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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Ministerpräsident Berg mitteilen lassen, dass er im Ministerrat gewisse Sicherheitsfragen zur Sprache bringen wollte, dass er deshalb beschlossen hätte, dass sein Sonderbeauftragter hinfort an den Besprechungen teilnehmen sollte, und dass er davon ausging, dass Berg sich sofort melden werde, wenn er an dieser Personalentscheidung etwas auszusetzen habe.
    Fast sieben Jahre hatte Berg sich kein so deutliches Wort seiner Auftraggeber mehr anhören müssen, und diesmal, anders als beim letzten Mal, war er doch ein wenig erschütterter und beunruhigter, als ihm lieb war. An sich hatte er mit etwas in dieser Art gerechnet, er hatte nicht einmal die Möglichkeit ausgeschlossen, dass er in die Kanzlei zitiert werden würde, um sich sagen zu lassen, dass sein Nachfolger bereits ernannt sei, aber gerade mit dieser Entscheidung hatte er eben nicht gerechnet, vor allem nicht mit dem letzten Teil der Direktive des Ministerpräsidenten: »Einwände gegen meine Entscheidung.« In Bergs Ohren klang das verdächtig nach einem Wink mit dem Zaunpfahl oder sogar nach einer Warnung.
    Sowohl Berg als auch der Ministerpräsident und dessen Sonderbeauftragter wussten natürlich, dass Letzterer seit Jahren in der höchsten Schutzkategorie rangierte. Die Frage war, ob der Ministerpräsident und der, um den es hier ging, noch mehr wussten, überlegte Berg. Zum Beispiel, dass Berg dessen Personalakte gesäubert hatte, so dass der Betreffende nichts über all die Informationen erfuhr, die Berg über ihn hatte. Er hatte sich die halbe Nacht den Kopf darüber zerbrochen und sich am Ende wie in einem Spiegel gesehen, der einen anderen Spiegel schräg hinter seinem Rücken spiegelte und ihn damit bis in die Unendlichkeit vervielfältigte, und am folgenden Tag war er müde und niedergeschlagen gewesen. Für einen kurzen Moment hatte er allen Ernstes überlegt, seinen vertrautesten Mitarbeiter zu sich zu bestellen, um sich mit ihm zu beraten, den Leitenden Polizeidirektor Waltin, Chef der externen Tätigkeiten, aber da jetzt nicht die Zeit für Schwäche war, hatte er diesen Gedanken wieder verworfen. Niemals zeigen, was man denkt. Abwarten und abwägen, dachte Berg. Außerdem wusste er ja auch nicht, ob er Waltin durch und durch vertrauen konnte.
    Vielleicht habe ich mir unnötig Sorgen gemacht, dachte Berg hinterher, und wenn man sich einfach nur ansah, was bei dieser Besprechung gesagt worden war, dann war sie in gutem Einvernehmen und mit nur geringfügigen Einwänden seitens seiner Auftraggeber verlaufen. Der neue Justizminister hatte ein gewisses Erstaunen darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Kurden dermaßen weitgehende staatsfeindliche Pläne hegten, wie die von Berg so »verdienstvoll« durchgeführten Untersuchungen zeigten, aber eigentlich kannte seine Überraschung doch Grenzen, denn wenn er »mal ein bisschen persönlich« sein dürfe, dann habe er schon längst begriffen, dass »sich da etwas zusammenbraue«.
    »Bei den Kurden, meine ich«, fügte er hinzu.
    Der ist jedenfalls kein Grund zur Besorgnis, dachte Berg.
    Der neue Teilnehmer der Gruppe hatte nicht sehr viel gesagt. Einmal schien er sogar eingenickt zu sein, als er mit geschlossenen Augen zurückgelehnt in seinem Sessel saß, aber als Berg auf seine fortlaufende Untersuchung der demokratiefeindlichen Entscheidungsträger innerhalb von Polizei und Militär zu sprechen kam, war er plötzlich zum Leben erwacht und hatte die schweren Augenlider immerhin ein wenig gehoben.
    Berg hielt nichts von seinem Blick und auch nicht von seiner Miene. Der Mann schien das Ganze eher lustig zu finden, und Berg hatte das unangenehme Gefühl, dass der andere ihn betrachtete wie einen Gegenstand, nicht wie einen Menschen. Danach hatte er plötzlich so heftig gelacht, dass sein dicker Bauch auf und ab gehüpft war, er hatte genickt und Berg angestrahlt, ohne seine Augenlider auch nur um einen Millimeter zu bewegen.
    »Hört das Donnern in den Kratern der Justiz!«, lachte er, und wieder hüpfte sein dicker Bauch. »Wann werden wir diese gute Zigarre genießen? Ich kann es kaum erwarten.«
    »Meinen Mitarbeitern zufolge werden wir Anfang nächsten Jahres einen ersten Überblick vorlegen können«, erwiderte Berg mit korrekter Miene.
    »Die Zeit der Wunder scheint also noch nicht vorbei«, erklärte der Sonderbeauftragte des Ministerpräsidenten. Er war jetzt wieder in seinem Sessel zurückgesunken, hatte die Augenlider geschlossen, und ein belustigtes Lächeln umspielte seine Lippen.
    Der Mann

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