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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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wem?«, fragt Magda ein bisschen zu laut in die Stille, die Ben im Raum hinterlassen hat.
    »Rechte Hälfte gegen linke«, bestimmt Paul. Also spiele ich mit Magda, Moritz, Saskia und Anne.
    »Weiber und Schwule gegen Männer«, bemerkt Boris treffend.
    »Ich komm noch zu euch«, sagt Chris und rückt dabei seinen Stuhl ein wenig in meine Richtung.
    »Willst du uns irgendwas sagen?«, erkundigt sich Sven, vermutlich um die Situation aufzulockern, was tatsächlich kurz zu allgemeinem Gelächter führt.
    »Nein, nur gewinnen, aber wer weiß?«, steigt Chris drauf ein.
    »Deswegen bist du nicht mehr mit Inga zusammen?«, feixt Boris.
    »Sicher, dass es kein Ingo war und du sie uns deswegen nie vorgestellt hast?«, spekuliert Max.
    »Kannst es uns ruhig sagen, Mann… Wir lieben ja auch Josh und Mo…«, geräuschvoll drückt Boris Mo einen Kuss auf die Wange. Einige von uns haben wohl eindeutig ein bisschen zu viel getrunken. Schön, dass alle hier mich lieben und nur Ben sich verpisst…
    »Na dann, lasst uns anfangen«, beschließt Chris und legt die Spielregeln zurück auf den Tisch.
    »Muss man nichts voraussagen?«, fragt Anne nach.
    »Nein, davon steht hier nirgendwo was. Wer will würfeln, Mädels?« Er schiebt den Würfel in unsere Richtung.
    »Sollten wir nicht auf Ben warten?«, wirft Magda ein.
    »Meint ihr, der kommt noch mal wieder?« Anscheinend findet Moritz das witzig. Und auch ein paar andere. Nur ich kann grad echt nicht drüber lachen. »Hast ihn verschreckt, Josh, mit deinem Geständnis. Ich dachte, du wirfst dich gleich vor ihm auf die Knie und holst einen Ring raus.«
    »Moritz!«, ermahnt Magda ihn.
    »Wie witzig«, knurre ich angefressen und rücke ein bisschen auf der Sitzfläche hin und her. Eigentlich sollte es bequemer sein, als vorhin zusammengefaltet auf seinen Oberschenkeln. Ist es aber nicht. Vielleicht sollte ich wirklich mal nachsehen, wo er bleibt…
     
    ***
     
    »Ben? Alles in Ordnung da drin?« Zaghaft klopfe ich an die Badezimmertür und drücke die Klinke. Es ist nicht abgeschlossen. Ben steht da, hat die Hände aufs Waschbecken gestützt und starrt in den Spiegel. Der Abzug des fensterlosen Raumes brummt unerträglich laut.
    »Alles okay?«, frage ich erneut nach, als er nicht weiter reagiert.
    »Oh… ja.« Er klingt ein wenig abwesend. »Ich… Daniel hat angerufen und… ich muss dann wohl los.«
    »Daniel?«, echoe ich skeptisch und ziehe die Augenbrauen hoch. So langsam komme ich mir echt vor wie in einem richtig schlechten Film. Z-Movie sozusagen. Direkter Anwärter auf die Goldene Himbeere fürs schlechteste Drehbuch.
    »Ja«, behauptet Ben, der aufgrund miserabler, schauspielerischer Leistung in ebendiesem Film gleich als schlechtester Hauptdarsteller mit nominiert wird, und nickt so eifrig dabei, als würde diese Geste sein Benehmen glaubhafter machen.
    »Verstehe«, sage ich knapp und muss mich echt zusammenreißen.
    »Ist dringend«, setzt er noch einen obendrauf.
    »Natürlich«, entgegne ich zynisch. »Total.«
    »Es ist… was mit Marlene.«
    »Marlene?« Marlene war der Riesenhund.
    »Ja, ich… sollte wohl bei ihm vorbeischauen. Sie muss vermutlich zum Tierarzt und…«
    »Es ist Samstag und kurz vor elf, ich schätze, das wird ein bisschen schwierig«, werfe ich ein. Irgendwie kommt mir die Geschichte nicht sonderlich glaubwürdig vor. Vielmehr macht es den Anschein, als würde auch Ben sie grade zum ersten Mal hören.
    »Es gibt einen Nottierarzt«, erklärt er, ohne mich dabei anzusehen. »Und ich muss jetzt echt los.« Er löst die Hände vom Waschbecken und kommt auf mich zu. Automatisiert und fassungslos trete ich einen Schritt zur Seite.
    »Ich… kann mitkommen«, biete ich an.
    »Nein, lass mal«, wehrt er ab und ist schon halb aus der Tür. Irgendwie scheint er gar nicht schnell genug verschwinden zu können.
    »Klar, kein Ding, ist ja nicht weit bis zu mir, ich gehe gern zu Fuß«, sage ich feindselig. Ich fass es nicht, dass er mich jetzt einfach stehen lässt. Vor all meinen Freunden. Und seine lächerliche Story mit dem Hund glaub ich ihm schon mal gar nicht.
    Das war's dann wohl. Tolle Party! Hätt ich doch mal meinen Mund gehalten. Ich rede zu viel. Definitiv…
     

Keine Option
     
    Ben
     
     
    Fahrig ziehe ich den Schlüssel aus dem Zündschloss. Der Motor stirbt. Ich nehme die Füße von den Pedalen, bleibe sitzen und vergrabe den Kopf in meinen Armen, die Hände noch immer ums Lenkrad geklammert. Atme tief ein, sauge die Luft in meine Lungen

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