der Nomaden.”
Rungal weiß, dass diese Schlacht zwischen ihm und Tugal stattfindet. Er tut alles daran, seinen ersten Schritt in Richtung Sieg zu tun.
”Vor euch steht Tugal. Sohn des Stammes der Hawari. Der Stamm, der als erster den Frieden brach. Der Stamm, der sich selbst unter dem Banner der Friedfertigkeit sonnte. Der Stamm, der die Gesinnung derer vergiftete, die nicht schnell genug unseren Frieden kennen lernten. Ja von dem Stamm, von dem bis zum heutigen Tage keiner sich dem Frieden anschloss. Ja, Sohn dieser Verräter, dieser Meuchler, die keine Hemmungen zeigen, Zwietracht und Hass unter uns zu verbreiten. Rückständige, die uns weder Geld, noch Vergnügen und schon gar nicht die Macht, die uns Nomaden, uns allen, zusteht, gönnen. Erst kürzlich stand er vor euch. Er kämpfte. Keine Niederlage war ihm beizufügen. Bis er sich mit mir anlegte. Doch unehrenhaft entzog er sich seinem Schicksal. Nicht bis zum Tode kämpfte er, nein! Er lauerte auf die Gelegenheit zu fliehen. Viele von euch waren beeindruckt. So sehr es mir missfällt, verübeln kann ich es euch nicht. Selbst mich hat dieser Verführer fast um meinen Verstand gebracht.”
Heuchler! Lügner! Verdreher jeglicher Tatsachen!
”Und ich ließ Gnade walten. Wen von euch habe ich bestraft, ob seiner verräterischen Absichten? Keinen. Denn wir sind allesamt nur am Frieden interessiert. Dem Frieden, den dieser Mann dort unten uns nicht gönnt. Besorgt ließ ich den Entkommenen suchen. Wochenlang. Zum Schutze des Friedens. Er sollte sich hier, vor euch, verantworten, vor denjenigen, denen er einen Groll hegt. Weil sie das haben, was ihm fehlt. Weil er nicht einsichtig genug ist, mit uns in Frieden zu leben. Ja, die Hawari gönnen keinem den Frieden außer sich selbst. Ihr da draußen, die ihr Jahrhunderte im Krieg verbracht habt, die ihr euch Jahrhunderte nach dem, was wir jetzt haben, gesehnt habt. Euch verschmäht er. Sein Haupt sollte er senken, in Scham. Doch sitzt er dortaufrecht. Spuckt euch vor die Füße, ins Gesicht. Respektlos. Taktlos. Ohne das winzigste Anzeichen von Reue.”
Eine kurze Pause, die Masse
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