Zwischen Himmel und Liebe
Schultern sacken, und ihre Wangen röteten sich.
»Hi, Ivan«, sagte sie, weigerte sich aber, ihn anzusehen.
»Hallo, Elizabeth. Was ist denn los mit dir, kannst du heute nicht still sitzen?«, erkundigte er sich amüsiert.
»Wie nett von Luke, dass er dich reingelassen hat«, meinte Elizabeth sarkastisch. »Sonderbar, dass er das nie tut, wenn ich ihn wirklich mal brauche.« Sie sammelte die letzten Blätter vom Boden ein und erhob sich. »Du hast heute ja was Rotes an«, stellte sie fest und musterte seine rote Kappe, das rote T-Shirt und die roten Turnschuhe.
»Ja, ich hab was Rotes an«, pflichtete er ihr bei. »Andere Farben anzuziehen ist grade meine Lieblingsbeschäftigung. Ich hab nämlich rausgefunden, dass mich das noch glücklicher macht.«
Elizabeth blickte an ihren schwarzen Sachen herunter und ließ sich seine Behauptung durch den Kopf gehen.
»Was machst du denn da?«, unterbrach er ihre Gedanken.
»Ach nichts«, murmelte Elizabeth und faltete ihre Entwürfe hastig zusammen.
»Lass mich doch mal sehen«, bettelte er und langte nach den Papieren. »Was haben wir denn da?«, fragte er interessiert, während er die Seiten umblätterte. »Donald Duck, Mickymaus, Pu der Bär, ein Rennauto, und was ist das hier?« Er betrachtete das Bild aus verschiedenen Blickwinkeln, um es besser erkennen zu können.
»Nichts«, fauchte Elizabeth und schnappte sich die Skizze wieder.
»Das ist nicht nichts, nichts sieht normalerweise ganz anders aus«, widersprach er, schwieg aber dann und starrte sie an.
»Was machst du denn da?«, fragte sie nach ein paar Minuten.
»Nichts, siehst du?«, antwortete er und streckte die Hände aus.
Elizabeth trat zurück und verdrehte die Augen. »Manchmal bist du wirklich schlimmer als Luke. Ich hole mir jetzt ein Glas Wein, möchtest du auch etwas? Bier, Wein, Brandy?«
»Ein Salg Chlim bitte.«
»Immer diese Wortverdreherei«, sagte sie, während sie ihm ein Glas Milch reichte. »Zur Abwechslung mal Milch?«, fragte sie ärgerlich und warf die Blätter in den Müll.
»Nein, das trinke ich immer«, erwiderte er ziemlich forsch und beäugte sie argwöhnisch. »Warum ist der Schrank abgeschlossen?«
»Hmm …« Sie zögerte. »Damit Luke nicht an den Alkohol gehen kann«, erklärte sie, verschwieg aber, dass es vor allem Saoirse war, die es fernzuhalten galt. Irgendwann hatte Luke angefangen, den Schlüssel in seinem Zimmer zu verstecken, wenn er seine Mutter kommen hörte.
»Oh. Was machst du am 29.?«, fragte er und drehte sich auf dem hohen Barhocker herum, damit er besser beobachten konnte, wie sie mit grimmig konzentriertem Blick die Weinflaschen durchforschte.
»Wann ist denn der 29.?« Sie schloss den Schrank wieder zu und suchte in der Schublade nach einem Korkenzieher.
»Am Samstag.«
Ihre Wangen röteten sich, und sie sah weg, voll und ganz auf das Öffnen der Weinflasche konzentriert. »Am Samstag gehe ich aus.«
»Wohin?«
»In ein Restaurant.«
»Mit wem?«
Sie hatte das Gefühl, dass er sie verhörte, genau wie Luke. »Ich treffe mich mit Benjamin West«, erklärte sie, ohne sich umzudrehen. Sie hatte keine Lust, sich ihm zuzuwenden, wusste aber selbst nicht genau, weshalb sie sich plötzlich so unbehaglich fühlte.
»Warum triffst du dich ausgerechnet am Samstag mit ihm? Du arbeitest samstags doch gar nicht«, erkundigte sich Ivan verwundert.
»Es geht auch nicht um die Arbeit, Ivan, er kennt hier keinen, und wir wollen einfach mal zusammen essen gehen.«
»Essen?«, wiederholte er ungläubig. »Du willst mit Benjamin essen?« Seine Stimme hob sich um mehrere Oktaven.
Jetzt drehte Elizabeth sich endlich um, ihr Glas in der Hand. »Ist das etwa ein Problem für dich?«
»Er ist schmutzig und riecht nicht gut«, stellte Ivan fest.
Elizabeth blieb der Mund offen stehen, und sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
»Wahrscheinlich isst er mit den Händen. Wie ein Tier«, fuhr Ivan unbeirrt fort. »Oder ein Höhlenmensch, halb Mensch, halb Tier. Wahrscheinlich jagt er nach …«
»Hör auf damit, Ivan.« Elizabeth musste lachen.
Er hielt inne.
»Was ist denn eigentlich los?«, fragte sie mit hochgezogenen Brauen und nippte an ihrem Wein.
Er unterbrach das Herumgerutsche auf seinem Stuhl und starrte sie an. Sie starrte zurück und sah, wie sein Adamsapfel beim Schlucken auf und nieder hüpfte. Das Kindliche verschwand, und auf einmal wirkte er wie ein richtiger Mann, groß, stark, mit einer geradezu unglaublichen Präsenz. Ihr
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