Zwischen Ehre und Verlangen
können, und nun stellte sich heraus, dass sie noch nicht vermählt war. Da es ihr gefährlich erschien, das Gespräch fortzusetzen, sagte sie freundlich: “Es war reizend, Gentlemen, Sie getroffen zu haben. Ich danke Ihnen für Ihre Begleitung, möchte mich jetzt jedoch verabschieden, da ich meine Gesellschafterin suchen muss.”
“Selbstverständlich schließen wir uns Ihnen an, Madam, zumindest bis zum Haus”, befand Edmund.
Die Herren nickten und brachen auf. Getrieben von brennender Neugier, gesellte Amanda sich zu dem mit dem Earl of Witherington hinter der Gruppe hergehenden Lord Oughton, um von ihm mehr über diese Miss Diana Poste zu erfahren. “Ich hatte den Eindruck, Sir”, wandte sie sich an den Viscount, “dass Lord Severn über die Neuigkeit, Miss Poste werde Lord Langham heiraten, sehr beunruhigt ist. Hat er das wirklich erst jetzt gehört? Meiner Meinung nach müsste er doch schon vorher informiert gewesen sein.”
“Natürlich war er schon früher im Bilde”, antwortete James ernst. “Er hat sogar Miss Postes Vater aufgesucht, ihm Vorhaltungen gemacht und ihn nachdrücklich darauf hingewiesen, dass Langham nicht der richtige Ehemann für dessen Tochter ist. Sir Paul Poste hat ihm gesagt, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, und ihn ziemlich schroff des Hauses verwiesen.”
Amanda bemerkte, dass der in einigem Abstand vor ihr hergehende, mit Jared redende Major sich in einem kleinen Lederbuch Notizen machte.
“Severn war sehr verärgert, was nicht sonderlich verwunderlich ist”, fuhr James fort.
“Wieso?”
“Nun, es wurde allgemein angenommen, er warte nur darauf, dass Miss Poste offiziell in die Gesellschaft eingeführt wird, um sich ihr dann zu erklären. Nachdem meine Freunde und ich sie gesehen haben, waren auch wir davon überzeugt, dass er diese Absicht hatte.”
Plötzlich blieb Jared stehen, wartete, bis James mit seiner Begleitung bei ihm war, und bat ihn dann: “Würdest du mir einen Gefallen erweisen, James?”
“Gern.”
“Würdest du einen deiner Diener sofort nach Holt zum ‘Halbmond’ schicken, damit er dem Wirt eine Nachricht von mir überbringt?”
“Selbstverständlich”, antwortete James.
“Oh, haben Sie vor, hier bei Ihren Freunden zu bleiben?” warf Amanda neugierig ein.
“Nein.” Jared schüttelte den Kopf. “Ich muss unverzüglich nach Leicestershire. Deshalb habe ich den Wirt gebeten, mir noch heute meine Habseligkeiten herbringen zu lassen. Edmund hat mir vorhin erzählt”, wandte er sich dann an James, “dass meine Pferde, meine Kutsche und mein Kammerdiener schon hier sind. Danke, dass du daran gedacht hast.”
“Nicht der Rede wert”, erwiderte James.
Jared wandte sich wieder dem Major zu und ging zum Haus.
Bestürzt begriff Amanda, dass er nicht die Absicht hatte, nach Holt zurückzukehren, und fragte sich traurig, wie er sie so gleichmütig verlassen könne. Offenbar hatte er nicht vor, noch ein Gespräch unter vier Augen mit ihr zu führen und ihr persönlich Lebewohl zu sagen. Ihr kam der Verdacht, dass er nur mit ihr gespielt hatte und nun eingreifen wollte, um die schöne, von ihm umworbene Miss Poste doch noch für sich zu gewinnen.
Sie rang um Fassung, setzte eine gleichgültige Miene auf und folgte ihm. Da er auf der Freitreppe angehalten hatte, nutzte sie die Gelegenheit und sagte leichthin: “Ich wünsche Ihnen eine gute Reise, Mylord. Werden Sie in Leicestershire bei Freunden wohnen?”
“Nein, in meinem Jagdhaus”, antwortete er. “Von dort habe ich es nicht weit, um den von mir beabsichtigten Besuch zu machen. Erlauben Sie mir, Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Hilfsbereitschaft zu danken. Leben Sie wohl, Mrs. Clare.” Er stieg die Stufen hinauf und begab sich in die Eingangshalle.
“Sir Paul Poste residiert in der Nähe von Severns Jagdsitz”, erklärte James leise.
“Ach so”, murmelte Amanda und sah im gleichen Moment ihre Gesellschafterin mit Lady Grahame und einigen anderen Damen aus dem Vestibül kommen.
“Oh, da bist du ja, Amanda!”, rief Jane erleichtert aus. “Ich habe dich schon überall gesucht!”
“Das tut mir leid”, erwiderte Amanda bedauernd, nickte Lady Grahame und deren Gefolge zu und wandte sich dann den hinter ihr stehenden Herren zu. “Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mich hierher begleitet haben, meine Herrschaften”, äußerte sie freundlich. “Ich hoffe, Sie haben einen angenehmen Aufenthalt.”
“Das wünschen wir auch Ihnen”, sagte James und
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