Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
geworden, dachte er noch, doch dann klingelte das Telefon, und das brachte ihn auf andere Gedanken.
Endlich frei, seufzte Bäckström, als er den Ausgang zur Kungsholmsgatan verließ und die Kneipe ansteuerte. Den leeren Ordner warf er in den nächsten Papierkorb.
*
Gegen Mitternacht lag Lars Martin Johansson schon in seinem Bett in der Wollmar Yxkullsgatan und hörte die Glocken der Marienkirche läuten. Klasse Weib, dachte er. War richtig nett, mit ihr zu reden, obwohl sie doch auch bei der Polizei ist. Ob sie wohl mit diesem Trottel in Växjö verheiratet ist, oder lebten sie nur zusammen? Man kann nicht alles haben, dachte Johansson und seufzte. Oder doch? Kann man vielleicht alles haben? Diese neue Überlegung versetzte ihn in eine seltsam fröhliche Stimmung. Morgen ist auch noch ein Tag, dachte er, und dann bekomme ich vielleicht alles? Johansson streckte die Hand aus und löschte die Nachttischlampe, drehte sich auf die rechte Seite, schob den Arm unter sein Kopfkissen und schlief schon nach wenigen Sekunden so tief, wie es eben seine Art war.
*
Vindeln stand in der guten Stube. Er hatte Kalles Korb auf den Eichentisch vor dem Fenster gestellt. Er streichelte das weiche Fell, und Kalle schien zu schlafen, so still, wie er da lag. Am nächsten Morgen würde Vindeln sich um die Beerdigung kümmern. Kommt Zeit, kommt Rat, dachte Vindeln, aber im Moment war er gar nicht so zuversichtlich. Mit dem Handrücken wischte er sich eine Träne ab. Besser, ich mache das Fenster einen Spaltbreit auf. Elchhunde mögen es nicht, wenn es zu warm wird.
*
Polizeiwachtmeister Stridh war nach der Schicht sofort nach Hause gefahren. Hatte sich ein üppiges, nahrhaftes Abendbrot zubereitet und es mit einer wohl ausgewogenen Auswahl aus den Delikatessen gekrönt, die sein großzügig gefüllter Kühlschrank enthielt. Dazu gab es ein kaltes Bier. Jetzt lag er auf dem Wohnzimmersofa und las Winston Churchills Biografie über dessen Vorfahren, den Herzog von Marlborough. Das Werk hatte vier Bände und an die dreitausend Seiten, doch da Stridh erst am Montagnachmittag wieder Dienst hatte, hatte er jede Menge Zeit. Ein großer Mann, dachte Stridh, ganz anders als dieser Narr mit dem Schnurrbart, der die ganze Welt in Brand stecken wollte und es fast geschafft hätte, wenn der alte Winston nicht gewesen wäre. Seltsam, dass er kein Junggeselle war, dachte Stridh, während er es sich auf dem Sofa gemütlich machte und die Stelle im zweiten Band aufschlug, wo er mit dem Lesen aufgehört hatte, als er zum Dienst musste.
Sein junger Kollege Oredsson hatte sich nach dem Dienst Trainingskleidung angezogen und war in den Trainingsraum im Keller gegangen. Um diese Tageszeit war hier nie viel los, und nach der Arbeit noch Eisen zu stemmen, erschien ihm geradezu als läuterndes Bad. Es half ihm, die neuen Eindrücke und Erfahrungen zu sortieren und in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Dass für fast alle Verbrechen, die derzeit in Schweden begangen wurden, Ausländer verantwortlich zeichneten, hatte er schon am ersten Tag begriffen, aber wie sollte man dieses Problem lösen? Sie einfach wieder nach Hause zu schicken, was sicher das Einfachste gewesen wäre, war unter den herrschenden politischen Verhältnissen undenkbar. Aber was sollte man sonst tun, und wie könnte man politische Verhältnisse schaffen, die die nötigen Veränderungen überhaupt ermöglichten? Darüber muss nachgedacht werden, dachte Oredsson. Und mit den Kollegen diskutiert, auf die Verlass ist. Dass er nicht allein war, hatte er nämlich ebenfalls schon am ersten Tag begriffen.
*
Zu Hause in seinem Schlafzimmer lag Wiijnbladh wichsend im Bett und stellte sich vor, was seine Frau in dieser Nacht wohl trieb. Dass sie nicht mit ihren Freundinnen ausging, hatte er schon vor mehreren Jahren durchschaut. Damals hatte er sich einen Dienstwagen geliehen und war ihr gefolgt. Sie war direkt zu einem seit einigen Monaten geschiedenen Kollegen draußen in Älvsjö gefahren, und da fast sofort das Licht in seiner Wohnung erloschen war, brauchte man kein Polizist zu sein, um zu begreifen, dass es sich nicht um den ersten Besuch handeln konnte. Er war die halbe Nacht in dem kalten Wagen sitzen geblieben, hatte die schwarzen Fenster angestarrt, und seine Gedanken hatten sich in seinem Kopf durchkreuzt wie das Licht von Suchscheinwerfern. Danach war er nach Hause gefahren, hatte kein Wort über die Sache verloren und mit keiner Miene zu erkennen
Weitere Kostenlose Bücher