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Zwischen Ewig und Jetzt

Zwischen Ewig und Jetzt

Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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Unschuld in Person. »Kirsche hatten sie nicht mehr, ich habe Haselnuss«, sage ich atemlos und küsse Felix, der mich liebt, noch tut er das. Egal, was vorgefallen ist. Dann drücke ich ihm den Becher in die Hand und drehe mich um. »Hallo, Maximilian.«
    »Julia.« Er nickt. Seine perfekten, ebenmäßigen Züge geben nichts von seinen Gedanken preis. Nur seine schmalen Augen mustern mich abschätzig.
    Ich überlege fieberhaft, ob ich noch etwas hinzufügen, etwas erklären sollte, lasse es dann aber bleiben. »Brezel?«, biete ich ihm an.
    »Nein, danke«, erwidert Maximilian.
    Ich muss irgendetwas unternehmen. Irgendetwas. »Was ist: Wollen wir die letzten beiden Stunden schwänzen?«, wende ich mich an Felix, während ich den Arm um ihn lege. Es ist mir gerade so eingefallen, aber es fühlt sich richtig an.
    Felix runzelt die Stirn. »Mathe schwänzen? Ausgerechnet dein Lieblingsfach?«
    »Meine Mutter ist heute den ganzen Tag über in der Kanzlei. Wir wären allein.« Mir fällt erst jetzt auf, dass ich mich beinah verraten hätte. Aber Kanzlei klingt neutral, oder? Sogar wichtig. Und wie auch immer: Maximilian fragt sowieso nicht nach.
    »Allein?« Felix lächelt schwach. »Das würde ja schon fast an ein Wunder grenzen.«
    »Ich weiß. Deswegen ja.«
    Er küsst mich. »Wer kann dazu schon Nein sagen?« Er sieht hoch, sieht Maximilian an. »Du entschuldigst uns, ja? Sag, uns wäre etwas dazwischengekommen.«
    Ich kichere, Felix führt mich weg.
    »Das sage ich ja stets, Alter. Euch ist was dazwischengekommen«, ruft Maximilian uns nach, aber wir tun beide so, als könnten wir ihn nicht mehr hören. Und schon gar nicht verstehen.
     
    Neben Felix zu liegen, fühlt sich an wie alles zusammen: Urlaub, Ferien, Sonne. Es fühlt sich ruhig an, aber auf eine schöne Art. Eine Ruhe, die alles ausfüllt, die mich ausfüllt. Bis in die Fingerspitzen.
    Es war wunderschön, das war es. Wie im … nun, Märchen vielleicht nicht, denn schließlich sind die jugendfrei, aber wie im Traum. Meinem Traum. Es war ganz anders als beim ersten Mal. Ruhiger, irgendwie, und gleichzeitig aufregend.
    Nun ja, wahrscheinlich ist Sex wie alles andere auch Übungssache und wird immer besser, mit der Zeit.
    »Woran denkst du?«, fragt Felix. Er hat sich aufgestützt, sieht mich an. Seine Finger fahren sanft über meine Haut.
    Ein angenehmes Schaudern läuft mir über den Körper. »An dich. Wie leicht du alles machst.«
    »Ist das gut?«
    »Herrlich.«
    Felix küsst mich. Ich spüre seine nackte Haut, schmecke ihn, während seine Hand die Innenseite meines Schenkels streichelt. Es fühlt sich zum Verrücktwerden gut an.
    »Was meinst du, wann deine Mutter zurückkommt?«, flüstert Felix mir ins Ohr.
    »Mmh?«
    »Deine Mutter. Ich meine, es ist immerhin schon drei.«
    »Bald. Nie. Egal«, stöhne ich. Ich will, dass er weitermacht. Nicht aufhört, niemals. Wenn er aufhört, sterbe ich augenblicklich, das weiß ich genau. Es existieren nur dieses Gefühl, das mich ganz ausfüllt, als mir plötzlich jemand,
(etwas?)
ins Ohr pustet. Und ich mit einem Schrei die Augen aufreiße. Mich befreie. Einen Arm wegstoße
(welchen Arm?)
und aus dem Bett springe, mit klopfendem Herzen. Ganz automatisch geschieht das und so blitzschnell, dass ich selber nicht weiß, wie ich mit einem Mal hierhergekommen bin.
    »Julia. Was ist denn, um Himmels willen?« Auch Felix hat sich aufgesetzt, starrt mich an.
    »Es hat … da war …« Ich fasse an mein Ohr.
    »Was? Oh.« Felix steht auf, kommt zu mir und nimmt mich in den Arm. Splitternackt stehen wir eine Weile mitten im Zimmer, er streichelt mich. »Sorry«, murmelt er schließlich, »das war ich. Hab nicht dran gedacht.«
    Die Geister, er hat nicht an die Geister gedacht. Ich auch nicht. Natürlich nicht. Sie waren weg, ausgetrieben. Jetzt ist alles wieder da.
    Die drei Toten aus der Pathologie, mit denen Niki gesprochen hat, haben das erzählt. Sie tun das. Pusten den Studenten ins Ohr. Um sie zu ärgern, obwohl »ärgern« wohl ein zu harmloser Ausdruck ist. Vielleicht sollte man besser sagen: um sie für immer zu traumatisieren und ihr Dasein zu einem angsteinflößenden Albtraum zu machen. So wie »mein« Geist das gerade mit meinem Leben versucht.
    Ich schiebe Felix mit einer Hand von mir weg. Merke, dass ich mir mit der anderen immer noch das Ohr zuhalte, und lasse sie sinken. Mein Herz klopft so stark, dass ich es bis in den Hals spüren kann. Mir ist schlecht.
    »Julia. Es tut mir leid«, sagt Felix,

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