Zwischen dir und mir
Klavierstunden nicht umsonst. Du hast die letzten zwei Wochen nicht geübt. Bevor du das nicht tust, gehst du nicht aus dem Haus.«
»Ich hab keinen Bock mehr auf die Scheiße«, war es ihr herausgerutscht.
Eine Stunde hatte sie auf ihrem Zimmer gesessen, laut Musik gehört und eine SMS an Dennis geschrieben: stress mit mama. weiß nicht, ob ich noch komme.
Dann hatte sie sich doch noch überwunden, sich an das Klavier gesetzt, die Noten hervorgeholt und versucht, ein paar Töne zu treffen. Mehr schlecht als recht hatte sie geübt, bis sie es nicht mehr auf dem Schemel ausgehalten und beschlossen hatte, bei ihrer Mutter die Strategie zu wechseln.
Nach einer Entschuldigung und einer flehend vorgebrachten Bitte hatte die geseufzt. »Na gut. Wenn dann mit Dennis alles wieder gut ist.«
»Ganz bestimmt.« Ein Kuss zum Abschied, dann war sie losgerannt.
Jetzt war sie angekommen, stand in der schwülen Luft und sah vor sich das beleuchtete Haus, aus dem die laute Musik bis hin zur Straße dröhnte. Ihr Herz schlug aufgeregt. Würde wirklich alles wieder wie früher sein? Sie atmete tief durch, dann trat sie durch die Gartentür und zog sofort alle Blicke auf sich. Felicitas, Johanna und Lena war ihre Meinung über Lisa deutlich an den Augen abzulesen. Sie waren zwei Jahre älter als Lisa und mit Dennis in einem Jahrgang. Seit jeher hatten sie sie als das kleine eingebildete Mädchen an Dennis’ Seite abgestempelt. Johanna war schließlich seine Ex-Freundin. Seit sie das Gefühl hatte, er habe wegen Lisa mit ihr Schluss gemacht, ließ sie keine Gelegenheit aus, ihr zu zeigen, dass sie sie für eine kleine Schlampe hielt.
Ein paar Jungs grüßten. All das war Lisa egal. Wahrscheinlich gab es für niemanden hier ein wichtigeres Gesprächsthema als die beendete Beziehung von Dennis und Lisa.
»Na, ist die kleine Prinzessin zu ihrem Prinzen zurückgekehrt?«, stichelte Johanna.
Lisa tat, als hätte sie den dummen Spruch nicht gehört. Der Pool im Garten war überfüllt. Einige leere Flaschen schwammen im Wasser. Da stand sie, war das erste Mal alleine auf einer Party aufgetaucht. Marie und die anderen waren schon längst losgegangen, als sie endlich die Erlaubnis von ihrer Mutter bekommen hatte. Wie scheiße musste das aussehen. Sie rückte die Träger ihres Tops zurecht und schaute sich um.
»Hey, Lisa, trinkst du mit?« Sie hatte Tom nicht gleich entdeckt. Er lehnte an einem Stehtisch mit ein paar Jungs aus dem Abi-Jahrgang und trank Wodka. Solange sie nicht Dennis oder wenigstens eine ihrer Freundinnen gefunden hatte, konnte sie sich genauso gut zu ihnen stellen.
»Komm, trink was!« Schon stand ein volles Glas vor ihr.
»Ich find’s gut, dass du und Dennis euch wieder vertragen wollt.«
Lisa erwiderte sein Lächeln höflich. »Wo find ich ihn denn?«
»Keine Ahnung. Lass uns erst mal was trinken«, gab er zurück und schaute in die Runde, die darauf wartete, dass auch Lisa ihr Glas hob.
»Hab gehört, du warst letzten Freitag ziemlich voll«, lachte einer der Jungen aus Dennis’ Jahrgang.
Von wem wusste er das? Hatte Dennis ihm das erzählt? Wahrscheinlich hatten sie sie einfach nur gesehen. Trotzdem wurde ihr unwohl bei dem Gedanken. »Ich geh mal lieber Dennis suchen«, entschuldigte sie sich halbherzig. Ihr Glas blieb voll und sie bahnte sich einen Weg zwischen den Partytischen hindurch, bis sie Annika fand, die alleine in einem Gartenstuhl saß.
»Hey, Anni«, grüßte Lisa sie.
»Lissy, hey.« Sie schien etwas zu beobachten. Also folgte Lisa ihrem Blick und sah Greta mit Sören am Rand des Pools auf der anderen Seite sitzen. Die beiden lachten und waren sich auffällig nah. Ob Annika eifersüchtig war? »Sie redet mit ihm«, flüsterte Annika, die sich merkwürdig traurig anhörte. Nicht so zickig wie sonst zuletzt so oft.
»Über was?«
»Über mich.«
Lisas ehrliche Meinung zu Annikas großer Liebe behielt sie für sich. Sören war sicherlich ein ebenso großes Arschloch wie Dennis’ andere Freunde.
Dennis war anders, kein Macho. Oder hatte sie sich das nur eingeredet? Warum kamen ihr jetzt wieder Zweifel, wo sie hier auf seiner Party war? »Gib mir mal einen Schluck Sekt.« Sie war sich sicher, dass das ihre Sorgen vertreiben würde.
Annika hielt ihr die halb leere Flasche hin, ohne zu ihr aufzuschauen. Nachdem sie einen großen prickelnden Schluck genommen hatte, stupste sie Annika an, die aber nicht einmal aufschaute. »Hast du Dennis gesehen?«
»Nein.« Sie schüttelte nur den
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