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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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neben ihm im Landauer saß, und ob er eifersüchtig auf Lord Oughton sei.
    Um nicht unhöflich zu erscheinen, begann sie mit ihr ein Gespräch über die Stücke, die im Drury Lane Theatre und im Royal Italian Opera House gegeben wurden, betrachtete Miss Poste dabei genauer und fand, Lord Oughton habe nicht übertrieben, als er ihr in Holkham Hall die junge Dame beschrieben hatte. Sie war höchstens siebzehn Jahre alt und hatte einen herrlich reinen Teint, glänzendes blondes Haar, große kornblumenblaue Augen, lange Wimpern, eine hübsche Nase, entzückend geformte volle Lippen und ein schmales Kinn. Sie war zierlich gewachsen, hatte jedoch trotz ihrer Jugend schon einen bemerkenswert gerundeten Busen.
    Unwillkürlich empfand Amanda tiefe Abneigung, überlegte betroffen, warum Miss Poste ihr so zuwider war, und gelangte zu der beschämenden Erkenntnis, dass sie Eifersucht empfand. Schließlich konnte Miss Poste nichts dafür, dass sie eine Schönheit war und gewiss von vielen Kavalieren umschwärmt wurde. Und noch weniger war es ihre Schuld, dass der Mann, den Amanda liebte, zu ihren Verehrern zählte.
    Flüchtig richtete Amanda die Augen auf ihn und sah ihn mit verkniffenen Lippen Miss Poste anschauen. Lord Oughton hingegen sah Miss Poste mit unverhohlener Bewunderung an, während er sich mit seinem Freund unterhielt. Amanda entging nicht, dass Miss Poste, die sich ihrer Wirkung auf die Herren sehr wohl bewusst war, sowohl Jared als auch dem Viscount kokette Blicke zuwarf, und gewann den Eindruck, die junge Dame spiele den einen gegen den anderen aus. Unversehens fand sie sie berechnend und wurde in dieser Einschätzung bestätigt, als sie Miss Poste sie prüfend, beinahe abweisend anschauen sah. Offenbar hatte Miss Poste Verdacht geschöpft und mutmaßte, dass Amanda ein Faible für Lord Severn habe. Der Gedanke verursachte ihr ein äußerst ungutes Gefühl, doch sie hielt sich vor, es sei lächerlich, diesen sichtlich eingebildeten, wahrscheinlich sehr verzogenen Fratz als Gegenspielerin zu empfinden.
    “Haben Sie schon in Gesellschaft debütiert, Miss Poste?” fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
    “Nein, Madam”, antwortete Diana höflich. “Das wird erst in der nächsten Saison der Fall sein. Allerdings darf ich schon an einigen Bällen teilnehmen und ins Theater gehen.” Mit einem viel sagenden Blick auf Lord Severn fügte sie hinzu: “Vielleicht bin ich bereits vor der kommenden Saison verheiratet.”
    “Ach ja? Wurde Ihre Verlobung offiziell angekündigt? Ich kann mich nicht erinnern, irgendwo etwas darüber gelesen zu haben.”
    “Sie ist auch noch nicht bekannt gegeben worden”, erklärte Diana.
    Dabei hatte sie auf eine seltsame Weise gelächelt, als verheimliche sie etwas. Amanda sah, dass Jared sie unwillig anschaute, und begriff, dass ihm dieses Thema nicht genehm war. Um ihn zu reizen, beachtete sie ihn nicht, blickte wieder Miss Poste an und äußerte leichthin: “Ich könnte mir vorstellen, dass Ihr Vater Ihnen geraten hat, noch einige Zeit mit der Ehe zu warten, Miss Poste, da Sie noch sehr jung sind. Es hat viel für sich, wenn man die Vergnügungen der ersten Saison ganz unbeschwert genießen kann. Gewiss möchte Ihr Vater, dass Sie nicht darauf verzichten.”
    Diana fand Mrs. Clare aufdringlich und ärgerte sich über die Einmischung. “Entsinnen Sie sich in Ihrem Alter noch so gut Ihres gesellschaftlichen Debüts, Madam?” fragte sie spitz.
    “Ja”, bestätigte Amanda ruhig, auch wenn der Hinweis auf den Altersunterschied sie erboste. “Ich habe nur die glücklichsten Erinnerungen, denn damals bin ich meinem späteren Gatten begegnet.”
    “Ich nehme an, Sie sind in seiner Begleitung in London?”
    “Nein”, antwortete Amanda gelassen. “Ich bin verwitwet.”
    “Wie bedauerlich für Sie”, erwiderte Diana boshaft.
    Amanda sah den Viscount die junge Dame befremdet anschauen und Jared erstarren. Es tat ihr indes nicht leid, dass sie Miss Poste herausgefordert hatte. Vielleicht hatten die Herren jetzt ein etwas anderes Bild von der schnippischen, ungezogenen Person bekommen.
    “Es tut mir leid, meine Herrschaften”, äußerte sie mit einem entschuldigenden Blick in die Runde, “doch nun muss ich weiter. Es war mir ein Vergnügen, meine Damen, Sie kennen gelernt zu haben. Nein, Lord Oughton, es ist nicht nötig, dass Sie mich und Miss Porter noch länger begleiten. Ich habe Ihre Zeit bereits zu lange in Anspruch genommen.”
    “Ich bestehe darauf, Madam, Sie

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