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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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sagte Berg kurz. »Er will seine Ruhe haben und Weihnachten und Neujahr mit seiner Familie und einigen guten Freunden feiern.«
    »Die gesegnete Weihnachtszeit«, sagte der Sonderbeauftragte und nickte im Schutze seiner halb gesenkten Augenlider und seines spöttischen Lächelns.
    »Was mir am meisten Sorgen bereitet«, sagte Berg jetzt, denn er wollte sich nicht einfach abservieren lassen, »ist, dass er offenbar fast eine Woche in Harpsund verbringen will.«
    »Ich weiß, ich weiß, denn auch mir ist in Form einer kleinen Einladung die Gnade erwiesen worden«, seufzte der Sonderbeauftragte.
    »Harpsund ist ein sicherheitspolizeilicher Albtraum«, sagte Berg und nickte allen Anwesenden nachdrücklich zu.
    »Du denkst an diese schreckliche Köchin«, sagte der Sonderbeauftragte. »Ja, die ist wirklich ein Albtraum. Wenn ich die Einladung annehme, dann frage ich mich, ob ich mir nicht ausreichend Proviant mitnehmen sollte.«
    »Ich denke nicht an die Köchin«, sagte Berg, der durchaus nicht zum Scherzen aufgelegt war. »Ich denke an einen oder mehrere Angreifer, und so, wie es da unten aussieht, brauchen sie nicht einmal besonders qualifiziert zu sein.«
    »Auch darüber habe ich mit meinem lieben Chef gesprochen«, sagte der Sonderbeauftragte. »Der Leiter deiner Leibwächter ist einfach ungeheuer einfältig, und am Ende hab ich dann aufgegeben. Also hab ich mit dem Chef gesprochen, aber der will einfach seine Ruhe haben, in letzter Zeit war schrecklich viel los, könnte man sagen, und wenn ich indiskret sein und ihn selbst zitieren will, dann glaubt er nicht, dass die für die kommenden Feiertage in der Gemeinde Flens zu erwartenden Verbrechen das große Problem in seinem Leben darstellen, im Moment jedenfalls nicht. Er will ein paar Tage frei haben, Frau und Kinder, Geschenke und Weihnachtsbaum, Friede und Freude, keine Leibwächter, überhaupt keine Polizei, nicht einmal Wächter in rotem Kostüm, die unten am Zaun herumlungern.« Der Sonderbeauftragte lachte belustigt.
    »Auch ich hatte auf ein paar ruhige Tage gehofft«, sagte Berg ernst.
    »Ja, das tun wir doch alle«, sagte der Minister und klang ungewöhnlich engagiert. »Ich werde mit meiner alten Mutter Weihnachten feiern, und wenn man bedenkt, dass sie sich der Hundert nähert, so danken wir wirkli …«
    »Kannst du es so arrangieren, dass er sie nicht im Haus zu haben braucht?«, fiel der Sonderbeauftragte ihm ins Wort.
    »Ja«, sagte Berg. »Das kann ich. Ich kann sogar dafür sorgen, dass sie ihm nicht einmal unter die Augen kommen.« Auch wenn das mehr als doppelt so viel an Mitteln verschlingen wird, dachte er.
    »Dann ist das abgemacht«, sagte der Sonderbeauftragte. »Ich werde den Chef schon mal vorwarnen, damit er nicht zu seinem Elchsstutzen greift und sie aus Versehen über den Haufen schießt, wenn sie in seinem Garten umherschleichen.«
    »Das wäre wirklich praktisch«, sagte Berg.
    »Aber ich kann nicht versprechen, dass er nicht versuchen wird, sie zu Punsch und Pfefferkuchen einzuladen«, sagte der Sonderbeauftragte. »Mein Chef wird um diese Jahreszeit leicht sentimental, und wir wollen doch seine Anpassungsfähigkeit nicht unterschätzen oder … wie nennt ihr Polizisten das noch? … seine Begabung dafür, sich mit der Lage abzufinden.«
    »Pfefferkuchen und Punsch, das geht sicher gut«, sagte Berg.
    »Aber natürlich keine Mengen«, sagte der Sonderbeauftragte und hob abwehrend die Hand.
    Nach der Besprechung hatten sie in Rosenbad zu Mittag gegessen, auch das war nun seit vielen Iahten schon Brauch. In der bürgerlichen Zeit war es oft richtig gemütlich gewesen, sie hatten reichlich zugelangt, und die Gespräche waren offenherzig und fröhlich verlaufen. Und man brauchte sich auch nicht die ganze Zeit den Kopf darüber zu zerbrechen, was die anderen eigentlich meinten, wenn sie etwas sagten, dachte Berg. Aber auch das hier war kein schlechtes Essen gewesen. Alle außer Berg, der danach wieder ins Büro musste, hatten Schnaps zu dem als Vorspeise servierten kleinen Weihnachtsteller getrunken. Der Minister hatte zwei genommen, der Sonderbeauftragte sogar drei, indem er sein Glas heimlich wieder gefüllt hatte, als er sich unbeobachtet wähnte, während der Staatssekretär sich mit einem begnügt hatte, um zu betonen, dass auch er dazu gehörte.
    Beim Kaffee hatten der Minister und der Staatssekretär um Entschuldigung gebeten, sie hatten noch dringende Termine, der Sonderbeauftragte aber hatte mit Berg unter vier Augen sprechen

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