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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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und versuche, runterzukommen. Es ist vorbei. Ich bin zu Hause… und ich bin allein.
    Ich bin abgehauen. Geflohen, vor einem beschissenen Gesellschaftsspiel und der Panik, aufzufliegen. Vor all seinen Freunden. Aber am meisten wohl vor ihm. Aus dieser Küche, in der nie Platz für mich war. Panisch, ohne weiter drüber nachzudenken, wie sehr ich ihn damit wohl verletze und vor allen Dingen blamiere. Und dass er mir die Story von Marlene, die ich ihm wenig glaubwürdig zur Schadensbegrenzung aufgetischt hab, als er im Bad nachgesehen hat, wo ich bleibe, nicht abgenommen hat… Ich müsste mehr als der Idiot sein, der ich bin, um es nicht zu wissen.
    Das war's dann wohl. Ende. Aus. Vorbei. Auf Wiedersehen, HSV-Mädchen. Niemals HSV gegen Bremen. Denn ich glaube kaum, dass er mir diese Nummer je verzeiht. Ich verzeih sie mir selbst nicht. Komme mir feige vor und versuche, das schale Gefühl hinunterzuschlucken. Aber es verschwindet nicht. Es geht nicht weg. Es geht nie weg…
    Natürlich bereue ich meinen Abgang. Ich hab ihn sitzenlassen. Diesen aufregendsten Kerl, der mir je begegnet ist. Der sich an mich schmiegt und mich leise fragt, ob es okay ist, wenn er seinen Freunden sagt, dass wir zusammen sind, und damit dieses schöne Gefühl in mir drin und mich glücklich macht. Aber ich konnte nicht mehr klar denken, in dieser Küche. Während immer deutlicher wurde, was als Nächstes kommt.
    Ein lächerliches Spiel. Eines, bei dem es um Wissen geht und bei dem man lesen muss. Unaufhaltsam… wie eine Schlinge, die sich zuzieht. Immer enger um meinen Hals. Dieses altbekannte, so beschissene Gefühl, das mich immer ein bisschen begleitet, wenn ich versuche, mich durch den Alltag zu mogeln. Und das plötzlich zu Panik wird, die ich nicht mehr kontrollieren kann. Die meine Kehle zuschnürt und mir die Luft nimmt, wenn es keinen Ausweg mehr gibt. Keinen, außer wegzulaufen. Das ist alles, was ich dann noch kann... Weg... Egal, ob vor einem Formular, einem Stück Papier oder einer Party in feucht-fröhlicher Runde und einem lächerlichen Spiel.
    Weg… aus dieser Situation, soweit es nur irgend geht. Um nicht in die Verlegenheit zu kommen, bemerkt zu werden und sich erklären zu müssen.
    Es hätte nicht viele Möglichkeiten gegeben, es zu versuchen. Ich hatte zu wenig getrunken, um zu behaupten, es läge nur daran, dass ich das, was auf den Karten steht, nicht lesen kann. Und ich hätte nicht nur mich, sondern auch Josh blamiert, vor all seinen Freunden. Josh, der zu blöd ist, zu bemerken, dass er sich in einen Typen verliebt hat, der nicht richtig lesen kann. Und sich den dämlichsten Kerl in ganz Hamburg aussucht, weil er einen sexy Hintern und einen großen Schwanz hat. Ich will nicht, dass sie so über ihn denken… und über mich.
    Ich schlucke und lasse mich nach hinten fallen. Hart trifft mein Hinterkopf die Nackenstütze des Fahrersitzes. Nicht heulen. Nur nicht heulen. Wenn ich dieses Scheiß-Gefühl in mir drin nicht zulasse, geht es irgendwann vorbei…
    Am Ende ist es wohl besser so. Vermutlich sollte ich mir das eingestehen. Auch, wenn es verdammt wehtut. Weil ich ihn liebe... und keine Ahnung hab, wie ich die nächsten Tage überstehen soll. Aber es war sowieso 'ne bescheuerte Idee, zu glauben, dass es funktionieren könnte. Das hätte es nicht. Jemand wie Josh und jemand wie ich hätten schon dann nicht gepasst, wenn ich nur ein Florist wäre... Vielleicht hätte er mich glücklich gemacht. Aber ich hätte ihm niemals das geben können, was er sucht.
    Beinahe in Zeitlupe löse ich meine Hände und lege sie auf meine Oberschenkel. Noch vor einer halben Stunde hat Josh dort gesessen. Mit seinem kleinen, knochigen Hintern, der sich spitz in mein Fleisch gebohrt hat. Und doch war's ein schönes Gefühl. Beinahe ist es, als könne ich seine Hände, mit denen er sich an meinem Nacken festhält, noch spüren. Die warme Berührung, den Druck seiner Handflächen. Seine Fingerspitzen, die fast beiläufig in meinem Haar spielen, während er immer wieder vorgibt, eine bequemere Position zu suchen, um sich ein bisschen an mich zu schmiegen.
    Mit einem wehmütigen Seufzen löse ich den Anschnallgurt und öffne die Autotür. Steige aus dem Wagen und schleiche hinüber zur Haustür. Wie ein geprügelter Hund mit eingezogenem Kopf.
    Da sind doch Tränen. Aber es sind nur ein paar, die ich mit dem Handrücken wegwische. Ich glaube, aufgehört so richtig zu heulen, hab ich ungefähr mit acht...
    Der Bewegungsmelder sorgt für

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