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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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Brownsmith verflogen war.
    Natürlich konnte sie es ihm nicht verargen, dass sie ihn am Strand gesehen hatte. Sie hätte sich zurückziehen müssen. Außerdem hatte sie wirklich übertrieben reagiert. Schließlich konnte er nicht wissen, welche Art Ehe sie mit Frederick geführt hatte. Ihr war klar, dass sie sich bei ihm für ihr unangebrachtes Verhalten entschuldigen musste. Sie befürchtete jedoch, dann genötigt zu sein, ihm mehr über ihre Ehe anvertrauen zu müssen, als ihr lieb war.
    Im Verlauf des Essens schaute sie noch mehrere Male zu ihm hinüber, ohne seinen Blick auf sich gerichtet zu sehen. Sie fragte sich, ob er nicht doch hin und wieder zu ihr herüberschauen mochte. Jedenfalls war sie sich seiner so stark bewusst, als hätte sie direkt neben ihm gesessen.
    Schließlich hob Humphrey die Tafel auf, und die Damen schlossen sich seiner ins Gesellschaftszimmer gehenden Mutter an. Flüchtig betrachtete Amanda sich in einem Pilasterspiegel und staunte, dass man ihr die innere Erregung nicht ansah.
    “Sie wirken so nachdenklich, Mrs. Clare”, äußerte Iris verwundert.
    “Ach, ich habe soeben daran gedacht, Miss Lockhart, wie sinnvoll es ist, dass man sich nicht immer anmerken lässt, was in einem vorgeht”, erwiderte Amanda leichthin.
    “Sie haben recht”, sagte Iris zustimmend. “Beim Essen hat Mr. Brownsmith zwar sehr angeregt mit mir geplaudert, doch ich hatte den Eindruck, dass er in Gedanken ganz woanders war. Er ist ein Charmeur, nicht wahr?”
    “Das kann ich nicht beurteilen, da ich ihn nicht gut kenne”, antwortete Amanda ausweichend.
    “Nein?” fragte Iris. “Sie haben sich jedoch vor dem Dinner sehr lange mit ihm unterhalten.”
    Innerlich zuckte Amanda zusammen und ärgerte sich, dass man sie und Mr. Brownsmith beobachtet hatte. “Richtig!”, bestätigte sie kühl. “Wir hatten einen kleinen Diskurs über den Einfluss des Wetters auf die landwirtschaftlichen Erträge.”
    “Was für ein aufregendes Thema”, sagte Iris ironisch.
    “Interessant genug, um sich eine Weile damit zu beschäftigen”, entgegnete Amanda. “Bitte entschuldigen Sie mich jetzt.” Sie ließ Miss Lockhart stehen und gesellte sich zu ihrer Freundin.
    “Mrs. Clare hat sich soeben sehr lobend über deine Abendtoilette geäußert”, raunte Jane Amanda zu. “Ich befürchte, sie zieht dich jetzt doch als Gattin ihres Sohnes in Betracht.”
    “Gott bewahre mich!”, erwiderte Amanda gedämpft. “Ihre Ablehnung ist meine stärkste Waffe gegen Humphrey.” Sie zögerte einen Moment und fuhr dann leise fort: “Ich habe mich vorhin aus ganz nichtigem Anlass mit Mr. Brownsmith gestritten.”
    “Wenn du glaubst, dich falsch verhalten zu haben, dann entschuldige dich bei ihm”, riet Jane ihr und amüsierte sich im Stillen, da ihrer Ansicht nach ein aus unersichtlichem Grund entstehender Zwist zwischen einem Mann und einer Frau stets ein Zeichen dafür war, dass sie sehr aneinander interessiert waren.
    “Das werde ich tun”, versicherte Amanda und drehte sich halb um, weil in diesem Moment die Herren sich im Salon einfanden.
    Irene klatschte in die Hände, um sich Gehör zu verschaffen, und sagte, sobald die Gespräche verstummt waren: “Es ist ein so wunderbarer lauer Abend, meine Herrschaften, dass ich es verständlich fände, wenn jemand sich im Park ergehen möchte. Natürlich sollte eine junge Dame, die sich mit einem Herrn ins Freie begibt, von einer verheirateten Frau begleitet werden.”
    Amanda sah Humphrey seine Mutter erfreut anlächeln und sich dann suchend im Raum umschauen. Ehe sie Gelegenheit hatte, sich ihm zu entziehen, kam er zu ihr.
    “Ich würde gern mit dir einen kleinen Spaziergang machen, Amanda”, sagte er und reichte ihr den Arm.
    “Ich habe nichts dagegen, vorausgesetzt, wir sind nicht die Einzigen, die im Park promenieren”, erwiderte sie kühl. “Ich bin nicht willens, meinen guten Ruf aufs Spiel zu setzen.”
    “Wie du siehst, verlassen bereits etliche andere Herrschaften den Raum”, erwiderte Humphrey. “Also komm!”
    Widerstrebend schloss sie sich ihm an und begab sich mit ihm auf die vom Licht des fast vollen Mondes erhellte große Terrasse.
    Zielstrebig drängte Humphrey sie die Freitreppe hinunter zum Rondell und äußerte dabei sehnsüchtig: “Heute Abend bist du besonders schön, Amanda. Lass uns ein Stück in den Park gehen, damit ich dir auch auf andere Weise meine Bewunderung ausdrücken kann.”
    Ehe sie etwas erwidern konnte, bemerkte sie einen tief fliegenden

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