Zwischen Ewig und Jetzt
sich nicht reinschleichen«, erklärt Felix an meiner Stelle. »Sie müsste am Wohnzimmer vorbei, und da schläft ihre Mutter.«
Schläft oder macht ganz andere Dinge. Ich will es mir nicht vorstellen. »Ja, Julia ist nämlich arm wie eine Kirchenmaus und die Wohnung winzig wie ein Mauseloch«, mische ich mich ein.
»Mann«, erwidert Niki und schüttelt den Kopf, »das mit der Kohle, das nervt dich wirklich, was?«
»
Du
hast ja ein großes Zimmer«, fauche ich ihn an.
Niki grinst Felix an. »Eben. Sie kann gern bei mir übernachten. Mein Vater ist völlig cool in der Beziehung.«
»Übertreib es nicht, Alter«, kommt es von Felix. »Julia wird natürlich
nicht
bei dir übernachten.«
Dieses Über-den-Kopf-hinweg-reden macht mich ganz irre. »Julia muss das vielleicht doch tun, denn Julia kann ja nicht nach Hause«, sage ich wütend. Keine Chance, dass ich da reingehe, wenn Klaus da ist.
Felix schüttelt den Kopf. »Du schläfst natürlich nicht bei ihm. No way«, sagt er. »Allerdings, zu mir können wir auch nicht: Diese Bridgeabende gehen bis in den frühen Morgen, meist noch länger. Da kommen wir nicht ungesehen herein.« Er überlegt. »Okay, gehen wir«, sagt er und macht auf dem Absatz kehrt.
»Was? Wohin?«, will Niki wissen.
»Na, zu dir. Hast uns doch eingeladen, oder? Wir schlafen
beide
bei dir. Und Julias Mutter muss gar nichts davon erfahren.«
Niki nimmt das Taschentuch weg, stopft es in seine Hosentasche. Seine Nase hat aufgehört zu bluten. »Okay. Wenn’s sein muss. Wird bestimmt lustig«, sagt er sarkastisch.
Ich stapfe den Jungs kopfschüttelnd hinterher zur zweiten Pyjamaparty an diesem Abend.
Es gibt einiges Hin und Her, bis wir entschieden haben, wer wo schläft. Beziehungsweise bis die beiden entschieden haben, wer wo schläft. Zunächst einmal wird klar, dass es im Hause Galanis kein Gästezimmer gibt.
»Ach nee«, flüstert Felix. Wir müssen leise sprechen, um Nikis Vater nicht zu wecken. Oder den Hund, der hier auch irgendwo sein muss. Oder beide. »Und wo hättest du Julia schlafen lassen?«
»Wo wohl«, sagt Niki und grinst wieder unverschämt.
Felix wird blass vor Wut: Das kann ich selbst bei schummeriger Beleuchtung sehen. »Wir sind quitt«, sagt er. »Dafür hättest du dir normalerweise eine eingefangen.«
»Wow. Da habe ich wohl noch mal Glück gehabt.«
»Psst«, mische ich mich ein. »Hört jetzt auf, ihr zwei. Ihr weckt noch Herrn Galanis auf.« Das fängt ja schon gut an.
Wir schleichen hoch in Nikis Zimmer. Felix und ich warten, während Niki eine Isomatte, Decke und Kissen besorgt. Wir warten stumm: Als ich mit Felix sprechen will, hebt er die Hände. »Lass es, okay? Wir reden später. Ich bin müde, ich bin durcheinander. Und jetzt echt nicht dazu in der Lage, ruhig zu bleiben.«
Dann eben nicht. Ich lasse mich auf den Stuhl sinken und male Sterne auf ein Blatt Papier. Nikis Englischaufsatz, ups. Ich lasse das mit den Sternen wieder sein.
Niki kommt zurück. Zwei von uns müssen im Bett schlafen und einer auf der Matte, und es ist schon fast komisch, den beiden bei ihrer Diskussion darüber zuzuhören.
»Du und Julia im Bett kommt ja wohl nicht in Frage.«
»Komisch, das gleiche wollte ich dir auch gerade sagen.«
»Sie ist
meine
Freundin.«
»Und das ist
mein
Zimmer.«
Sie diskutieren noch immer, als ich mir wortlos die Matte schnappe, aus der Jeans und dem Pullover schlüpfe und es mir bequem mache. Es sollte schmeichelhaft sein, oder? Zwei Verehrer, beide kämpfen um mich. Ist es aber nicht. Es tut weh. Das erste Mal kann ich den Gedanken daran nicht verdrängen, dass ich mich vielleicht doch irgendwann zwischen ihnen entscheiden muss.
»Das ist nicht dein Ernst, oder?« Felix blickt auf mich herunter. »Du glaubst doch nicht, dass ich mit
ihm
in einem Bett schlafe?«
»Du kannst auch im Garten schlafen,
Alter
«, antwortet ihm Niki.
»Vielleicht tue ich das auch.«
»Ach. Und wie willst du uns dann kontrollieren?«
»Macht, was ihr wollt«, murmele ich und gähne übertrieben. Ich drehe mich auf die andere Seite und presse meine Augenlider so fest zusammen, dass ich Sternchen sehe.
Eine Zeitlang wird es ruhig. Ich höre Geraschel. Dann beginnen sie wieder zu diskutieren, wenn auch leiser. Anscheinend nehmen sie mir die Müdigkeitsnummer ab.
»Das ist ekelig. Ich schlafe nicht mit deinen Füßen unter meiner Nase.«
»Du willst also die Löffelchen-Stellung? Seit wann so anschmiegsam?«
»Ich will nur deine Füße nicht in meinem
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