Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
wollen.
»Verdammt, Erik«, sagte er. »Wenn man bedenkt, dass bald Weihnachten ist und überhaupt. Darf ich dich zu einem Cognac einladen?« Plötzlich hatte er ganz anders ausgesehen. Fast wie ein Junge, der nicht weiter wusste und einen Erwachsenen um Rat bitten wollte.
»Aber nur zu einem kleinen«, sagte Berg und lächelte. »Wenn du auch einen nimmst.«
»Aber sicher doch«, meinte der Sonderbeauftragte und wirkte wieder wie immer. »Vielleicht sogar zwei, aber das entscheide ich später.«
»Ich höre«, sagte Berg, nickte freundlich und ließ sich im Sessel zurücksinken.
Vielleicht wird es ja trotz allem auch dieses Jahr wieder Weihnachten, dachte er.
»Kennst du einen Kriminaldirektor namens Lars Johansson?«, fragte der Sonderbeauftragte. »Großer, grober Norrländer, mein Alter, leitet das Landeskriminalamt. Stellvertretend, glaube ich, wird nach Neujahr wohl Bürochef.«
Ob ich Lars Martin Johansson aus Näsäker kenne?, dachte Berg. Was soll ich denn darauf antworten?
»Ja«, sagte Berg.
»Wie ist er?«, fragte der Sonderbeauftragte neugierig und beugte sich vor.
Berg nickte nachdenklich und trank einen großen Schluck Cognac, um sich seine Antwort überlegen zu können.
»Wie er ist? Wie meinst du das?«
»Wie er als Kriminalpolizist ist, meine ich.«
»Er ist der Beste«, sagte Berg. Denn das ist er doch, dachte er überrascht, so wie er es gesagt hatte.
»Was kann er gut?« Der Sonderbeauftragte nickte ihm auffordernd zu.
»Er kann sehr gut eine Lage peilen«, sagte Berg. »Es ist fast schon ein bisschen unheimlich. Manchmal kriegt man das Gefühl, dass er so einer ist, der um die Ecke schauen kann«, fügte er lächelnd hinzu.
Was für eine Frage, dachte er dann. Es muss ja trotz allem schon an die zehn fahre her sein.
»Das klingt fast, als könne er auf dem Wasser gehen«, sagte der Sonderbeauftragte.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das nicht kann«, sagte Berg. Und er träumt bestimmt auch nicht davon. Nicht Lars Martin Johansson.
»Gibt es sonst noch Dinge, die er gut kann?«
»Er ist verschwiegen«, sagte Berg begeisterter, als er beabsichtigt hatte.
»Keine Plaudertasche also«, sagte der Sonderbeauftragte.
»Wenn er beschlossen hat, etwas nicht zu sagen, dann erfährt es auch niemand«, sagte Berg und nickte nachdrücklich. »Das Problem ist wohl eher, dass er genau das tut, was er für richtig hält.« Worauf willst du hinaus?, überlegte er.
»Klingt wie ein denkender Mensch«, sagte der Sonderbeauftragte und seufzte leicht. »Hat er keine Fehler oder Mängel wie wir gewöhnlichen Sterblichen?«
»Na ja«, sagte Berg. »Ich glaube, wenn er erst einmal die Lage gepeilt hat, dann ist alles andere für ihn weniger wichtig.« Zum Glück, dachte er.
»Dass die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen muss und so?«
»Ungefähr so könnte man es vielleicht ausdrücken«, sagte Berg. »Suchst du für mich einen Nachfolger?«, fügte er dann hinzu und lächelte schwach.
»Das nun wirklich nicht«, sagte der Sonderbeauftragte und schien fast ein wenig schockiert zu sein. »Habe ich das denn nicht gesagt? Mein hoher Chef und ich sind mit deinen Leistungen außerordentlich zufrieden. Von uns aus kannst du gern bis zu deinem Lebensende weitermachen.«
Und wenn dieser Johansson so ist, wie du sagst, dann ist er der Letzte, den wir einstellen würden, dachte er insgeheim.
»Schön zu hören«, sagte Berg und lächelte. »Wenn ich ganz aufrichtig sein darf, dann war das nicht immer mein Eindruck.«
»Ich weiß, ich weiß«, sagte der Sonderbeauftragte und wirkte fast ein wenig schuldbewusst. »Das war immer schon mein Problem. Du solltest mal hören, wie meine Exfrauen und meine Kinder mich beschreiben. Es ist einfach grauenhaft. Aber wir arbeiten daran. Es ist das Einzige, woran Ulla-Karin und ich arbeiten.«
»Ulla-Karin ist deine neueste Frau?«, sagte Berg mit einem gewissen Zweifel, da er nur vage Erinnerungen an die in dieser Hinsicht ziemlich lebhafte Personalakte des Sonderbeauftragten besaß.
»Nein, zum Teufel«, sagte der Sonderbeauftragte mit Inbrunst. »Ulla-Karin ist meine Psychiaterin, meine Therapeutin, großartige Frau, Dozentin an der Uni, klug wie ein Pudel, oder sogar wie eine ganze Pudelzucht.«
»Schön zu hören«, sagte Berg neutral. Ob er sich wohl über mich lustig macht?, überlegte er.
»Meine Frauen waren immer total verrückt«, sagte der Sonderbeauftragte und lachte vor sich hin. »Vollkommen verrückt.«
»Das war sicher nicht leicht«,
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