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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lino Munaretto
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lachte sie, bis er auch mitlachen musste. Es tat gut, machte sie aber nicht weniger nachdenklich. Von wem fühlte sie sich schon richtig verstanden? Seine Augen beruhigten sie. Sie hatte die Zeit völlig vergessen, das war ihr schon lange nicht mehr passiert. Kein Griff nach dem Handy, kein Gedanke an Dennis, keine Probleme mit ihren Eltern spukten in ihrem Kopf umher. Als er nichts weiter sagte, suchte sie nach einem unverfänglicheren Thema.
    »Hast du Geschwister?«
    »Ja, einen Bruder. Du?«
    »Ich auch.« Sie hob die Augenbrauen. »Du glaubst nicht, wie ein kleiner Bruder nerven kann.«
    »Ich hab einen großen.«
    »Das ist bestimmt besser. Ich wollte immer einen großen Bruder haben, seit ich klein war.«
    Alex lächelte nur. »Man wünscht sich immer das, was man nicht hat.«
    »Das stimmt«, gab sie ihm nachdenklich recht. »Was machst du dagegen?«
    »Ich wünsche mir einfach das, was ich mir nehmen kann.«
    »Wie?«
    »Na ja, du suchst dir etwas, was du noch nie gemacht hast, und dann tust du es.«
    »Was zum Beispiel?«
    Er grinste. »Ich glaube, dein Handy klingelt, willst du nicht rangehen?«
    Scheiße, warum ausgerechnet jetzt. »Du wolltest mir noch etwas erzählen«, lenkte sie ab, doch das iPhone summte weiter. Sein Blick war auf das Display gefallen. Mama.
    »Vielleicht musst du nach Hause, ich kann es dir ein anderes Mal erzählen. Nicht, dass jemand denkt, dass ich dich entführt habe oder so, auch wenn ich das natürlich …«
    Sie drückte den Anruf weg, gab aber auf: »Na gut.«
    »Es war schön«, verabschiedete sie sich an der nächsten Ecke. »Gute Besserung.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, nicht ohne mit dem Finger sanft über die Wunde an seiner Stirn zu streichen und seinen Duft einzuatmen.
    Als sie sich auf dem Heimweg im spiegelnden Display betrachtete, sah sie ein ungewohnt leichtes Lächeln auf ihren Lippen. Es tat gut, etwas Verbotenes zu tun. Ein erstes Gefühl von Freiheit. Freiheit, wie sie sie diesen Sommer brauchte! Niemand würde ihr etwas verbieten können. Sie machte ein paar Hüpfer auf dem Pflaster und schnippte zur Musik, die in ihren Ohren spielte: Come, come summertime. Love, love hold my hand.

5
    »Scheiße, Lisa?« Marie kam mit dem Kopf näher und ihre Augen wurden immer größer. »Sag das noch mal?« Ihre Stimme überschlug sich wie immer, wenn sie aufgeregt war.
    »Ich war mit ihm im Miami essen.« Lisa atmete einmal tief durch.
    »Weiter?«
    »Und ich hab ihn eingeladen.«
    Marie nickte wie ein Arzt, der einen Moment lang überlegt, bevor er seinem Patienten seine Diagnose offenbart. »Also. Ich fasse zusammen: Du hast …«
    Daran gab es nichts zu zweifeln. Trotzdem machte sie eine kurze Pause, während der Lisa demonstrativ wegschaute. Sie wusste sowieso, was kommen würde.
    »Du hast diesen Alex in das Café eingeladen, in welchem du dein erstes Date mit Dennis hattest?«
    Lisa nickte nur. »Und?«
    »Was und? Wenn dich wer gesehen hat … Dennis. Was soll er denken?«
    »Marie, wie oft denn noch? Wir sind nicht mehr zusammen.«
    »Und wenn es doch nur eine Pause ist?«
    Lisa zuckte nur mit den Schultern. »Uns hat keiner gesehen.«
    »Warum hast du ihn eingeladen?«, fragte sie Lisa weiter aus.
    »Ihm sind seine Spaghetti wegen mir verbrannt.«
    »Was?«, lachte Marie.
    Worte konnten so leicht eine schöne Erinnerung trüben. Marie war seit der Grundschule ihre beste Freundin. Hatte sie nicht immer die Wahrheit gesagt? Waren sie sich nicht immer einig gewesen?
    »Weißt du nicht mehr, wie lange du darauf gewartet hast, mit Dennis zusammen zu sein? Das alles nur, damit du jetzt einfach so aufgibst?«
    Lisa wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte. Maries Worte hatten sie nun völlig verunsichert. Hatte sie doch einen dummen Fehler gemacht? Der Nachmittag mit Alex war schön gewesen, hatte aber ein Gefühl der Unruhe hinterlassen. Was, wenn das alles nur ein Irrtum war? Es schien ihr, als würde ihr geordnetes Leben ihr vollkommen entgleiten. Sie schloss die Augen. »Vielleicht hast du recht.« Ihr war plötzlich schwindelig, als sie den Kopf schüttelte. Es war ihr, als hätte sie sich verlaufen. Sie musste den Weg zurück finden, bevor es zu spät war. Noch in der Pause musste sie mit Dennis sprechen. Auf einmal kam ihr alles so lächerlich und kindisch vor. Schnell zurück. Zurück dorthin, wo sie sicher war. »Ich …« Ihr Atem war schwer geworden. »Ich werde gleich in der Pause zu ihm gehen.«
    Würde er sie zurückwollen? Bestimmt

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