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Zwischen Ewig und Jetzt

Zwischen Ewig und Jetzt

Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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ich. »Und du weißt genau, was ich meine. Felix hast du eine Menge blöder Fragen gestellt, als du ihn das erste Mal getroffen hast. Welche Lieblingsfächer er hat, was für Hobbys: Diese Art Fragen meine ich.«
    Meine Mutter dreht ihren Kopf herum wie eine Eule, um abzubiegen. Das nützt leider dem Radfahrer wenig, der fast auf unser Auto auffährt, abbremst und uns wüst beschimpft. »Himmel, Mama. Wie habt ihr damals eigentlich eure Führerscheine bestanden?«
    »So wie heute auch. Es gab eine theoretische«, und ihr Kopf ruckt nach rechts, »und eine praktische Prüfung.« Jetzt sieht sie beim Geradeausfahren aus dem Seitenfenster, wie originell!
    »Mannomann.« Ich stemme meine Turnschuhe gegen das Handschuhfach, auch wenn sie das nicht gern sieht. »War vermutlich viel weniger Verkehr damals.« Anders kann ich mir nicht erklären, dass sie bis heute überlebt hat.
    Meine Mutter schnaubt. »Ja, viel weniger. Aber all die Pferdedroschken waren auch nicht ohne.«
    Ich muss grinsen und drehe mich zum Fenster, damit sie es nicht sieht.
    Eine weitere überlebte Autofahrt mit meiner Mutter später halten wir vorm Heim. Ein letztes Mal, hoffe ich.
    Niki ist schon da. Er lehnt an dem Zaun zum Eingang, und mir wird warm bei seinem Anblick. Als er sich aufrichtet und uns entgegensieht, muss ich mich beherrschen, ihm nicht einfach um den Hals zu fallen. Er trägt eine Jeans, ein weißes T-Shirt und ein blaues, offen stehendes Hemd darüber, und das ist unfair, weil es seine Augen ebenso betont wie seine dunklen Locken, die wie immer unter der unvermeidlichen Mütze hervorquellen. Ich glaube, das weiß er. Niemand kann so aussehen und es nicht wissen.
    Sein Ring um die Unterlippe hebt sich zu einem angedeuteten, spöttischen Lächeln. »My nyas«, raunt er mir zur Begrüßung zu, ein Zitat aus
Romeo und Julia
, wie ich jetzt endlich weiß. Und gibt mir, mit Rücksicht auf meine Mutter, nur einen Kuss auf die Wange. Meiner Mutter reicht er die Hand. »Frau Winter.«
    »Niki. Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, dass Sie uns helfen.«
    »Du. Ich hatte Ihnen doch angeboten, ›du‹ zu sagen.«
    »Ja, du. Niki. Vielen Dank.« Meine Mutter ist hin- und hergerissen zwischen seinem Charme, ihrem Misstrauen und der Dankbarkeit, dass er uns aus der Patsche hilft: Ich kann es ihr förmlich ansehen. Nun, ich bin mitleidlos. Diese Grube hat sie sich selbst gegraben.
    »Wollen wir dann anfangen?«, sage ich betont fröhlich und reibe mir die Hände.
     
    Opas Zimmer ist noch genauso, wie Justin es hinterlassen hat: Papiere sind im ganzen Zimmer verstreut, sämtliche Anziehsachen wurden aus den Schränken gerissen, die Toilettenartikel stehen im Flur. Alles in allem sieht es aus, als hätte hier drinnen ein Sturm getobt.
    Hat es in gewisser Weise wohl auch.
    Niki pfeift durch die Zähne. »Da hat dein Bruder ja ganze Arbeit geleistet.«
    »Würdest du ihn bitte nicht immer …«
    »Der Riesenarsch. Schon klar.« Niki schiebt sich an mir vorbei ins Zimmer, meine Mutter folgt ihm.
    »Ja, das sieht schlimm aus.« Sie blickt sich um. »Vielleicht wäre es am besten, wenn Julia und ich erst einmal die Papiere zusammenlegen und Sie …, äh du, Niki, die schweren Sachen rausräumst, damit wir Platz haben. Den Sessel, zum Beispiel.«
    Wir arbeiten uns schweigend voran. Die Papiere wollen wir mitnehmen und dann in Ruhe sichten, obwohl ich nicht viel Hoffnung habe, dass da etwas Wichtiges zu finden ist. Dazu war Justin zu gründlich. Er hat sogar Opas Partituren aus dem Schrank geräumt, wohl um zu sehen, ob dahinter etwas zu finden ist.
    »Noten?« Niki sieht stirnrunzelnd auf den großen Stapel.
    »Ja«, antworte ich, während ich einige davon in einen Karton räume, »mein Opa war früher Dirigent, habe ich das nicht erwähnt?«
    »Nein. Hast du nicht. Und da hat er ständig
Somewhere over the rainbow
gesummt?«
    Meine Mutter sieht hoch. »Hast du ihm von Opas Lieblingslied erzählt?«
    »Muss es wohl mal erwähnt haben.« Ich werfe Niki einen warnenden Blick zu. »Außerdem war es erst zum Schluss sein Lieblingslied. Da waren alle seine Opern und Konzerte schon in einem riesigen Loch in seinem Gehirn verschwunden.«
    »Ich hätte ihn gern einmal kennengelernt, deinen Opa. Scheint ein interessanter Mensch gewesen zu sein.«
    »O ja«, antwortet meine Mutter, die am Fenster seine Hemden in einen Sack stopft. »Er war sehr kreativ.«
    »Vor allem im Erfinden von Geschichten«, murmele ich und mache weiter mit Aufräumen.
    »Was ist mit den

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