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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lino Munaretto
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eindringlich an, was ihre Unruhe nicht milderte. Wieder dieser Blick, der so viele Fragen aufwarf. Mit jedem Schritt, den er näher kam, wurden es mehr. Er blieb stehen und lächelte: »Du bist ja wirklich … allein.« Seine Augen schauten sie an, wie sie es bisher nicht kannte. Weich.
    »Wie meinst du das?« Ein Schauer überkam sie.
    »Wie ich das meine? Vielleicht gibst du mir zuerst eine Antwort.« Einen kleinen Schritt vor ihr blieb er stehen.
    Sie spürte seinen Atem.
    »Ich hab auf die Fresse bekommen, wegen dir. Du kommst heute zu mir, sprichst mich an. Beinahe das zweite blaue Auge, wegen dir. Ich laufe weg. Ich komme nach Hause und da stehst du. Dann brennen meine Spaghetti an und zerstören fast die Mikrowelle – wegen dir.« Er strich sich die Haare aus dem Gesicht.
    Sie lachte verhalten und merkte, wie sie rot wurde. »Das wollte ich nicht«, hauchte sie eine Spur verlegen.
    »Und jetzt bin ich so bescheuert und komme zu den Bahngleisen – wegen dir.« Er schien nicht beleidigt, vielmehr enttäuscht. Ein müdes Grinsen. »Na ja, vielleicht auch einfach, weil ich gehofft hatte, dass dieser Tag noch irgendetwas mehr bietet als nur Scheiße«, fuhr er fort. Seufzen. »Ich hätte es mir denken können.« Er nickte resigniert, bevor er sich auf der Stelle umdrehte und in entgegengesetzter Richtung davonging
    »Warte.«
    »Wenn du etwas gutmachen willst, lad mich ein. Ich könnte ein Mittagessen vertragen«, sagte er spöttisch und trottete weiter Richtung Fahrrad.
    Auf einmal waren ihre Beine frei und sie lief. »Ich …« Sie hielt keuchend neben ihm an und griff nach seiner Hand, die schon auf dem Lenker lag. Als sie merkte, was sie getan hatte, zog sie die Hand schnell zurück.
    Er schaute sie überrascht an, als hätte er wirklich nicht mehr damit gerechnet.
    »Komm mit«, flüsterte sie.
    Das Miami war ein gemütliches kleines Café. Es hatte nur fünf Tische mit weichen Polstermöbeln. Lisa liebte es, hier ihre freien Stunden zu verbringen. Für Alex schien es ungewohnt, auf einem breiten rosa Ledersofa zu sitzen. Er sah sich sichtlich irritiert um. Überall die kleinen Accessoires. Kerzen, Glasperlen und Schwarz-Weiß-Fotografien in kleinen rosa Bilderrahmen. Sie hätte ihn auch zu Pizza Hut einladen können. Jetzt sah es ein bisschen nach einem Date aus. Er streckte die Beine aus, legte den Kopf auf das flauschige Schaffell, das über der Lehne ausgebreitet war. Dennis hatte immer gesagt: »Die Dame zuerst«, und ihr die Karte überlassen. Doch es störte sie überhaupt nicht, dass Alex sofort nach ihr gegriffen hatte. Sie beobachtete ihn, wie er das Menü durchblätterte, und merkte, dass er wahrscheinlich noch nicht oft in einem Restaurant oder Café gewesen war.
    »Gibt’s das auch in etwas übersichtlicherer Form?«, fragte Alex sie, nachdem er zig Seiten mit exotischen Teeangeboten durchgeblättert hatte.
    »Ich glaub, ich weiß, was dir gefallen könnte.« Sie lachte und nahm ihm die Karte aus der Hand.
    »Ausnahmsweise vertrau ich dir«, murrte er grinsend und lehnte den Kopf zurück – die Augen geschlossen.
    Lisa nutzte diesen Moment, um ihn in Ruhe anzuschauen. Alex war kein Romantiker. Ganz bestimmt nicht. Trotzdem gefiel er ihr von Sekunde zu Sekunde besser. Seine Lippen leicht geöffnet. Sie musste an ihr erstes Date mit Dennis denken. Genau hier. Damals war sie nervös gewesen. Ein Kuss. Es hatte gekribbelt. Die Erinnerung war verschwommen. In der Zwischenzeit waren sie häufiger da gewesen und das Gefühl vom ersten Mal war immer schwächer geworden. Seine Küsse waren zuletzt uninspiriert, flüchtig. Sie ließ ihre Augen nicht von Alex. Im Mundwinkel hatte er eine kleine Platzwunde. Aus irgendeinem Grund gefiel es ihr. Dennis hatte sich nicht für sie geschlagen. Es war nur sein Ego gewesen. Alex war es gewesen, der für sie Schläge eingesteckt hatte. Wie würde er küssen? In Gedanken strich sie mit einem Finger über die Wunde, mit der anderen Hand durch seine Haare. Etwas zerzaust und wild. Ihr Herz machte einen kurzen Satz, als sie merkte, was sie sich vorstellte.
    »Was kann ich euch bringen?«
    Lisas ungewollte Gedanken wurden unterbrochen.
    »Mir bitte ein Stück Apfelkuchen und einen Holundertee.« Die Bedienung lächelte und schaute zu Alex, der keine Anstalten machte, die Augen zu öffnen.
    »Er nimmt eine Cola und das größte Baguette, das ihr habt, mit Tomaten, Hähnchen, Rucola.«
    Die Bedienung blickte zu ihm und notierte. »Ich schaue, was sich machen

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