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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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polierten Walnussholzschränken und sanft schimmernden Marmorfliesen. Gerade hatte sie einen Putzanfall gehabt, und ihre Gedanken waren noch immer nicht zur Ruhe gekommen. Jedes Mal, wenn das Telefon klingelte, sprang sie auf, weil sie dachte, es wäre vielleicht Saoirse. Aber gerade war es wieder nur Edith gewesen, die sich nach Luke erkundigte. Von ihrer Schwester hatte Elizabeth immer noch nichts gehört, und ihr Vater saß nunmehr seit fast drei Wochen in ihrem ehemaligen Zimmer auf seinem Sessel, wo er auch sein Essen verzehrte und schlief, und wartete auf ihre Mutter. Er wollte nicht mit Elizabeth sprechen, wollte sie nicht einmal zur Haustür kommen lassen, weshalb sie eine Haushälterin für ihn engagiert hatte, die einmal täglich für ihn kochte und gelegentlich auch aufräumte. An manchen Tagen ließ er sie herein, an anderen nicht. Der junge Mann, der mit ihm auf der Farm arbeitete, hatte alle seine Pflichten mit übernommen. Zwar konnte Elizabeth sich solche externen Hilfen eigentlich nicht leisten, aber sie wusste nicht, was sie sonst hätte tun sollen. Solange ihre beiden direkten Verwandten es nicht zuließen, konnte sie ihnen nicht besser helfen. Zum ersten Mal fragte sie sich, ob sie ihnen in dieser Hinsicht nicht ähnlicher war, als sie geglaubt hatte.
    Sie lebten im gleichen Ort, ohne sich wirklich nahe zu sein. Aber wenn einer von ihnen wegging … nun, dann entstand trotzdem eine Lücke. Anscheinend hielt sie irgendein altes, längst verschlissenes Band immer noch zusammen, ein Band, mit dem sie inzwischen hauptsächlich ein erbittertes Tauziehen veranstalteten.
    Elizabeth brachte es nicht über sich, Luke zu erzählen, was los war, obwohl er natürlich ahnte, dass etwas nicht stimmte. Ivan hatte Recht – Kinder besaßen einen sechsten Sinn für solche Dinge, und sobald er auch nur ansatzweise mitkriegte, dass Elizabeth traurig war, zog er sich in sein Spielzimmer zurück, und sie hörte von da an nur noch das leise Klappern seiner Bauklötze. Er war so ein lieber, braver Junge, aber sie schaffte es einfach nicht, ihm mehr zu sagen, als dass er sich die Hände waschen, ordentlich sprechen und nicht schlurfen sollte.
    Sie war unfähig, ihm die Arme entgegenzustrecken, und die Worte »Ich hab dich lieb« kamen ihr nicht über die Lippen, aber sie versuchte auf ihre Art, ihm trotzdem das Gefühl zu vermitteln, dass er bei ihr geborgen und willkommen war. Aber sie wusste auch, dass er sich nach mehr sehnte. Schließlich war sie selbst früher in seiner Lage gewesen, auch sie hatte sich vergeblich gewünscht, in den Arm genommen, gedrückt, auf die Stirn geküsst und gewiegt zu werden. Sich bei jemandem sicher zu fühlen, wenigstens für ein paar Minuten, in der Gewissheit, dass man gut aufgehoben und nicht allein war.
    In den letzten Wochen hatte Ivan ihr einige solcher Momente geschenkt. Er hatte sie auf die Stirn geküsst und in den Schlaf gewiegt, und sie hatte sich unendlich geborgen gefühlt, ohne den ständigen Drang, aus dem Fenster sehen und auf jemanden warten zu müssen. Aber oft wurde sie nicht schlau aus Ivan, dem einfühlsamen Ivan. Sie hatte noch nie einen Menschen gekannt, der ihr so wie er erkennen half, wer sie war und was sie für sich selbst tun konnte, und sie war bestürzt über die Ironie, dass dieser Mann, der manchmal scherzhaft davon sprach, dass er sich unsichtbar fühlte, tatsächlich in einen Zaubermantel gehüllt zu sein schien, der ihn vor den Blicken anderer Leute verbarg. Er kannte sich selbst nicht, wusste nicht, wo er herkam und wohin er ging, wusste nicht, wer
er
wirklich war. Er gab ihr eine Landkarte und zeigte ihr den Weg, aber er selbst hatte keine Ahnung, in welche Richtung er unterwegs war. Er redete gern über Elizabeths Probleme, er half ihr, sich heil und vollständig zu fühlen, aber er sprach nie über seine eigenen Schwierigkeiten. Es kam ihr vor, als wäre sie eine Ablenkung für ihn, und sie fragte sich, was passieren würde, wenn diese Ablenkung irgendwann nicht mehr funktionierte und ihm dämmerte, was mit ihm los war.
    Elizabeth hatte ganz entschieden das Gefühl, dass ihre Zeit mit Ivan sehr wertvoll war, und sie wollte jede Minute mit ihm auskosten, als wäre es die letzte. Seine Gegenwart war zu schön, um wahr zu sein, jeder mit ihm verbrachte Augenblick hatte etwas Magisches, so sehr, dass sie den Verdacht nicht los wurde, ihre Beziehung würde nicht von Dauer sein. Gute Gefühle hatten sich bei ihr nie sonderlich lange gehalten, und keiner

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