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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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ihn zum Strand zurückkehren und aus dem Wasser kommen. Unwillkürlich erstarrte sie, als ihr klar wurde, dass er nackt war und es sich um Mr. Brownsmith handelte. Das Herz klopfte ihr schneller, und sie brachte es nicht über sich, den Blick abzuwenden, wie es sich gehört hätte. Zunehmend aufgeregter betrachtete sie seinen wunderbar gestählten Körper und schaute zu, wie er die Tropfen von sich schüttelte, sich langsam anzog und sich dann von ihr fortbewegte. Erleichtert atmete sie auf, weil sie befürchtet hatte, er könne ihre Richtung einschlagen und sie entdecken.
    Hastig machte sie kehrt, eilte zum Pferd und schwang sich in den Sattel. So schnell wie möglich ritt sie heim. Erhitzt vom forschen Galopp, traf sie auf dem Reitplatz ein und ließ sich von Payne zu Boden helfen. Sie trug ihm auf, den Grauschimmel gut abzureiben, und betrat mit der unguten Vorahnung, sich erkältet zu haben, das Haus. Sie hatte soeben die Eingangshalle erreicht und wollte sich in die obere Etage begeben, als Jane ihr auf der Treppe entgegenkam.
    “Nanu, warum ist dein Gesicht so gerötet?” wunderte sich Jane.
    “Ich habe das Gefühl, einen Schnupfen zu bekommen”, antwortete Amanda seufzend.
    “Du zitterst ja!”, stellte Jane bestürzt fest. “Komm sofort nach oben, und leg dich ins Bett. Hoffentlich wirst du nicht ernstlich krank! Ich werde sofort Mrs. Howlett sagen, dass sie dir heiße Milch mit Honig macht!”
    “Ja, danke”, erwiderte Amanda, suchte ihr Ankleidekabinett auf und läutete. Von der bald darauf erscheinenden Zofe ließ sie sich aus den Sachen und in ihr Nachthemd helfen, begab sich in ihr Schlafzimmer und ging zu Bett. Einige Zeit später kam die Freundin zu ihr, rückte einen Sessel heran und nötigte sie, das mitgebrachte Glas zu leeren.
    Sie gab es ihr zurück, legte sich erschöpft zurück und schloss die Augen. Sogleich sah sie in Gedanken Mr. Brownsmith den Wellen entsteigen, seinen im Licht feucht glitzernden muskulösen Körper, und versuchte vergebens, das Bild zu verdrängen. Erschüttert wurde sie sich bewusst, dass sie sich in ihn verliebt hatte und ihn begehrte. “Nein, das darf ich nicht!”, äußerte sie laut, schlug erschrocken die Lider auf und sah Jane sie verdutzt anstarren.
    “Du meine Güte!”, murmelte Jane betroffen. “Sie redet im Wahn!” Hastig legte sie ihr die Hand auf die Stirn und stellte besorgt fest: “Du hast Fieber, Amanda. Ich werde unverzüglich den Arzt herbitten lassen.”
    Hastig hielt Amanda die Freundin am Arm fest und entgegnete beschwörend: “Nein, das ist nicht nötig. Ich habe mich lediglich etwas verkühlt und bin sicher, dass ich morgen früh wieder auf dem Posten bin.”
    “Wie du meinst”, erwiderte Jane widerstrebend.
    “Danke”, äußerte Amanda zufrieden, ließ ihre Gesellschafterin los und schloss erneut die Augen. Sie hörte Jane den Raum verlassen, fand jedoch nicht die ersehnte Ruhe. Immer wieder dachte sie an Mr. Brownsmith, wie er sie im “Halbmond” in die Arme geschlossen und geküsst hatte, und malte sich aus, wie es sein mochte, wenn sie sich ihm hingab. Sie stellte ihn sich sehr leidenschaftlich vor, stürmisch und zärtlich zugleich, und verglich ihn unwillkürlich mit Frederick, den sie stets als sehr rücksichtsvoll empfunden hatte. Jedenfalls hatte er nie dieses Begehren in ihr ausgelöst, das sie nun für Mr. Brownsmith empfand. Sie war überzeugt, dass Mr. Brownsmith ihr Wonnen vermitteln würde, die sie mit Frederick nie erlebt hatte, und bereute mehr denn je, ihm gesagt zu haben, es sei für sie besser, ihn nicht wiederzusehen.
    In der Kirche spürte Amanda noch immer die Nachwirkungen der sehr unruhig verbrachten Nacht. Zum Glück hatte sie sich nicht erkältet, aber sie fühlte sich matt und übernächtigt, kaum im Stande, dem Gottesdienst zu folgen, in dessen Verlauf das Aufgebot für Thomas Gourley und Kate Maugham zum ersten Mal verlesen wurde. Nach dem Amt verließ sie den Kirchenstuhl ihrer Familie und blieb im Mittelgang stehen, damit Humphrey, der Anstalten machte, mit ihr aus dem Gotteshaus zu gehen, seine Mutter ins Freie geleiten konnte.
    Kaum hatte sie sich jedoch auf den Vorplatz begeben, hielt Irene Clare sie am Arm fest und sagte spitz, die Eheschließung ihrer Zofe mit dem jungen Mr. Gourley komme reichlich plötzlich und müsse einen bestimmten Grund haben.
    “Wenn dem so wäre”, entgegnete sie kühl, “dann hätte Thomas sich gewiss eine Sonderlizenz beschafft und sich unverzüglich mit Kate

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