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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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hatte gleich nach der Polizeischule geheiratet und ebenfalls seinen Dienst bei der Stockholmer Bereitschaftspolizei angetreten. Er hatte sich sehr schnell drei Kinder und Probleme mit den Finanzen, dem Alkohol und der Gattin zugelegt. Dann hatte seine Frau ihn verlassen und die Kinder mitgenommen. Er war im Suff mit einem Streifenwagen losgefahren, hatte einen Kiosk gerammt, hatte Strafe zahlen müssen und war zur Bewährung verurteilt worden, hatte sich mit Beförderungssperre und Lohnabzug abfinden müssen, und am Ende war ihm eine neue Laufbahn als Aufsicht im Fundbüro der Polizei angeboten worden. Dort war er fünf Jahre geblieben, und in dem Sommer, in dem sein jüngerer Bruder seinen Dienst in Stockholm City angetreten hatte, hatte er sich einen Dienstwagen ausgeliehen, war nach Vaxholm hinaus und vom Dampferanleger direkt ins Wasser gefahren.
    Berg vertrat die Auffassung, Blut sei dicker als Wasser, aber wenn es um seinen Neffen ging, dann war diese Überzeugung schon mehr als einmal ins Wanken geraten. Nachdem sein Bruder verunglückt war, so lautete die offizielle Version, hatte er sich natürlich alle Mühe gegeben, seinen jungen Verwandten auf den geraden Weg zu bringen. Da sie im Alter nur zwölf Jahre auseinander waren – und in einsamen Stunden dankte Berg seinem Schöpfer dafür, dass der Altersunterschied nicht größer war –, hatte er versucht, dem Neffen ein älterer Bruder zu sein, doch das hatte sich längst als vergebliche Liebesmüh erwiesen.
    Der Neffe hatte während seiner ganzen Schulzeit miese Zeugnisse nach Hause gebracht. Er hatte sich bereits in der ersten Grundschulklasse einen soliden Ruf als Despot erworben, und die politischen Ansichten, die er oft und gern zum Ausdruck brachte, waren im schwedischen Parlament einfach nicht vertreten.
    Aber er war groß und grob, er hatte einen Großvater, einen Vater und einen Onkel, die allesamt bei der Polizei waren oder gewesen waren, und so war er nach seiner Bewerbung an der Polizeischule mit offenen Armen empfangen worden.
    Seine Karriere war wie geschmiert gelaufen, und schon zwei Jahre später war er zum Leiter der bei weitem meistverklagten Mannschaft von Stockholms Einsatzkommandos avanciert. Und ohne auch nur eine Ahnung davon zu haben, worum es ging, verfügte er über eine Eigenschaft, die ihn für die Organisation, der er diente, nützlich werden ließ. Polizisten wie er, dachte Berg, schufen für alle normalen und funktionierenden Kollegen den passenden Handlungsspielraum. Außerdem war er eine ungenutzte Ressource für die Aktivitäten, die Berg repräsentierte.
    Eine absolute Mehrheit der Polizei wählte die Rechtsliberalen, das wusste Berg. Er wusste auch, dass das sehr viele nur deshalb taten, weil es keine radikalere Alternative gab, und damit war seine Aufgabe klar. Nämlich: eine Aufstellung über verfassungsfeindliche Elemente innerhalb der Polizei aufzustellen und nach und nach den Auftrag auf ähnlich Gesinnte beim Militär auszudehnen. Privat gab es dort schon allerlei Kontakte über die Dienstgrenzen hinaus, weswegen die Sache nicht allzu schwer werden dürfte.
    Berg hatte den ausführlichen Kommentar zu dem Bericht über undemokratische Bewegungen und Elemente innerhalb der Organe, die die Sicherheit des Landes vor äußeren und inneren Gefahren beschützen sollten, selbst verfasst, und er hatte dabei sorgsam betont, dass zwei Organisationen sich in der Geschichte als außerordentlich gefährlich für die politisch eingesetzten Machthaber erwiesen hatten, nämlich das Militär und die Sicherheitspolizei. Er hatte seinen Bericht mit der Feststellung beendet, dass es sich um ein wichtiges, leider aber vernachlässigtes Problem handele, dem man jedoch seit einiger Zeit beträchtlich größeres Interesse gewidmet habe. Er lieferte auch dafür eine Erklärung: »Die Tatsache, dass unsere schwedische Demokratie eine der stabilsten Demokratien ist, die die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts überhaupt kennt, ist vermutlich die grundlegende Ursache dafür, dass das sicherheitspolitische Interesse an dieser Frage bisher so gering war.«
    Es hatte zwölf Tage gedauert, nicht vierzehn, bis Berg und seine Mitarbeiter in die Staatskanzlei gerufen worden waren, um ihre Prioritäten zu begründen. Normalerweise waren bei solchen Besprechungen drei Teilnehmer zugegen, der Justizminister, der zuständige Staatssekretär und Berg selbst, doch diesmal hielt sich noch eine weitere Person im Raum auf. Eine Woche zuvor hatte der

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