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Zwischen Ewig und Jetzt

Zwischen Ewig und Jetzt

Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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als nackt: Das ist ausgeleuchtet!
    Von Felix ist nichts mehr zu hören, nachdem die Eisentür erst einmal hinter mir zugefallen ist und ich wieder im Glasgang stehe. Dafür hat der Sturm anscheinend noch einen Zahn zugelegt: Ein Ast liegt auf dem Dach. Nicht groß, aber immerhin. Die Büsche und Bäume, die vom Schwimmbad her angestrahlt werden, sehen aus, als würden sie tanzen. Überall lauern Schatten, und in diesem Tunnel heult der Wind wie ein Wolf.
    Ein Wolf, o Mann. Diese Horrorfilme tun meinen Nerven nicht gut. Allein die Androhung, einen sehen zu müssen, genügt, um mich nervös zu machen.
    Die Gemälde im Flur lasse ich dieses Mal unbeachtet. Ich kann sowieso keinen Lichtschalter finden, obwohl ich hätte schwören können, dass der Schalter vorhin beleuchtet gewesen ist. Die Arme ausgestreckt gehe ich vorsichtig in Richtung Wohnzimmer. »Anni? Fred?« Es ist kein Laut mehr zu hören, bis plötzlich jemand laut und schrill schreit. Ich zucke zusammen, mein Herz galoppiert los, während ich stehen bleibe.
    Nun stell dich mal nicht so an, befehle ich mir selbst. Das war natürlich im Film. Oder? Ja, die Geräuschkulisse geht weiter, jemand schreit wieder laut und vernehmlich, untermalt von dramatischer Musik.
    Ich biege um die Ecke und stehe jetzt direkt hinter dem Fernseher, aus dem die widerlichsten Geräusche kommen. Eine Frau kreischt, dann stöhnt sie in ohrenbetäubender Lautstärke. Danach wird es ruhig.
    Diese plötzliche Stille erschrickt mich fast ebenso wie der Schrei. Ich gehe rasch um den Kamin und den Fernseher herum.
    »Das hört sich ja wirklich …«, beginne ich, dann werde ich stumm. Denn auf der Couch und den Sesseln, die im blauen Licht flackern, sitzt niemand. Die Getränke stehen noch auf dem Tisch, ebenso eine Schüssel mit Chips und Konrads DVD s. Doch von den anderen keine Spur. Sie sind weg. Verschwunden.
    »Anni? Fred?« Meine Stimme klingt unsicher, ich sehe mich um. »Maximilian? Konrad? Das ist nicht lustig.«
    Hinter mir mordet ein menschenähnliches Wesen ohne Gesichtshaut etwas eh schon Blutiges. Der Bildschirm ist so groß und so hochauflösend, dass ich mitten in dem Gemetzel zu stehen scheine. Ich schaudere, sehe mich um. Bis auf den Fernseher in meinem Rücken gibt es nur noch eine Lichtquelle: Der Laptop auf dem Sekretär ist an. Automatisch gehe ich darauf zu, um die Tischlampe daneben anzumachen, stolpere über einen der Hocker, reibe mir das Schienbein. Verdammt nochmal. Wo stecken die denn? Der Garten liegt im völligen Dunkel, hinter mir keucht der Mann mit dem abgezogenen Gesicht. Doch von einer Sekunde zur anderen ist mir das völlig egal. Denn vor mir, auf dem Bildschirm, flimmert eine Nachricht. Eine Nachricht für mich.
    Julia. Julia. Julia. Ich sehe dich. Ich sehe dich überall.

7 . Kapitel
    S ie haben jetzt aufgegeben. Seit ein paar Minuten ist es ruhig vor der Badezimmertür. Niemand von den anderen ist mehr zu hören. Auch Felix nicht.
    Gut so. Ich kann jetzt nicht aufmachen, kann es einfach nicht. Sie ist bestimmt hier bei mir, die Stimme, die mir Nachrichten schreibt.
    Das ginge nicht. Sie könne nichts anfassen, hat Niki mir versichert. Aber sie schafft es, dass er Schmerzen hat. Nasenbluten. Sein Kopf fast explodiert. Was ist dagegen schon eine Nachricht auf dem Computer?
    Ich sehe dich überall
, na toll. Wenn du mich jetzt siehst, dann siehst du mich am Boden, eingezwängt zwischen Badewanne und … was ist das überhaupt? Ich schniefe, wische mir über die Augen. Ein Bidet.
    Ich verrenke mich, um das Wasser darin anzustellen, halte meine Hand darunter und wische mir dann über mein heißes Gesicht. Dies Geheule nutzt eh nichts, lässt einen nur aussehen wie diesen Freddy. Ach Scheiße. Ich höre die Stimme nicht mal, sehe nur, dass sie sehr wohl etwas bewegen, etwas anfassen kann. Und das macht mir so eine verdammte Angst …
    Felix hat elend lange an der Badezimmertür geklopft und gefleht, gebettelt, sogar gedroht, aber ich kann jetzt niemanden zu mir lassen, kann es nicht. Dieser Geist will mich, er sieht mich und er hasst mich ganz offensichtlich. Ich bin nirgends sicher. Und solange das so ist, sind die Menschen in meiner Nähe es auch nicht. Das sieht man ja schon an Niki.
    Jetzt ist es ruhig, jetzt haben sie aufgegeben. Was Felix wohl den anderen erzählt hat? Ist ja auch egal. Mit diesem Auftritt habe ich mir sowieso alle Chancen versaut: War ein toller Abend bis auf die Kleinigkeit, dass Julia ihn heulend auf dem Klo verbracht hat. So

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