Zwischen den Zeilen
Beinen über den Boden, während seine Hände sich um einen Standfuß von Buchs Schreibtisch krallend verkrampften.
Zum Glück dauerte dieser Zustand nicht all zu lange.
»Du bist ja selber schuld«, belehrte ihn Buch nun nochmals. »Wärst du vorhin selbst etwas schneller gewesen, hättest du jetzt auch viel weniger Schläge bekommen.«
Als seine Schmerzen schließlich nachließen, fing Florian wie ein kleines Kind zu heulen an. Jammernd und schluchzend blickte er zu uns beiden hoch. Enttäuscht, all seiner vagen Hoffnungen betrogen, verraten und verkauft, entwürdigt, gebrandmarkt und dabei absolut wehrlos. Etwas später dann zuerst noch mürrisch, dann zornig und zuletzt wieder ganz offen böse.
Einen kurzen Augenblick fürchtete ich sogar, dass Florian sich jetzt sogar noch hier in Herrn Buchs Büro übergeben musste. Vor lauter Schmerz und Demütigung. Ich hätte es voll verstanden. Total. Aber eine sofortige weitere Disziplinarmaßnahme wäre wohl die unmittelbare Folge gewesen. So war ich ganz froh, dass er sich nun doch nicht erbrach. Offenbar hatte es durchaus seinen Sinn, dass die Delinquenten hier kein Mittagessen bekamen, bevor sie am frühen Nachmittag dann hier zu Buch hoch geschickt wurden.
Buch blätterte sich derweil gelangweilt durch die restlichen Formulare, mit den Namen all der Jungs, die dort draußen auf dem Flur noch auf ihre Bestrafung warteten. Florian zog währenddessen seine Beine an und hockte sich so direkt auf den Boden, sein Gesicht hinter den angezogenen Knien verborgen. Er malte sich schon die Reaktion all der anderen Jungs in seiner Gruppe aus, wenn sie von seinen perversen Neigungen erfahren würden. Es würde schlimm werden. Sehr schlimm sogar. Aber er war ja schließlich selbst schuld. Warum hatte er denn nicht entschiedener dagegen angekämpft und sich wehrlos Nacht für Nacht beim Wichsen den wildesten Phantasien hingegeben?
»Soooooo«, begann Buch dann zu mir. »Dann geben Sie mal bitte her.«
Ich gab ihm Florians jetzt vollständig ausgefülltes Formblatt. Buch studierte es nochmals sorgfältig. Dann zerriss er es ansatzlos in viele kleine Stücke.
»Weil du gerade so tapfer warst, aber bild’ dir bloß nichts darauf ein«, raunzte er zu Florian hinunter.
Unten huschte nun wieder ein ganz leichtes Lächeln über Florians Gesicht. Ein Ausweg schien sich zu eröffnen.
Buch übergab mir nun ein komplett neues, vollständig leeres Disziplinarmaßnahmenformular.
Ich trug Florians Daten darauf ein.
»Und? Herr Bauer? Was schreiben wir denn nun bei Verfehlung ?« fragte mich Buch mit einem fiesen schelmischen Lächeln.
Ich überlegte kurz, wie ich nun beiden gerecht werden und dabei Florian gleichzeitig wieder eine Brücke zurück in die Gemeinschaft bauen konnte.
» Verfehlung: Besitz von drei Heftchen der Zeitschrift Praline ?« schlug ich daher vor, und merkte schnell an Buchs überheblichem Grinsen und an Florians Gekicher, dass ich da wohl mal wieder etwas zu blauäugig gewesen war.
»Diese ganz spezielle Publikation ist hier bei uns ja nicht einmal ausdrücklich verboten. Zumindest nicht hier in der Oberstufe«, lästerte Buch. »Wir sind ja keine Unmenschen. Wir wissen ja durchaus um die ganz speziellen Bedürfnisse unserer Jungs in diesem ganz bestimmten Lebensalter. Also ruhig etwas härter bitte, Herr Bauer.«
»Hmm. Ja dann, vielleicht so: Verfehlung: Besitz drei Hefte hartes pornographisches Material ( Muschimaus/ Tittenfickmagazin / Unistutenreport ) Okay so?«
»Ja gut. Tragen Sie das ein Herr Bauer. Sie kennen sich in der betreffenden Sachlage ja offensichtlich glänzend aus?«
Ich setze ein ausgeprägtes Machogrinsen auf, zumindest versuchte ich es, und langsam drehte sich Florian wieder in die Höhe. Er strahlte uns an. »Danke Herr Buch. Danke Herr Bauer.«
Buch packte daraufhin die drei Sexheftchen und die Schnipsel des zerrissenen Formulars in einen Müllsack und knotete ihn zu. Er würde ihn nachher auf den Weg nach Hause höchstpersönlich entsorgen. Ganz anonym in der Mülltonne eines Parkplatzes an der Autobahn. Florians kleines Geheimnis war bei ihm nun also in guten Händen.
Bevor Florian schließlich das Büro verließ, nahm ihn sich Buch nochmals zur Brust. »Häng dir doch in Zukunft einfach mal ein nettes Tittenmädchen im Höschen aus dem Wochenend oder der Praline an deine Pinwand. Mach es doch einfach so, wie all die anderen Jungs es hier doch auch machen. Du wirst sehen, es hilft. Und dann sehen wir dich hier oben auch ganz
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