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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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rollt sich vor seinem Sessel zusammen. Ich setze mich aufs Sofa, ziehe ein Bein auf die Sitzfläche, während ich das Handy vor mich auf den Couchtisch lege und die Uhrzeit auf dem Display fixiere. Knapp zwei Stunden hab ich nichts von ihm gehört… Zwei Stunden, seitdem ich weggerannt bin.
    »Wir waren bei seinen Freunden«, fange ich an. Und dann erzähle ich einfach. Dass ich ihn liebe, aber das weiß Daniel auch ohne, dass ich es sage. Dass ich Panik bekommen hab und einfach weggerannt bin. Nur bei der albernen Geschichte mit dem Nottierarzt, die mir ziemlich peinlich ist, bleibe ich unkonkret.
    »Und jetzt?«, fragt Daniel, als ich meine Story schließlich beendet hab. Es tut gut, mit jemandem zu reden. Aber ich hasse es, ihn jetzt darum bitten zu müssen, mir zu helfen. Ich fürchte nur, ich hab keine andere Wahl. Weil ich nicht will, dass es vorbei ist. Und weil es mir leidtut.
    »Na ja, ich dachte… Könntest du ihm vielleicht… eine SMS schicken? Dass es… mir leidtut?«, frage ich zögernd. Ich nippe jetzt doch an einem Glas Wein. Ich brauch was, woran ich mich festhalten kann.
    »Eine SMS?«, wiederholt Daniel meine Frage, als ich mein Glas abstelle und ihm mein Handy hinhalte.
    »Irgendwas mit Sorry für eben «, schlage ich vor. »Und vielleicht, dass es falscher Alarm war.«
    »Falscher Alarm?«
    »Und, na ja, ob er vielleicht… vorbeikommen will.« Ich gehe nicht weiter ein auf den falschen Alarm und starre auf die Tischplatte, um ihn nicht ansehen zu müssen.
    »Nicht im Ernst jetzt, oder?« Daniel klingt amüsiert, aber ich kenne ihn gut genug, um dennoch zu bemerken, dass er es nicht ist.
    »Bitte«, flüstere ich trotzdem. Ich flehe es fast. Anrufen finde ich irgendwie keine so gute Idee. Schließlich hab ich keine Ahnung, ob er vielleicht noch auf der Party ist.
    »Er bedeutet dir viel, oder?« Daniels Stimme ist ruhig. Und eigentlich ist es wohl eher eine Feststellung als eine Frage.
    »Schon«, gebe ich zu und sehe ihn an. Hoffe, dass er jetzt, wie jedes Mal, endlich mein Handy nimmt und mir diese bescheuerte SMS schreibt. Aber das tut er nicht. Stattdessen schiebt er es zurück zu mir über den Tisch.
    »Wie lange willst du so noch weitermachen, Ben?«, fragt er dann. »Denkst du nicht, es ist irgendwann genug?«
    »Genug?« Ich verstehe nicht recht, worauf er hinauswill.
    »Weißt du, es wird immer wieder Partys geben… Situationen, in denen er sich fragen wird, was los ist. Bist du sicher, dass du das willst? Dass du ihn anlügen und vorgeben willst, jemand zu sein, der du nicht bist, nur, damit er dich liebt?«
    »Ich will nicht, dass er sich für mich schämt«, sage ich und schäme mich selbst dafür. »Er hat studiert, genau wie seine Freunde… ich… Wenn er es wüsste, dann… Ich will nicht, dass er es weiß. Ich will, dass er denkt, dass ich… einfach normal bin.«
    »Es ist anstrengend auf Dauer«, wirft Daniel ein. »Und wenn er dich wirklich liebt und ihr zusammen seid, wird er es irgendwann bemerken. Ich kann verstehen, dass es schwer für dich ist, Ben… dazuzustehen, ihm zu vertrauen, den richtigen Zeitpunkt zu finden...«
    »Den gibt es nicht«, widerspreche ich.
    »Rede mit ihm. Wenn es andersrum wäre, würdest du wollen, dass er dir was vormacht?«
    »Ich will einfach nicht, dass er enttäuscht ist.«
    »Vielleicht ist er es mehr, wenn er irgendwann von selbst dahinterkommt.«
    »Ich hab das im Griff«, behaupte ich trotzig. Auch wenn wir beide wohl wissen, dass es mir längst entglitten ist. Ich weiß es. Und trotzdem kann ich es ihm nicht sagen. Ich würd's nicht ertragen.
    »Weißt du, das eigentlich Schlimme daran ist, dass du nicht an dich selbst glaubst. Und, dass du es nicht einmal versuchst.« Daniel seufzt.
    »Dass ich was nicht versuche?«, frage ich genervt. Denn natürlich weiß ich, worauf er hinauswill.
    »Ihm selbst zu schreiben und vor allem, ihm selbst schreiben zu können . Selbst zu antworten auf seine SMS und nicht panisch davonzurennen vor ein paar Buchstaben… Weißt du, vielleicht ist er derjenige, der es wert ist, nicht angelogen zu werden.«
    »Ich denke nicht, dass er damit klarkäme«, sage ich leise und die Worte fallen mir unheimlich schwer. Beinahe so, als wäre es noch erniedrigender, wenn ich es aussprechen muss.
    »All seine Freunde waren an der Uni und…« Dass er mich damit trösten wollte, dass Paul zweimal durch irgendeine Prüfung gefallen ist und Saskia nicht studiert hat, sage ich ihm nicht.
    »Niemand ist perfekt,

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