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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Altmann , Berthold F. Bauer
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sein restliches Glas. Schon das zweite innerhalb nur weniger Minuten. Er blickte zwinkernd durch die Schiebetüre hinüber auf mein völlig zerwühltes Bett im Schlafbereich. »Hat bei Ihnen denn heute noch überhaupt niemand sauber gemacht?« fragte er mich dann blinzelnd und hängte sich sein T-Shirt entgegen meiner eindeutigen Anweisung nur locker über seine Schulter.
    »Ich hab mich vorher in der Mittagspause noch mal kurz für eine halbe Stunde hingelegt.«
    »Ach so. Dann ist es ja gut«, grinste er mich jetzt immer frecher unter der zunehmenden Wirkung des schottischen Alkohols an und drückte dabei seine schlanke Brust auf eine ganz bestimmte Weise durch, so dass sein dezenter Ansatz eines Waschbrettbauches dabei sehr gut sichtbar wurde. Ich hatte dabei das komische Gefühl, von Nicki völlig durchschaut worden zu sein. Ich konnte vor ihm einfach nichts verbergen. Er war meinem Bruder einfach schlicht zu ähnlich. Oder konnte man hier im Zimmer etwa riechen, wie stürmisch ich bei mir selbst vorhin dort hinten auf meiner Matratze zugegriffen hatte?
    »Hast du eigentlich eine Freundin?« versuchte ich ihn nun in eine andere Richtung zu lenken.
    »Hier?« Nicki guckte mich erstaunt an.
    »Ja klar«, sagte er dann nach einem kurzen Moment des Zögerns und deutete außen über seinem Hosenbein mit seiner Hand einige dezente Wichsbewegungen an.
    »Jetzt zieh dich endlich an! Wir sind hier schließlich nicht am Baggersee.«
    »Schon gut. Herr Bauer. Ich dachte gerade vorher nur …«
    »Soooooo? Was dachtest du denn? Fürs Denken werden WIR hier bezahlt. Also überlass es besser denjenigen Leuten, die was davon verstehen, okay?«
    »Ja, schon. Geht klar, Herr Bauer«, nuschelte Nicki dann in sich hinein, während er sich sein T-Shirt nun wieder überzog und zwar demonstrativ verkehrt herum mit der bedruckten Brustseite nun auf seinem Rücken.
    »Danke für die maßvollen Drinks.«
    An der Türe zum Flur drehte er sich jedoch nochmals kurz zu mir um.
    »Jetzt komm. Du bist jetzt ja nur noch vier Wochen hier bei uns. Dann gehst Du ja sowieso wieder zur Uni zurück. Warum kann ich denn nicht wenigstens für vier läppische Wochen lang Dein kleiner Bruder sein? Komm lass mich Dir helfen. Lass mich doch einfach diese kurze Zeit lang seine Rolle spielen. Vier Wochen? Ich - ich bin gefühlsmäßig so völlig allein hier. Ich - auch ich brauch hier manchmal einfach jemanden zum Anlehnen. Bitte!?«
    »Jetzt verschwinde endlich«, brachte ich gerade noch hervor, bevor ich ihn umarmte. Grinsend drückte nun auch Nicki mich an sich. Er fühlte sich so himmlisch wärmend an und roch nach diesem herrlichen schwarzen Duschgel, dessen köstlicher Duft in der Hölle selbst gebraut worden zu sein schien. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Genauso hatte es sich angefühlt, als ich mich von meinem jüngeren Bruder zum allerletzten Mal verabschiedet hatte. Drei Wochen später konnte ich dann mitten im Februar nur noch seinen kalten Grabstein an mich drücken. Mein Gott, wie kann man nur auf einem Kula Shaker Konzert den Löffel abgeben. Ausgerechnet Kula Shaker .
    »Okay«, sagte ich dann zu Nicki. »Machen wir einen Deal. Du darfst jetzt die kommenden vier Wochen in die Rolle meines kleinen Bruders schlüpfen. Und dafür hörst Du ab sofort aber auch mit jeder noch so kleinen Kifferei und auch mit dem Rauchen überhaupt auf. Okay? Das ist der Deal! Denn ich habe keine Lust noch einen Bruder an die Suchtmittelindustrie zu verlieren. Und ganz nebenbei krieg ich dafür bestimmt auch noch eine verdammt gute Praktikumsbeurteilung.«
    Ohne das kleinste Zaudern drückte mich Nicki nochmals fest und wärmend an sich.
    »Danke«, war alles, was er sagte.
     
     

Zweiter Teil

Zweiter Teil
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Im Spätsommer des selben Kalenderjahres kam ich dann für ein zweites Praktikum nochmals an diese Schule. Dabei war es diesesmal eigentlich gar kein offizielles Praktikum im Rahmen meines Lehramtsstudiums, sondern eher ein zwei Wochen dauernder inoffizieller Aufenthalt zum Schuljahresanfang, während einer Zeit also, in der ich die Lehrer und Erzieher in der Unruhe und in den Wirren, die sich gerade während dieser ersten Wochen immer wieder einzustellen pflegten, etwas entlasten sollte.
    Nicht nur Nicolas, sondern auch noch mehrere andere Jungs aus meiner Gruppe während meines Praktikums vom Februar und März des selben Jahres hatten sich dabei offenbar ganz ausdrücklich wieder für mich ausgesprochen. Obwohl ich

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