Zwischen Diesseits und Jenseits
Ich konnte doch nicht einfach hier sterben und noch vor dem Tod alle Ängste durchleiden, zu denen ein Mensch überhaupt fähig ist.
Die Masse war gnadenlos!
Ebenso wie die verfluchte Gestalt in der Mauer. Der Showman war das Wesen aus dem Höllenschlamm, aber danach sah er mir leider in diesen Momenten nicht aus. Er wirkte real, und er genoss es, mich leiden zu sehen. Das war seine Rache.
Kam ich an ihn heran?
Nein, nicht mit einer Kugel. Einen zweiten Versuch brauchte ich gar nicht zu starten.
Welche Möglichkeit gab es noch?
Um Hilfe rufen. Okay, man hätte mich bestimmt gehört. Wenn aber Suko und Ignatius mir zu Hilfe geeilt wären, hätten sie das verdammte Haus hier betreten müssen, und das wäre auch für sie tödlich gewesen. Der Boden war zu dieser tödlichen Falle geworden.
Wieder rutschte ich tiefer!
Ich fluchte, obwohl ich innerlich vor Angst zitterte und durch meinen Kopf die verzweifelten Gedanken zuckten. Es musste eine Chance geben, es gab immer eine. Ich war den verfluchten Dämonen und Höllenköpfen bisher immer entwischt, aber jetzt sah es wirklich böse aus. Der Schlamm zerrte mich wieder ein Stück tiefer, und ich merkte seinen Druck bereits an den Hüften. Der Showman schaute zu. Er amüsierte sich. Er rieb dabei seine Hände, und sein hässlicher Mund war zu einem noch breiteren Grinsen verzogen, weil ihm meine Qual Spaß machte.
»Ersticken wirst du, Sinclair, einfach ersticken. Du glaubst gar nicht, wie lange ich auf die Gelegenheit gewartet habe, aber wer die Hölle liebt, der muss Zeit mitbringen. Und was ist schon Zeit für einen wie mich? Ich habe sie einfach vergessen, denn ich bin in die Ewigkeit hinein entstanden. Ich war schon so lange da. Da reicht kein Denken aus, um es erfassen zu können. Die Zeit steht auf meiner Seite. Ich liebe sie, denn sie hat mir immer bewiesen, das meine Welt unendlich ist. Die Kreaturen der Finsternis sind schon damals nicht besiegt worden, und sie werden auch weiterhin ihre Zeichen setzen.«
Obwohl seine düstere und auch grollende Stimme nicht zu überhören war, bemühte ich mich, nicht auf seine Worte zu hören. Ich beschäftigte mich mit mir selbst und versuchte trotz allem, aus dieser verdammten Lage herauszukommen.
Es war nicht möglich. Ich konnte mich nicht abstützen. Der Showman wurde vor mir immer größer, obwohl er objektiv nicht wuchs. Es lag einzig und allein an dieser verdammten zähen Masse, die mich immer tiefer zog. Sie hatte bereits meinen Gürtel erreicht, und ich merkte auch, dass das Atmen immer mehr zur Qual wurde.
Ich kam nicht mehr weg!
Dieser Gedanke ließ mich fast irre werden. Verdammt, ich hatte Mühe, nicht loszuschreien. Aber ich merkte, dass mein Herz immer schneller schlug, doch die einzelnen Schläge dabei kürzer wurden und mit Schmerzen verbunden waren.
»Du leidest, nicht?«
Es war der blanke Hohn, der mir da aus dem Maul des Showman entgegenschwang.
Ja, verflucht, ich litt, aber ich würde es ihm gegenüber nicht zugeben. Es musste einen Ausweg geben. Ich wollte nicht sterben. Vor allen Dingen nicht auf diese grausame Art und Weise.
Ich wunderte mich selbst darüber, dass ich es schaffte, das starke Gefühl der Panik zu unterdrücken, obwohl ich nicht mehr atmete, sondern nur noch keuchte.
Was konnte ich noch tun? Was hatte ich?
Das Kreuz!
»John...«
Es war der Schrei einer menschlichen Stimme, der mich ablenkte. Ich hatte Suko erkannt, der die Tür erreicht hatte. Aber ich schaute nicht hin, denn jede Bewegung würde mich noch tiefer in die verdammte Masse einsacken lassen.
»Bleib, wo du bist, Suko. Bleib um Himmels willen draußen!«
»Nein, John. Ich hole dich. Warte nur, warte noch einen Augenblick.«
Die Lage spitzte sich dramatisch zu. Egal, was Suko sich auch ausgedacht hatte, er würde nicht mehr rechtzeitig genug eingreifen können. Ich war auf mich allein gestellt.
Noch einmal nachdenken. Konzentrieren. Die starke Angst verdrängen und...
Das Kreuz! Ja, das Kreuz! Es und nichts anderes. Noch hatte es der Schlamm nicht erreicht. Ich wusste auch nicht, was passieren würde, aber der Gedanke, der plötzlich in mir hochgeschossen war, sorgte bei mir für eine fieberhafte Aktivität.
Ich hatte die Hände noch frei. So zerrte ich die Kette über meinen Kopf hinweg.
Der Showman sah, was ich tat. Er amüsierte sich darüber. Sein Lachen erreichte mich als Donnergrollen, aber ich ließ mich nicht davon irritieren.
Leben oder sterben!
Ich merkte die wunderbare Wärme meines
Weitere Kostenlose Bücher