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Zwischen Ewig und Jetzt

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Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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irgendein Fehler im System. Und extrem lästig, kann ich dir sagen: Ich muss ständig ums Auto herumlaufen, um aufzumachen. Willst du aussteigen? Ich komm noch mal rum.«
    »Nein, Quatsch«, sage ich. Und: »Schönes Auto«, um davon abzulenken.
    »Ja, finde ich auch.« Erik startet den Motor, sieht in den Rückspiegel und fährt dann los.
    Eine Weile fahren wir schweigend und ich überlege mir krampfhaft ein Thema, über das wir sprechen könnten. »Anni hat gesagt, du hättest einen Golf Cabrio oder so zum Führerschein bekommen«, fällt mir dann ein.
    »Allerdings. Hat sie auch erwähnt, dass meine Eltern den wieder einkassiert haben? Nein? Wegen einer verhauenen Prüfung. Einer!« Er schlägt aufs Lenkrad, und ich zucke zusammen. Für eine Weile ist nur der Motor zu hören, bis Erik fortfährt: »Tut mir übrigens sehr leid, dass ihr euch gestritten habt.«
    »Ich und Anni?«
    »Du und Felix.«
    Ich antworte nicht. Das geht ihn nichts an.
    »Muss hart für dich sein. Und irgendwie fühle ich mich auch schuldig …«
    »Du?« Ich werfe ihm einen überraschten Blick zu.
    »Na ja. Ich war es schließlich, der diese Idee mit Berlin hatte. Dann habe ich die falschen Zimmer gebucht und mir eins mit Konrad geteilt: Da standen die Betten wenigstens auseinander. Das hieß dann natürlich, dass Anni und Felix in das Zimmer mit dem Doppelbett …«
    »Klar.« Ich sehe wieder aus dem Fenster. »Natürlich.« Mir wird übel.
    Erik blinkt und biegt ab.
    »Vorne rum wär’s schneller gewesen«, sage ich.
    »Ehrlich? Mann. Bin wohl doch eine Zeitlang von Zuhause weggewesen, dass ich mich hier nicht mehr auskenne.« Er schweigt, aber nur kurz. »Die Hochhaussiedlung, ja?«
    Natürlich weiß er das. »Ja, bitte«, erwidere ich knapp.
    Wir fahren einige Minuten lang ohne ein weiteres Wort, wofür ich dankbar bin. Andererseits habe ich so genug Zeit, mir Anni und Felix vorzustellen. Im Doppelbett. Ich schließe kurz die Augen, was das Bild keineswegs zerstört. Im Gegenteil.
    »Und die Schule? Kommst du klar damit?«, fragt Erik nach einer Weile.
    »Was meinst du?«
    »So eine Trennung ist ja immer hart. Und wenn man sich dann noch jeden Tag sieht …«
    Es reicht. »Erik«, wende ich mich ihm zu, »lass es gut sein, ja? Ich muss hier eh raus, du kannst hier anhalten.« 
    »Aber es ist doch …«
    »Ich muss noch etwas besorgen. Halt bitte hier an.«
    Erik fährt an den Bordstein und stellt den Motor ab. »Tut mir leid«, sagt er zerknirscht. »Tut mir leid, dass ich dich aufgeregt habe.«
    »Hast du nicht«, murmele ich. Ich starre auf den nutzlosen Türgriff.
    »Ich wollte dir nur sagen, dass ich trotz allem für dich da bin, Julia. Ich stehe nicht automatisch auf Seiten meiner Schwester, nur weil sie jetzt mit Felix zusammen ist. Ich bin für dich da, wenn du dich mal aussprechen willst oder so.«
    Mit Felix. Zusammen. »Das ist … das ist nett, Erik. Ich muss jetzt los.«
    »Ist gut.« Er steigt aus, kommt ums Auto rum und macht mir auf. Dann, kaum bin ich draußen, zieht er mich an sich und küsst mich rechts und links auf die Wange. Als wären wir die besten Freunde. »Und nicht vergessen: Ruf mich an, falls du Hilfe brauchst. Ich wohne noch eine Weile bei meinen Eltern.«
    Ich nicke wie betäubt, drehe mich um und gehe los.
Mit Felix zusammen
, dröhnt es in meinem Kopf bei jedem meiner Schritte. Und es sind noch verdammt viele Schritte bis nach Hause.
     
    Es ist wahr: Erik hatte recht. Es ist nicht so, dass Felix und Anni händchenhaltend durch die Schule laufen, aber ich kann es sehen: Sie sind zusammen. Ich sehe es an der Art, wie sie ihn ansieht, wie sie ihn am Arm fasst, ihn ständig und immer zufällig berührt. Mehr als einmal erwischt sie mich beim Starren und wirft mir einen triumphierenden Blick zu. Das zeigt es mir noch mehr als alles andere.
    Felix und Anni. Sind zusammen.
    »Julia! Träumst du?« Niki hält mir den Kakaobecher hin. 
    »Ja. Nein.« Ich nehme ihn. Zwinge mich, woanders hinzusehen, doch Niki ist meinem Blick schon gefolgt.
    Er pfeift durch die Zähne. »Felix also. Sollen wir woanders hingehen?«
    Ich spüre, wie ich rot werde. »Auf keinen Fall.« Ich massakriere den Kakaodeckel, indem ich Löcher hineinsteche.
    »Ich könnte es verstehen, wenn du lieber …«, beginnt Niki, doch ich unterbreche ihn.
    »Nein.« Ich schüttele heftig den Kopf. »Das ist kein Problem. Klar ist es schon ein wenig komisch …« Ich sehe seinen skeptischen Blick. »Sie sind zusammen, die beiden«, sage

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