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Zwischen Ewig und Jetzt

Zwischen Ewig und Jetzt

Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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Ich bin in einer Lerngruppe mit ihm, schon vergessen?« Ganz abgesehen davon, dass ich mich auch nicht fernhalten
will
.
    »Du sagst einfach, dass du dich weigerst, mit ihm zusammenzuarbeiten. Wir anderen machen das seit Jahren so.« Er bemerkt meinen Blick und hebt entschuldigend die Hände. »Haben das so gemacht. Vergangenheit.«
    Obwohl das nicht so ist, und er weiß es. Felix spricht wieder mit Niki, das schon. Nach der Sache mit Vanessas Vater allerdings wird das niemand von den anderen tun: Die Rempelei mit Konrad danach, die fiesen Bemerkungen haben das bewiesen.
    Felix zieht mich an sich, streicht mir übers Haar. »Wir müssen dich mal auf andere Gedanken bringen, meine Süße.« Da ist es wieder: Ablenkung.
    »So?« Das wird schwer werden. »Wie denn?«
    »Nicht so wie du denkst, ts, ts.«
    »Wie denke ich denn?«
    Felix grinst mich an, antwortet aber nicht direkt. »Am Samstag gibt Anni eine Party. Eine Pyjamaparty. Und wir gehen hin.«
    »Ehrlich? Hat sie mir noch gar nicht erzählt.«
    »Nun, sie weiß es noch nicht.« Felix lächelt wieder sein unwiderstehliches Lächeln. »Ich habe Erik getroffen, ihren Bruder. Und der meint, sie hätten am Wochenende sturmfreie Bude. Und nichts dagegen, dass Anni ein paar Freunde einlädt.«
    »Erik. Soso.«
    »Ja. Der ist wirklich nett. Studiert Wirtschaftswissenschaften in London, ist aber zurzeit hier. Und soll am Wochenende auf das Haus und seine kleine Schwester achten.«
    »Und überlässt beides dir.«
    Felix zuckt mit den Achseln. »Klar. Wir müssen nur noch deine Mutter davon überzeugen, dass du bei Anni schlafen kannst.«
    »Schlafen?«
    »Was an dem Wort ›Pyjamaparty‹ war denn so unklar?«  
    Ich muss allein schon bei dem Gedanken daran lachen, was meine Mutter dazu sagen wird. »Das erlaubt sie nie. Niemals.« Vor allem jetzt nicht, wo sie von der Sache mit Justin weiß.
    »Natürlich nicht.« Felix küsst meine Wange, mein Ohrläppchen. »Wir müssen ihr ja nicht alles erzählen«, sagt er an meinem Hals.
    »Nicht alles erzählen?« Ich zucke zurück. »Felix, ich habe doch gerade erst wieder angefangen, die Wahrheit zu sagen.« Ich sehe seinen Blick. »Nicht allen, aber Mama, dir … Ich kann nicht schon wieder lügen.«
    Er betrachtet mich stirnrunzelnd. »Wir hätten endlich mal wieder Zeit für uns. Allein. Die ganze Nacht lang.«
    Ich weiß schon, was er meint: Seit dem Abend bei ihm sind wir nicht mehr zusammen gewesen. Nicht
so
. »Aber sie wird fragen, ob zu der Party auch Jungs kommen. Sie wird nach dir fragen. Und dann werde ich nicht lügen.«
    Felix lässt mich los. Er tritt einen Schritt zurück. »Ich dachte, du wolltest das auch. Ich dachte, wir wollten es beide.«
    »Ja, natürlich.« Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. »Es ist nur: Ich will meine Mutter nicht schon wieder belügen. Das habe ich jetzt über zwei Jahre gemacht.«
    »Gut, dann können wir die Party wohl vergessen«, sagt Felix wütend. Er sieht mich von oben herab an. »Ich dachte, etwas private Zeit würde uns guttun. Sozusagen als Ausgleich zu der Sache mit Niki.«
    Das hat gesessen. Ich starre ihn mit offenem Mund an. »Das hat nichts mit Niki zu tun«, sage ich.
    »Natürlich«, sagt Felix sarkastisch, »wie kann ich nur denken, dass er etwas damit zu tun hat? Nun, wenigstens kommt er«, und er macht eine Kopfbewegung in Nikis Richtung, »auch nicht an dich ran. Das sollte mich wohl trösten.« Er dreht sich um und stapft davon.
     
    Die Pausen, die man allein verbringt, sind immer lang. Damals waren sie unerträglich.
    Ich fand viele Verstecke. Die Toilette lag natürlich am nächsten, aber es gab auch den Biologieraum, den unser Lehrer stets vergaß abzuschließen, den Fahrradkeller oder die Nische hinter dem Musiksaal. Manchmal genügte es auch, sich vorm Lehrerzimmer herumzudrücken und so zu tun, als warte man auf jemanden. Einmal wurde ich im Geräteraum eingeschlossen und saß fest. Ein anderes Mal fand mich Elke.
    »Was ist eigentlich mit dir los? Warum kommst du nicht raus?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Lust.«
    »Keine Lust, soso.« Sie betrachtete mich prüfend. »Was ist los?«
    Ich wusste es nicht, konnte es nicht sagen. Ich fühlte mich schlecht im Geräteraum oder hinter dem Musiksaal. Die Pausen zogen sich wie Kaugummi. Immer, wenn irgendwo gelacht wurde, versetzte es mir einen Stich. Heute denke ich, dass ich vor allem gefunden werden wollte. Aber ich habe mich wohl einfach zu gut versteckt.
    Es klingelt, und ich ströme

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