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Zwischen Ewig und Jetzt

Zwischen Ewig und Jetzt

Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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will sich wohl eher alles unter den Nagel reißen. Und das wiederum kann nur bedeuten, dass er von dem Testament weiß!
    »Und dann kam noch das hier …« Meine Mutter hält mir einen Brief entgegen.
    Ich wische mir die Hände an der Hose ab und nehme ihn. Es ist ein Schreiben von Justins Anwalt, der noch einmal freundlich darauf hinweist, dass seinem Mandanten als alleiniger Erbe das Verfügungsrecht über Opas Zimmer zusteht und er allein bestimmen kann, wer es betritt. Und dann droht er noch mit einer richterlichen einstweiligen Anordnung, falls wir uns nicht daran halten.
    »Was? Das darf doch nicht wahr sein. Sie geben ihm praktisch das Recht, Opas Zimmer zu durchsuchen und Beweise zu vernichten!«
    »Welche Beweise?«
    Stimmt ja. Ich darf nicht vergessen, dass meine Mutter nichts von dem Testament weiß. Und ich ihr nichts darüber sagen kann, ohne damit rauszurücken, wer mir das gesagt hat. Und auch wenn sie sich jede Menge
Ghost Whisperer
,
Supernatural
und so’n Zeugs im Fernsehen ansieht, so glaube ich doch nicht, dass sie die Geistersache auch im wirklichen Leben so prickelnd finden würde.
    »Keine Ahnung«, wiegele ich ab. »Irgendetwas, das mich mit Papa in Verbindung bringt.«
    »Kind«, sagt meine Mutter mit einem traurigen Lächeln, »das ist nicht das Problem. In Verbindung gebracht wirst du mit ihm.« Und wie. Erbschleicherin, geldgieriges Luder, Betrügerin: Die Bezeichnungen für mich und meine Mutter sind mir noch gut in Erinnerung. »Es geht darum, dass wir ein notariell beglaubigtes Schriftstück als Beweis brauchen.«
    »Ja, eben. Und das ist vielleicht im Altenheim. Wir müssen in Opas Zimmer und nachsehen. Du kennst doch die Leute da.«
    »Um was zu tun, Julia? Was soll ich denn nachsehen? Klar kennt mich das Pflegepersonal, aber sie wissen auch, dass ich nicht mit Opa verwandt war. Ich habe keine rechtliche Handhabe, da irgendetwas rauszuholen. Nach diesem Brief noch weniger als zuvor.« Sie sieht mich durchdringend an. »Was suchst du denn da, Julia? Was?«
    Meine Vergangenheit. Dass das so schwer zu verstehen ist. Ein Testament, einen Beweis, meinen Vater, mein altes Leben.
    »Nichts«, sage ich stattdessen. »Nichts Wichtiges.« Ich falte den Brief zusammen, stecke ihn hinten in die Hose. Knicke dann das unbelegte Brot in der Mitte zusammen und nehme es mit. »Ich muss telefonieren«, sage ich, während ich mich an meiner Mutter vorbeidrängele.
     
    Ich liege auf dem Rücken auf dem Bett und starre an die Decke, während ich mit Niki telefoniere. »Und? Wie geht es dir?«
    »Mäßig.«
    »War ja auch ein ziemlicher …«, mir fehlt das Wort. »Schock«, sage ich dann.
    »Na, für mich aber auch. Von einer Minute zur anderen war dieser Kerl da und hat einfach losgelegt. Nicht einmal mit mir geredet hat er: Der war sich gar nicht bewusst, dass ich ihn hören konnte. Der kam einfach, um sich von seiner Tochter zu verabschieden. Wahrscheinlich hatte Vanessa etwas bei sich, irgendeinen Gegenstand von ihm.«
    »Einen Gegenstand?« Ich werde hellhörig.
    »Nicht irgendeinen Gegenstand. Irgendetwas von Bedeutung. Etwas, das dem Toten in seinem Leben wichtig war.«
    Ich starre noch immer an die Decke, ohne etwas zu sehen. »Du sagtest doch, die Toten wollen in der Nähe ihrer Körper bleiben.«
    »Ja, das stimmt. Und deshalb funktioniert es auch am besten, wenn du etwas von ihrem Körper mit dir herumträgst.«
    »Was?« Ich richte mich kerzengerade auf.
    »Ich dachte da an eine Locke. Keine Sorge: Du musst nicht gleich den ganzen Arm mitnehmen oder so.«
    Wie tröstlich. Ich will sowieso nichts von einem Toten mitnehmen, und sei es noch so klein.
    »Aber ein wirklich wichtiger, aufgeladener Gegenstand tut es auch«, fährt Niki fort.
    »Aufgeladen womit?«, will ich wissen.
    »Mit Bedeutung. Liebe, Erinnerung …«
    Es wird eine Weile lang still, während ich mich selbst zu erinnern versuche. Hatte ich damals etwas von meinem Vater dabei? Etwas, durch das er mich aufspüren und sich von mir verabschieden konnte? Ich weiß nicht, ob ich den Gedanken schön oder eher beunruhigend finden soll. Und so wie es aussieht, werde ich es wohl auch nie herausbekommen.
    »Okay, reden wir über etwas anderes«, unterbricht Niki meinen Gedankengang. »Was macht die Ratte von einem Halbbruder?«
    »Ja, deswegen rufe ich an. Ich meine auch deswegen.« Ich erzähle ihm das wenige, das ich gerade von meiner Mutter erfahren habe, und Niki pfeift durch die Zähne.
    »Sieht so aus, als würde Justin von dem

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