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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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BigBen , hm?«, frage ich spöttisch.
    »Was? Ich hab keine Ahnung, was du meinst.«
    »Das hier!«, sage ich und werfe ihm das Handy in den Schoß. Er wusste es... Ich wusste, dass er es wusste...
    »Wo willst du denn hin?«, fragt er leise.
    »Zurück zur Straße«, fauche ich. Er ist immer noch nicht aufgestanden. Aber das ist mir irgendwie egal. Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es eine Bushaltestelle in der Nähe des Parkplatzes. »Sofern ich es bis dahin schaffe und nicht von irgendeinem deiner perversen Freunde, die in den Büschen lauern, vergewaltigt werde«, gifte ich und stapfe zurück in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Ich hoffe, wenigstens Twinkfister hat heute keine Zeit. Ich sehe nämlich deutlich jünger aus als ich bin…
    Kurz bevor ich den Weg erreicht habe, fummle ich meine Kippen aus der Hosentasche, bücke mich fluchend nach dem Feuerzeug, das dabei aus der Schachtel fällt, bleibe stehen und zünde sie mir an. Fuck off Naturschutzgebiet! Ich hätt gute Lust, diesen ganzen Scheiß hier abzufackeln.
    Zwei Züge lang warte ich. Auf BigBen . Mir ist echt nicht mehr zu helfen. Atme tief ein und versuche runterzukommen. Dann drehe ich mich noch einmal um, in der Hoffnung, dass er mir gefolgt ist, um mir zu sagen, dass ich warten soll und er's mir erklären kann. Dass das alles nur ein Zufall ist und er sich nicht in irgendwelchen Foren rumtreibt und sich dort BigBen nennt. Aber das tut er nicht. Mittlerweile hat er sein T-Shirt wieder angezogen. Sitzt auf der Decke und starrt hinaus auf den See...
     

Zynische Vergangenheit
     
    Ben
     
     
    »Bist du schon zurück?« Daniel scheint ziemlich überrascht, mich zu sehen.
    »Hm.« Verlegen starre ich auf meine Schuhspitzen. Sie sind immer noch staubig vom Sand des Baggersees. »Ich wollt nur sagen, dass ich morgen wohl doch mit zum Großmarkt komme.«
    Marlene, die mich längst an meinen Schritten im Treppenhaus erkannt hat, drängt sich an ihm vorbei in den Flur und stupst mit der Schnauze meine Hand.
    »Hey«, begrüße ich sie wenig enthusiastisch und tätschle ihr den Kopf.
    »Okay.« Daniel klingt einigermaßen verwundert. Offenbar hat er nicht damit gerechnet, dass ich ihn begleite. »Ich… Bis morgen dann«, verabschiede ich mich. War 'ne blöde Idee, bei ihm zu klingeln. Aber Daniel wäre wohl nicht Daniel, wenn er mich einfach so davonkommen ließe.
    »Willst du nicht vielleicht reinkommen und erzählen, was los ist?«, fragt er. Und eigentlich will ich nicht. Aber in meiner Wohnung zu sitzen und allein drüber nachzudenken, was zur Hölle da vorhin am See passiert ist, macht wohl genauso wenig Sinn.
    Im Grunde hätte es ein wirklich netter Nachmittag werden können. Er und ich da an diesem milden Frühlingstag am See. Wir hätten was essen können, aus dem Korb, den ich für uns vorbereitet hatte. Und vielleicht wären wir danach noch ein bisschen mit offenem Verdeck rumgefahren, weil ich glaube, dass er das mag. Ich hätte ihn nach Hause gebracht, wir hätten uns zusammen einen Film angesehen oder geredet, uns dabei geküsst und wenn er mich gefragt hätte, ob ich über Nacht bleiben will, dann wäre ich geblieben. Und wir hätten die Sache von neulich wiederholt. Den Sex. Der verdammt schön war für mich.
    Stattdessen kam von irgendwoher plötzlich so ein dämlicher Typ aus dem Gebüsch und wollte uns beim Rummachen zusehen. Und anstatt drüber zu lachen, ist er total ausgeflippt, hat was gefaselt von wegen, dass ich das ja wusste, mich Big Ben genannt und ist einfach abgehauen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich noch am See gesessen hab. Mit meinem Handy in der Hand, auf dem er wohl irgendwas im Internet gefunden hat, und diesem beschissenen Gefühl, mal wieder nicht zu wissen, was los ist, weil ich außer ein paar kleinen, schlüpfrigen Bildchen nichts weiter entziffern konnte. Ich hab keine Ahnung, was da stand. Und ich war nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, ihn zu fragen. Weil er vermutlich gedacht hätte, ich würde ihn verarschen. Und ihm einfach zu sagen, dass ich das, was er mir da anklagend hinhält, nicht lesen kann, kann ich nicht. Weil ich nicht will, dass er mich für einen Idioten hält.
    Vielleicht versuche ich es nachher am PC. Es ist mühsam für mich, jeden einzelnen Buchstaben auf der Tastatur zu suchen und einzugeben. Aber wenn ich es schaffe, die Seite wiederzufinden, die er übers Handy aufgerufen hat, kann ich es mir vorlesen lassen. Und mir so dann vielleicht zusammenreimen, was ihn dazu veranlasst

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