Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Ewig und Jetzt

Zwischen Ewig und Jetzt

Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
Vom Netzwerk:
Gesicht.«
    »Gut, aber dann rück gefälligst weiter weg.«
    Wieder Geraschel.
    »Das geht nicht, wenn du das Kissen zwischen uns steckst. Es wird zu eng. Was glaubst du eigentlich? Dass ich das Ufer wechsele und nachts über dich herfalle?«
    »Ich wollte nur den Anstand wahren.«
    »Ich falle gleich raus, verdammt.«
    Ich muss mich beherrschen, um nicht zu kichern. Es fordert ein Höchstmaß an Selbstbeherrschung, um weiterhin langsam und gleichmäßig zu atmen. Endlich wird es ruhig. Scheint, als hätten die beiden einen Kompromiss gefunden. Ich bin tatsächlich beinah eingeschlafen, als ich Felix noch einmal flüstern höre.
    »Mann, kommt mir vor wie früher, weißt du noch?«
    »Was?«, kommt es undeutlich von Niki.
    »Wir haben ein Hörbuch gehört, Dracula, glaube ich. Das war so unheimlich, ich konnte die halbe Nacht kein Auge zutun. Und du hast seelenruhig geschlafen. Das war echt schräg.«
    »Mmh«, macht Niki.
    Stille.
    »Schräg«, wiederholt Felix.
    »Das hier ist schräger«, erwidert Niki müde.
    »Allerdings«, murmelt Felix.
    Dann wird es endgültig still.
     
    Nikis Vater ist nicht mal überrascht, als wir am nächsten Morgen in der Küche auftauchen, nur erfreut. Zur Feier des Tages will er uns sogar ein »richtiges« Frühstück machen.
    »Was gibt es denn sonst bei euch?«, raune ich Niki zu.
    »Schwarzen Kaffee und einen Keks. Griechen frühstücken nicht wirklich.«
    Weil für Giouvarlakia »leider« keine Zeit ist, serviert uns Herr Galanis eben alles, was der Kühlschrank hergibt. Felix, Niki und ich haben kaum Platz genommen, schon sieht der Küchentisch aus wie eine griechische Vorspeisentheke: Es gibt gefüllte Champignons, gegrillte Auberginen, Fetakäse, Oliven in grün und schwarz mit und ohne Kerne, Spinatsalat, eine pinkfarbene Paste undefinierbarer Herkunft, eine ebensolche Paste, die eher grünlich aussieht, dazu jede Menge Fladenbrot.
    »Das ist Fava, das Tarama«, erklärt Herr Galanis, obwohl das eher gar nichts erklärt.
    »Kichererbsen, Kaviar«, sagt Niki, der morgens eher wortkarg zu sein scheint.
    Das fällt auch Herrn Galanis auf. Er fragt seinen Sohn etwas auf Griechisch.
    »Nein, gar nicht«, erwidert Niki. »Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan.«
    »Quatsch«, erwidert Felix, der sich einen Haufen Oliven auftut. »Ich hab dich schnarchen hören. Du hast so tief und fest geschlafen wie nach einem Dracula-Hörspiel.«
    Die beiden Jungs sehen sich an. Beinah hätten sie gelächelt. Aber nur beinah. Dann ist der Moment vorüber. Niki steht auf und holt sich Kekse und Kaffee, während Felix ungerührt griechische Vorspeisen in sich hineinschaufelt. Ich will Herrn Galanis nicht enttäuschen und mache es ihm nach. Grüne Oliven zum Frühstück sind gar nicht so übel, wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat.
    Erst als Nikis Vater uns in der Küche alleinlässt, können wir reden. Und Felix erzählen, was wir vorhaben.
    »Was sie vorhat«, sagt Niki und zeigt mit einem Keks auf mich.
    »Ohne dich wird es wohl nicht gehen«, erwidere ich. »Was macht die Stimme?«
    »Nervt«, sagt Niki und tunkt den Keks in den Kaffee.
    »Du bist echt eklig, weißt du das?«, fragt Felix, der das beobachtet.
    »Von dir ganz zu schweigen. Du bist nachts aktiv wie ein Hamster.«
    »Julia gefällt das«, erwidert Felix in anzüglichem Ton.
    Nikis Hand mit dem Keks erstarrt.
    Der Waffenstillstand scheint wohl endgültig beendet. Ich unterdrücke ein Seufzen. »Wir wollen in die Uniklinik und dort in die Pathologie, um mit ein paar älteren Leichen zu reden«, sage ich rasch, um die Diskussion in eine andere Richtung zu lenken. Was mir auch perfekt gelingt.
    »Was?« Felix’ Olive erstarrt ebenso wie Nikis Keks.
    »Ja. Niki meint, falls die Toten schon ein wenig länger tot sind, haben sie mehr Erfahrung. Und können uns sagen, ob es möglich ist, Gegenstände zu bewegen. Tastaturen zu bedienen und so.«
    »Heute? Ich meine, heute ist Sonntag.«
    »Umso besser«, sage ich. »Weniger Ärzte unterwegs.«
    »Das klappt doch nie. Ihr könnt doch nicht einfach in die Pathologie marschieren, dort kommt man doch sicher nicht mal rein.«
    »Wir wollen gar nicht irgendwo rein. Wir wollen nur irgendwo in die Nähe. Dort, wo Niki sie besser hören kann.«
    »Wenn sie überhaupt da sind«, mischt sich Niki ein. Er wischt seine Hände an einer Serviette ab und steht auf. »Ich gehe und mache mich fertig.« Dann verlässt er den Raum.
    Felix starrt mal wieder düster vor sich hin.
    »Was ist

Weitere Kostenlose Bücher