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Zwischen Ewig und Jetzt

Zwischen Ewig und Jetzt

Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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Toten vor der Schule«, erkläre ich.
    »Ich hatte noch ihre Sachen. Und dann waren da Konrad und die anderen. Es war wie bei den Büchern, nur … anders.« Niki schaudert.
    Ich weiß nicht, ob er sich wirklich erinnert oder ob ihm einfach noch kalt ist. »Willst du vielleicht etwas Kaffee probieren?«
    »Bloß nicht«, stöhnt er und zieht die Nase kraus. »Ich habe euch zusammen weggehen sehen«, und er dreht seinen Kopf in Richtung Felix, »und ich wollte mit Julia reden, aber du bist nicht mehr rausgekommen aus ihrer Wohnung. Und da war ein Kiosk …«
    Felix macht ein missbilligendes Geräusch. »Und da war dann … tja, was denn überhaupt? Whisky?«
    Niki schüttelt sich. »So was in der Art.« Er macht die Augen zu. Keine zwei Atemzüge später ist er eingeschlafen.
    »Niki? Niki!« Ich sehe nach, doch er atmet gleichmäßig. Kopfschüttelnd stehe ich auf, lasse mich neben Felix aufs Sofa fallen und ziehe die Beine unter mich. »Und jetzt? Was machen wir jetzt?«
    »Ich höre immer
wir
«, erwidert Felix. »Und ehrlich: Findest du nicht, dass du mir ein bisschen viel zumutest mit deinem Freund?«
    »Er ist auch dein Freund. Zumindest war er das mal«, sage ich leise. Das ist natürlich ein blödes Argument: Ich weiß. »Hier kann er nicht bleiben: Wer weiß, wann meine Mutter morgen zurück ist. Die macht mir die Hölle heiß.« Ich versuche meinen eindringlichsten, niedlichsten, hilflosesten Hamsterblick bei Felix anzubringen.
    »Hör auf damit«, sagt der. »Hör auf, mich so anzusehen.«
    Ich kann mich noch steigern.
    »Schon gut, schon gut.«
    »Du bist ein Schatz, Felix.« Ich will ihn auf die Wange küssen, er dreht sich zu mir um, und schon ist es passiert, es ist ein Versehen: Wir küssen uns. Richtig. Überrascht zunächst, unsicher, dann leidenschaftlich. Es ist anders, gleichzeitig vertraut. Es ist … absolut nicht in Ordnung. Ich drücke ihn weg. »Felix«, sage ich erschrocken. Mein Herz rast.
    Felix antwortet nicht. Schweigend sitzen wir ein, vielleicht zwei Minuten voreinander, meine ausgestreckten Arme an seiner Brust. In denen mir klar wird, dass meine Beziehung zu ihm keine Lüge war. Und dass ich immer noch mehr für ihn empfinde, als ich sollte.
    Erst als ich meine Arme sinken lasse, rührt Felix sich wieder. »Wir sollten Niki anziehen, und dann rufe ich ein Taxi. Ich bringe ihn nach Hause«, sagt er.
    Ich nicke. Und so machen wir es dann. Das nasse T-Shirt lassen wir liegen, ziehen ihm nur den Kapuzenpulli und die Lederjacke an. Und natürlich die Hose, seine Strümpfe, die Schuhe.
    »Verdammt, das kann ich alleine«, murmelt Niki, der inzwischen aufgewacht ist, macht aber keine Anstalten, uns zu helfen.
    Die ganze Zeit über wagen Felix und ich es nicht, uns anzusehen.
    Schließlich zieht Felix Niki hoch und legt sich seinen Arm um den Hals. »Wir fahren jetzt nach Hause, hörst du? Und falls dir schlecht wird, sagst du gefälligst vorher Bescheid, klar?«
    Niki grummelt irgendetwas.
    Die beiden stolpern in den Flur.
    »Wartet«, sage ich, als ich ihnen das Licht angemacht habe. Ich stelle mich auf Zehenspitzen und küsse erst Niki und dann Felix auf den Mund. »Seid vorsichtig«, sage ich. Damit ich das Licht wieder anknipsen kann, das immer viel zu früh ausgeht, bleibe ich noch im Treppenhaus stehen. Ich lausche auf ihre ungleichmäßigen Schritte. Einmal poltert es. »Pass doch auf«, höre ich Felix, doch es scheint nichts passiert zu sein. Danach, sie müssen schon fast draußen sein, kann ich sie noch einmal hören.
    »Scheiße, Mann«, hallt Nikis Stimme nach oben, »ich liebe sie.«
    »Das ist wirklich Scheiße«, erwidert Felix. »Ich nämlich auch.«

14 . Kapitel
    A ls ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich immer noch Julia Winter. Die ohne einen Vater, die Erbschleicherin, Betrügerin. Es fühlt sich noch genauso an. Vielleicht, wenn ich erst die Papiere habe, vielleicht …
    Es kommen Geräusche aus der Küche, also ist meine Mutter wieder da.
    Und sie ist nicht begeistert davon, wie es immer noch im Wohnzimmer aussieht. Außerdem hat sie Nikis T-Shirt gefunden und verlangt auch dafür eine Erklärung.
    »Das hat er mir mal geliehen, ewig her, und ich habe damit gestern was aufgewischt.« Immerhin ist es noch klatschnass. »Aber das ist jetzt auch nicht von Bedeutung, Mama. Ich habe etwas gefunden. Etwas Wichtiges.«
    Ich zeige ihr Opas Sammlung.
    Wir sitzen lange zusammen, um sie uns anzusehen. Nehmen uns Zeit.
Reden
miteinander. Irgendwann machen wir uns ein

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