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Zwischen Ewig und Jetzt

Zwischen Ewig und Jetzt

Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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denn«, fährt sie fort, nachdem sie sich wieder gesetzt hat. Dann sieht sie mich an. »Du solltest dich fernhalten von dem.«
    »Warum? Weil er das, was er weiß, weitergibt? Deshalb?«
    Fred zuckt mit der Schulter. »Weil er der Todesbote ist, wie schon gesagt. Wer will denn schon mit so jemandem zu tun haben?«
    »Ich dachte, du glaubst nicht daran?«
    »Tue ich auch nicht. Super, Konrad!« Sie klatscht ihn ab, als er sich neben uns setzt.
    Ich ignoriere seine erhobene Hand.
    »Was denn? Kein Lob für den Helden?«, fragt Konrad sarkastisch.
    »Von deiner Heldentat heute auf dem Schulhof habe ich gehört.«
    »Ah, da ist sie wieder. Die Niki-Versteherin.« Konrad lässt den Arm sinken. »Und wo warst du, um deinen Freund vor mir zu beschützen?«
    »Ich habe Vanessa ihre Sachen gebracht.«
    »Du? Wieso ausgerechnet du?«
    »Weil kein anderer es gemacht hat.« Das kenne ich auch von mir. Vorher, bevor dein Leben in Scherben fällt, hast du noch Freunde. Hinterher nur noch die besten. Doch wer verzweifelt, ist schnell allein. Es gibt nicht viele, die das aushalten.
    »Ihr seid dran«, ruft Anni von drüben.
    Fred geht nach vorne. Sie sieht selbst beim Bowling sexy aus, und das weiß sie, nehme ich mal an. Zumindest streckt sie sich ausgiebig, bevor sie die Kugel überhaupt anfasst, und streichelt sie, als wäre sie ein Haustier. Dann bückt sie sich geschmeidig, um sich gleich darauf wieder zu räkeln wie eine Katze.
    Prompt kommen Pfiffe von Konrad.
    Maximilian, der die Liste führt und genau hinter ihr sitzt, ruft: »Könntest du nicht vorher Eintritt verlangen, Schatz? Wir könnten reich werden.«
    »Wir sind schon reich«, gibt Fred über ihre Schulter zurück.
    Felix zwinkert mir zu und grinst.
    Ich lächele zurück. Reich, reich … Wie groß ist eigentlich das Vermögen, das mein Vater hinterlassen hat, schießt mir durch den Kopf. Ich muss unbedingt meine Mutter danach fragen, sobald wir hier fertig sind.
     
    Doch dann komme ich gar nicht mehr dazu. »Niki hat angerufen«, sagt meine Mutter, kaum dass ich die Tür hinter mir geschlossen habe. Sie versucht, die Missbilligung aus ihrer Stimme herauszuhalten, aber es will ihr nicht ganz gelingen. Seit der Schlägerei ist ihr Niki ein wenig suspekt. Außerdem hat sie inzwischen den
richtigen
Felix kennengelernt, der ihr dann doch lieber ist als der gepiercte Typ vom Friedhof.
    »Ich hoffe, du hast nicht durchklingen lassen, wie begeistert du davon bist«, sage ich ironisch, während ich meine Tasche ablege.
    Meine Mutter zuckt mit den Schultern. »Ich war nett. Ich bin immer nett.«
    »Sicher.«
    Ich gehe in die Küche und an den Kühlschrank. Der erfreulich voll ist.
    »Ich war einkaufen.« Meine Mutter lehnt sich an den Türrahmen. »Ich werde mich in Zukunft besser kümmern. Mich einmischen.«
    Mit einem Knall schließe ich die Kühlschranktür. »Indem du einkaufst?« Ich balanciere Brot, Butter und papierartig aussehenden Diätkäse auf die Arbeitsfläche neben der Spüle.
    »Indem ich darauf achte, was du isst. Mit wem du weggehst. Wer deine Freunde sind.«
    »Darauf achten?« Ich beschmiere mein Brot extra dick mit Butter, um das fehlende Fett im Käse auszugleichen. »Du meinst wohl kontrollieren.« Das kann sie nicht. Und wir wissen es beide.
    »Ich will doch nur gutmachen, was ich damals versäumt habe. Wenn ich gewusst hätte … also, ich hätte mir nie im Traum einfallen lassen, dass du und Justin …«
    Das Messer in meiner Hand erstarrt. »Nicht schon wieder dieses Thema, okay? Darüber waren wir uns doch einig. Justin ist Geschichte. Ich muss ihn nie wieder sehen.«
    »Naja.« Meine Mutter betrachtet den Linoleumboden, als sei er ihr das erste Mal in ihrem Leben aufgefallen.
    »Was naja?« Nun hat sie endgültig meine Aufmerksamkeit. Ich lege das Messer hin.
    »Er ist wieder da. Heute angekommen. Und er bleibt wohl noch eine Weile. Er und ein Studienfreund wollen Opas Angelegenheiten regeln. So hat Justin es zumindest ausgedrückt.«
    »Was für ein Studienfreund? Und was heißt hier ›Opas Angelegenheiten‹? Was will er denn da groß regeln? Bei Opa gibt es doch nichts zu holen. Wir haben doch alles bezahlt. Wir waren es doch.« Ich werde immer lauter, während meine Mutter zu schrumpfen scheint.
    »Er ist auch sein Großvater.« Sie räuspert sich. »Vor dem Gesetz ist er sogar nur
sein
Großvater.«
    Das hat gesessen. Wie immer. Mein Puls hat sich beschleunigt und dröhnt mir in den Ohren. Justin will ›Angelegenheiten regeln‹? Er

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