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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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endlos wider. Die Geräusche rollten wie Donner durch die Korridore, bis hinein in den Raum, der einmal das Spielzimmer für die Kinder der Hotelgäste werden sollte.
    Momentan bestand das Zimmer aus weiter nichts als vier kahlen Wänden, aber schon in wenigen Wochen sollten hier Kinder umhertollen, deren Eltern sich ungestört erholten und die Ruhe genossen. Vielleicht wären schallgedämpfte Wände eine gute Idee. Aber ansonsten hatte Elizabeth keine Ahnung, wie sie diesen Raum so gestalten konnte, dass er ein Lächeln auf die kleinen Gesichter zaubern würde, wenn die Kinder hier nervös hereinspazierten, ohne ihre Eltern in einer fremden Umgebung. Mit Sofas, Flachbildschirmen, Marmorfußböden und jeder Art von Holz kannte sie sich aus, sie konnte elegante, unkonventionelle, luxuriöse und würdevolle Räume entwerfen, aber nichts davon war für Kinder von Interesse. Sie wusste, dass sie etwas Besseres auf die Beine stellen musste als ein paar langweilige Bauklötze, Puzzles und Sitzsäcke.
    Natürlich hätte sie jederzeit die Möglichkeit gehabt, einen Wandmaler kommen zu lassen, sie hätte die auf der Baustelle arbeitenden Maler oder gar Poppy um Rat und Hilfe bitten können, aber sie war wild entschlossen, die Sache selbst durchzuziehen. Den Pinsel jemand anderem in die Hand zu drücken wäre einer Niederlage gleichgekommen.
    Also legte sie erst einmal zehn Tuben Grundfarben in einer Reihe vor sich auf den Boden, drehte die Deckel auf und platzierte die Pinsel daneben. Dann breitete sie ein weißes Laken auf dem Boden aus, damit ihre Jeans, die sie nur als Arbeitskleidung trug, auf keinen Fall mit dem Boden in Kontakt kommen konnten, setzte sich mit überkreuzten Beinen mitten ins Zimmer und starrte auf die leere, fleckige Wand. Aber sie hatte nur zwei Dinge im Kopf: die Tatsache, dass ihr nichts einfiel, und die Frage, was mit Saoirse los war. Wieder einmal belegte Saoirse ihre Gedanken mit Beschlag, jede Sekunde, jeden Tag aufs Neue.
    Sie war nicht sicher, wie lange sie so dagesessen hatte, und bekam nur vage mit, dass Bauleute kamen und gingen, ihr Werkzeug einsammelten und sie verwundert anstarrten. Sie hatte das Gefühl, als litte sie unter der Designerversion der Schreibblockade. Keine Ideen kamen, keine Bilder stellten sich ein. Wie beim Schriftsteller die Tinte im Füllfederhalter austrocknete, so weigerte sich bei ihr die Farbe, vom Pinsel zu fließen. Ihr Kopf war voll von … nichts. Es war, als würden ihre Gedanken auf die öde Mörtelwand projiziert, die leer zurückstarrte.
    Irgendwann spürte sie plötzlich, dass jemand direkt hinter ihr stand. Mühsam riss sie ihren Blick von der Wand los und sah sich um. Im Türrahmen stand Benjamin.
    »Tut mir Leid, ich hätte ja gern angeklopft, aber es gibt leider keine Tür«, meinte er und deutete mit der Hand auf den leeren Türrahmen.
    Elizabeth lächelte ihn freundlich an.
    »Bewundern Sie meine Kunstfertigkeit?«, erkundigte er sich ironisch.
    »Ist das Ihr Werk?«, antwortete sie mit einer Gegenfrage und wandte sich wieder der Wand zu.
    »Meine beste Arbeit bisher, finde ich«, erwiderte er, und jetzt betrachteten sie beide stumm die Wand.
    »Aber es spricht einfach nicht zu mir«, seufzte Elizabeth nach einer Weile.
    »Ah.« Er trat einen Schritt weiter in den Raum. »Sie haben keine Ahnung, wie schwierig es ist, ein Kunstwerk zu schaffen, das absolut gar nichts aussagt. Irgendjemand findet immer irgendeine Interpretation, aber das da …« Er hielt inne, wies auf die Wand und fügte achselzuckend hinzu: »Nichts. Keinerlei Aussage.«
    Elizabeth lachte. »Ein Zeichen echten Genies, Mr. West.«
    »Benjamin«, verbesserte er rasch. »Ich hab Ihnen doch schon gesagt, Sie sollen mich bitte Benjamin nennen, sonst komme ich mir vor wie mein Mathelehrer.«
    »Okay, Sie können mich ruhig weiter Ms. Egan nennen.«
    Zwar drehte sie sich sofort wieder zur Wand um, aber Benjamin konnte gerade noch sehen, wie sich ihr Gesicht zu einem Lächeln verzog.
    »Glauben Sie, es besteht eine Chance, dass die Kinder den Raum so mögen, wie er jetzt ist?«, fragte sie hoffnungsvoll.
    »Hmmm«, überlegte Benjamin. »Die Nägel, die aus der Fußleiste vorstehen, würden wahrscheinlich besonders viel Spaß machen. Aber ich weiß es nicht«, lachte er. »Da fragen Sie nämlich den Falschen. Kinder sind für mich eine fremde Spezies, wir können nicht viel miteinander anfangen.«
    »Das geht mir genauso«, murmelte Elizabeth schuldbewusst und dachte daran, wie mühelos

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