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Zwischen Diesseits und Jenseits

Zwischen Diesseits und Jenseits

Titel: Zwischen Diesseits und Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Soll ich nachschenken?«
    »Nein... nein... nicht.«
    »Gut.«
    Er wollte nicht stehen bleiben und nahm in einem zweiten Sessel Platz, nachdem er ihn in die Nähe des Mannes geschoben hatte. Pasquale sagte noch nichts. Er atmete noch immer heftig. Das Gesicht war auch jetzt leicht verzerrt, und Ignatius hatte das Gefühl, dass sich der Mitbruder auch jetzt nicht in Sicherheit fühlte.
    Auf der Hut sein mussten sie immer. Die Weiße Macht war nicht nur ein Dienst, der nach Feinden suchte, nein, auch sie wurden von Feinden aufgespürt, und es waren oft Mächte, die mit den normalen Regeln nicht zu erklären waren. Father Ignatius hatte oft genug gegen die Mächte der Finsternis kämpfen müssen, früher im Kloster St. Patrick im schottischen Hochland und seit einigen Jahren als Chef des Geheimdienstes der Weißen Macht.
    Er blieb ruhig, auch wenn es in seinem Innern anders aussah. Und er ahnte, dass diese Nacht für ihn noch nicht beendet war und einen anderen Verlauf nehmen würde, als er es sich vorgestellt hatte.
    »Draußen, Bruder Ignatius, draußen...«, krächzte Pasquale.
    »Ja, was ist dort?«
    Pasquale dachte nach. Er stöhnte auf und deutete ein Kopfschütteln an. »Draußen im Garten. Ich bin angegriffen worden. Sie haben sich versteckt gehalten, aber plötzlich waren sie da. Ich wollte nur etwas frische Luft schnappen. Dann...«
    »Bitte, Pasquale, ich unterbreche dich nur ungern. Aber wer ist dort gewesen?«
    Der Blick des Mannes erhielt einen glänzenden Ausdruck. »Die Vögel«, flüsterte er. »Die riesigen Vögel sind gort gewesen. Sie lauerten zwischen den Bäumen, und dann griffen sie mich an...«
    Ignatius war skeptisch, und das verriet auch sein Gesichtsausdruck. »Waren es tatsächlich Vögel?«
    »Wenn ich es dir sage.«
    »Beschreibe sie mir.«
    »Es war dunkel.«
    »Versuche es trotzdem.«
    »Sie... sie waren so groß, Ignatius. Wahnsinnig groß. Mit riesigen Schwingen. Solche Vögel gibt es eigentlich nicht. Ich habe sie vorher noch nie gesehen, aber sie griffen mich an. Sie fielen einfach über mich her. Es war wirklich der reine Wahnsinn.«
    »Sie haben dich am Hals erwischt.«
    »Genau.«
    Ignatius nickte. »Hackten sie mit den Schnäbeln nach dir?«
    Pasquale überlegte. Er blickte Ignatius dabei starr an und schüttelte plötzlich den Kopf. »Nein, nein, das waren keine Schnäbel, glaube ich wenigstens.«
    Ignatius blieb sehr ruhig, auch wenn ihn ein bestimmter Verdacht beunruhigte. Er stand auf und beugte sich über Pasquale hinweg, als wollte er ihn umarmen.
    »Was ist?«
    »Ich möchte mir mal deine Wunde anschauen.«
    »Ja, bitte.«
    Es war hell genug. So brauchte Ignatius erst keine Taschenlampe zu holen. Er bat seinen Mitbruder den Kopf nach rechts zu legen, damit sich die Haut auf der linken Seite straffte und keine Falten mehr warf. So bekam Ignatius einen besseren Blick. Trotz des Blutes sah er, dass die Wunde nicht von einem Schnabelhieb stammte, denn sie bestand aus zwei Einstichen. Sie lagen nebeneinander, als hätte jemand Messerspitzen zuerst in den Hals getrieben und sie dann nach unten gezogen, denn da hing die Haut wie zwei dünne Lappen herab.
    Ignatius zog sich wieder zurück. Diesmal setzte er sich auf die Kante des Sessels. »Kannst du mir noch mal genau beschreiben, wer dich da angegriffen hat?«
    »Ja, das kann ich.«
    »Schön, ich höre zu.«
    »Große Vögel. Es sind große Vögel gewesen.«
    Ignatius räusperte sich. »Glaubst du wirklich, dass es Vögel waren, mein Freund?«
    »Ja – wer... wer... sonst?«
    »Beschreibe sie mir genau.« Ignatius wollte auf Nummer sicher gehen und seinen Verdacht erhärtet haben. Er erkundigte sich genau nach der Form der Schwingen. Pasquale gab sich Mühe. Er beschrieb das, was ihm in Erinnerung geblieben war. Viele Details fielen ihm nicht mehr ein, aber Father Ignatius wusste auch so, wen sein Mitbruder draußen gesehen hatte.
    »Schon gut«, flüsterte er, richtete sich auf und blieb für einen Moment nachdenklich stehen. Dann drehte er sich um. Ohne ein Wort zu sagen, ging er auf eines der großen Fenster zu und zog dort den Vorhang zur Seite.
    Er schaute hinaus in den dunklen Park, blickte auch zum Himmel, der eine ungewöhnliche Farbe bekommen hatte. Es war nicht unbedingt dunkel und auch nicht hell. An ihm zeichnete sich durch das Licht des Mondes ein ungewöhnliches Grau ab, das von den hellen Streifen zittriger Wolken durchdrungen wurde.
    Bewegungen sah er nicht. Abgesehen von den Lichtern eines Flugzeuges, das in

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