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Zwischen Ewig und Jetzt

Zwischen Ewig und Jetzt

Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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politischen Gründen verheiratet wurde und früh starb.
    Mir läuft ein Schauer über den Rücken.
    Felix hat es gemerkt. »Ist dir kalt?«
    »Nein, nein, schon gut.« Ich blicke entschlossen in die Runde. »Und nun macht schon weiter. Ich war ein wenig abgelenkt, das ist alles.«
    »Kein Wunder, nach dem, was du alles durchmachen musstest«, sagt Fred mitfühlend.
    Sie wissen nicht viel: Ich habe Felix darum gebeten. Es hat ihm nicht gefallen, seine Freunde anzulügen, und ich musste ihm versprechen, so bald wie möglich mit der Wahrheit herauszurücken. So bald wie möglich. Wie bald ist das?
    »Ja, die Beerdigung und alles, das muss scheußlich gewesen sein.« Anni lässt begierig ihren Stift sinken. »Und erst der grässliche Niki …«
    »Niki hat ihr geholfen«, sagt Felix so, wie er es einstudiert hat. Und so klingt es auch.
    »Zufällig am Friedhof aufgetaucht, also ich weiß nicht.« Maximilian schüttelt langsam den Kopf. Seine ohnehin asiatischen Augen werden noch schmaler. »Da stimmt doch was nicht.«
    »Warum nicht?« Konrad malt in dem Buch auf seinen Knien. »Wo Leichen auftauchen, ist Niki Gruft nicht weit, das wissen wir doch.«
    »Und Schlägereien«, ergänzt Fred. Sie nutzt die Gelegenheit, ihr Buch zuzuklappen und sich an Maximilian zu schmiegen, der das allerdings nicht beachtet.
    »Wieso Schlägereien?« Anni ist ganz Ohr. Caesar und sein Adoptivsohn sind vergessen.
    »Na, er hat sich doch für dich geprügelt, oder Julia?« Das ist Konrad. Er sagt es beiläufig. »Felix hat sowas erwähnt …«
    Ich werde verräterisch rot. »Er war da, schließlich hat sein Vater die Beerdigung ausgerichtet. Es ist irgendetwas vergessen worden. Und er hat einen Streit zwischen mir und meinem Halbbruder mitgekriegt. Es geht da ums Erbe, einige gerichtliche Sachen müssen noch geklärt werden.«
    »Und seitdem«, und jetzt sieht Konrad auf, »bist du wieder sein bester Freund, Felix.« Seine schwarzen Augen glühen. Er ist nicht rasiert. Alles an ihm wirkt dunkel, auf eine finstere Art gutaussehend. Und zugleich wild, unbeherrscht.
    »Quatsch«, macht Felix. Er atmet tief durch. »Niki ist und bleibt ein Spinner.« Das wenigstens klingt ehrlich.
    »Aber du redest mit ihm«, stellt Fred fest. Sie wickelt eine Strähne von Maximilians Haaren um ihren Finger. Maximilian dreht den Kopf weg.
    »Ich rede mit ihm, wenn es sein muss. Er hat immerhin meine Freundin verteidigt.«
    »Und das weiß er auch?« Konrad starrt ihn an.
    »Was weiß er?«
    »Dass Julia
deine
Freundin ist?«
    »Ja, sicher.« Felix sieht nicht zu mir während dieser Diskussion. Nicht ein einziges Mal. »Und können wir jetzt weitermachen? Ich habe keine Lust, hier ewig zu hocken. Also, konzentriert euch: Iden Märzen vierzig vier, packten Brutus Neid und Gier.«
    Fred stöhnt, Anni verdreht die Augen. Maximilian vertieft sich wieder in sein Buch, nur Konrad starrt immer noch Felix an. »Wir könnten es ihm zeigen, das weißt du.«
    »Nein danke«, sagt Felix.
    »Ich meine, wir könnten …«
    »Ich weiß, was du meinst«, erwidert Felix scharf. Die beiden blicken sich in die Augen, minutenlang, so kommt es mir vor. Irgendetwas sagen sie, irgendeine geheime, mir unverständliche Konversation läuft dort ab. Schließlich nimmt Konrad wieder seinen Stift zur Hand, und Felix tut es ihm nach.
    Alle arbeiten weiter. Ich sehe zum perfekten, marmornen Maximilian und Fred in ihren knappen Klamotten auf dem großen, weißen Sofa. Anni, die sich auf dem Schreibtischstuhl hin und her dreht. Die dunklen Locken von Konrad, die ihm ins Gesicht fallen, während er etwas in sein Buch schreibt. Das ist jetzt meine Clique. Wenn Clique bedeutet, dass sich eine Gruppe von Leuten zusammentut, die alles miteinander teilen, dann sind wir eine lausige Clique. Aber das ist wohl eine Frage der Definition.
     
    Unser Referat halten wir schon am Freitag. Es läuft recht gut, auch wenn ich mich nur schwer konzentrieren kann. Anni ist gerade beim Abschluss: »Brutus kann zwar entkommen, nimmt sich aber wenig später das Leben. Sein Kopf wird zurück nach Rom gebracht und vor die Säule Caesars gelegt.« Sie setzt sich.
    Unsere Lehrerin Frau Fasold nickt und bedankt sich. »Und jetzt würde ich gern von der Klasse wissen, wie sie Brutus’ Verhalten, seinen Mord an seinem Adoptivvater einschätzt. War er der überzeugte Republikaner, der den Tyrannen stürzen wollte? Oder waren da noch andere Interessen im Spiel? Ja, Alice?«
    Ich höre nicht weiter zu. Unser Referat ist gut

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