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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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bestätigte Humphrey. “Ich vermute indes, dass er nicht nur einige Parzellen, sondern ein großes Gut erstehen will. Das würde seinen Wunsch erklären, inkognito zu bleiben. Und ich bin überzeugt, er wird entsprechende Angebote erhalten, weil es in der Grafschaft tatsächlich einige Landbesitzer gibt, denen es finanziell nicht sehr gut geht.”
    “Bislang habe ich nicht gehört oder gelesen, dass bestimmte Anwesen zum Verkauf stehen, Mr. Clare”, warf Jane ein.
    “Was soll ich dazu sagen?” fragte er achselzuckend. “Ich bin sicher, Mr. Brownsmith ist hier, um sich nach für ihn interessanten Objekten zu erkundigen. Natürlich wird er sich von gut informierten Einheimischen wie mir beraten lassen, ehe er sich mit dem zum Verkauf gezwungenen Eigentümer in Verbindung setzt und einen für ihn äußerst vorteilhaften Handel abschließt.”
    Plötzlich erkannte Amanda, warum sie Mr. Brownsmith in einem anderen Licht sah. Für Jane und Humphrey war er nur jemand, den sie kurz kennen gelernt hatten und über den sie wie über jede andere Zufallsbekanntschaft sprachen. Jane hielt ihn offenbar für intelligent, charmant und sympathisch, Humphrey wiederum für einen begüterten vornehmen Herrn, auf den er sichtlich neidisch war. Amanda hingegen sah etwas Besonderes in Mr. Brownsmith, einen Mann, der sie allein durch seine Ausstrahlung beeindruckte. Doch obwohl er ihr wichtig geworden war, hatte sie sich von ihm trennen müssen. Bedrückt hielt sie sich vor, sie müsse zu dieser Entscheidung stehen, denn sonst lief sie Gefahr, dass ihre Gefühle für ihn noch stärker wurden.
    Ein lautes Räuspern brachte sie in die Gegenwart zurück. Sie sah Humphrey sie abwartend anschauen und dachte sich, dass er sie etwas gefragt haben musste. “Ja, natürlich”, äußerte sie aufs Geratewohl.
    “Dann ist die Sache für Montagabend abgemacht”, sagte er zufrieden und erhob sich. “Wie schön, dass die Prellungen in deinem Gesicht so gut abklingen. Meine liebe Mutter würde sich bestimmt wundern, wie du dir die Verletzungen zugezogen hast.”
    Erneut ging Jane zum Klingelzug und läutete.
    Humphrey verabschiedete sich und verließ den Salon.
    “Er ist einfach unerträglich!”, empörte sich Amanda. “Und auf was habe ich mich am Montagabend eingelassen, Jane?”
    “Wir sind zum Dinner eingeladen”, antwortete Jane trocken.
    “Wir? Es ist schlimm genug, wenn ich Humphreys Gesellschaft und die seiner grässlichen Mutter ertragen muss, aber dir sollte das erspart bleiben. Wieso will er, dass du mitkommst?”
    “Vermutlich hat er endlich begriffen, wie unhöflich es ist, wenn er mich dauernd ausschließt”, mutmaßte Jane. “Offenbar glaubt er, da er dir jetzt den Hof macht, auf mich als Anstandsdame angewiesen zu sein.”
    “Er hat es nur auf meinen Besitz abgesehen!”, entgegnete Amanda ärgerlich. “Das finde ich erniedrigend! Ich wünsche ihm die Pest an den Hals, oder zumindest eine starke Grippe”, fügte sie boshaft mit einem Blick durchs Fenster in den herabrauschenden Regen hinzu.
    “Das ist keine sehr christliche Einstellung, meine Liebe”, befand Jane schmunzelnd. “Mr. Brownsmith lässt sich gewiss von anderen Beweggründen als Fredericks Vetter leiten, wenn er deine Nähe sucht.”
    “Warum erwähnst du ihn jetzt?” fragte Amanda unwirsch. “Du weißt doch, dass er und ich übereingekommen sind, uns nicht mehr zu treffen. Das war es schließlich, was du wolltest.”
    “Ja”, gab Jane zu. “Mittlerweile habe ich ihn jedoch kennen gelernt, und da ich mir etwas auf meine Menschenkenntnis einbilde, bin ich überzeugt, dass er es gut mit dir meint.”
    “Das mag sein”, räumte Amanda widerstrebend ein. “Dennoch bleibe ich bei meiner Entscheidung, den Umgang mit ihm abzubrechen.”
    Nachdenklich schaute Jane die Freundin an und war sicher, dass Amanda wortbrüchig werden würde.
    Nach dem Frühstück ritt Amanda aus, wie gewöhnlich allein, obwohl Jane sich stets darüber entrüstete, dass sie keinen Stallknecht mitnahm. Sie wählte einen Weg durch die Marsch zur Küste, ließ den Grauschimmel gemächlich an den Klippen entlanggehen und hielt ihn schließlich an. Nachdem sie abgesessen war und die Zügel über den Sattel geworfen hatte, damit der Wallach sich nicht in ihnen verfing, schlenderte sie weiter, bemerkte plötzlich ein Stück voraus auf dem Sand abgelegte Kleidungsstücke und gleich darauf weit draußen im Meer einen Schwimmer.
    Neugierig geworden, beobachtete sie ihn eine Weile, sah

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