Zwischen Krieg und Terror
Regierungsgegner abgelehnt hatte.
An einer indirekten Zusammenarbeit ist sogar Israel beteiligt. Bereits wenige Monate nach Ausbruch des ersten Golfkriegs beginnen israelische Waffenhändler, Iran Ersatzteile für die noch während der Schahherrschaft in den USA gekauften Kampfjets des Typs F-14 zu verkaufen. Mitte der achtziger Jahre planen sogar höchste Mitarbeiter der US-Regierung dann die Waffenexporte in den Iran. Robert C. McFarlane, der Sicherheitsberater Reagans, liefert 1400 modernste panzerbrechende Waffen persönlich in Teheran ab und nutzt seinen Aufenthalt zu ersten direkten Gesprächen mit iranischen Politikern. Doch erneut sind es inneriranische Meinungsverschiedenheiten, die zur Veröffentlichung der Geheimkontakte führen. McFarlanes Besuch wird von einem Freitagsprediger publik gemacht und scharf kritisiert.
Wie wichtig die Waffenlieferungen für Iran sind, zeigt sich wenige Monate später. Iranische Revolutionswächter können im Februar 1986 Fao, den einzigen irakischen Ãlhafen, nur deshalb erobern, weil sie die von den USA gelieferten Panzerabwehrraketen einsetzen. Zuvor hatten sie in Speedbooten nachts das Grenzgewässer Shat Al-Arab überquert. Frühere Versuche, den Ãlhafen des Kriegsgegners zu besetzen, waren gescheitert, weil die im Iran hergestellten oder von der Sowjetunion erworbenen panzerbrechenden Waffen gegen die modernen, ebenfalls aus der UdSSR an Irak gelieferten Panzer des Typs T-72 wirkungslos blieben.
Beide Kriegsparteien erhalten ihre Rüstungsgüter während des achtjährigen Krieges, der etwa eine Million Tote fordert, aus Ost und West. In einigen Fällen werden die gleichen Waffensysteme an Iran und Irak geliefert. Während die DDR IFA-TRANSPORTFAHRZEUGE per Eisenbahn in die Islamische Republik befördert, gelangen Fahrzeuge der gleichen Bauart auf dem Seeweg über den jordanischen Hafen Aqaba in den Irak. Bei Raketenwerfern und gepanzerten Mannschaftstransportern aus Russland oder Schwertransportern aus Westeuropa ist es ähnlich.
Für mich ist es ein Schock, als ich 1983 die irakische Front besuche und erkenne, dass dort vielfach die gleichen Waffensysteme wie auf der iranischen Seite zum Einsatz kommen. Bei erbeuteten Waffen und Ausrüstungsgegenständen sind nur die Hoheitszeichen neu aufgemalt, bevor sie im Kampf gegen die ehemaligen Besitzer genutzt werden. In einigen Fällen sind erbeutete Motorräder, vor allem aber die IFA-Transporter, bereits wieder im Einsatz, bevor ihre alten Militärkennzeichen überpinselt werden konnten. Aus den Staaten des Warschauer Paktes gelieferte Systeme finden überwiegend im Frontbereich Verwendung. Die wesentlich teureren Importe aus den Staaten des Westens verbleiben meist in der zweiten Linie, weil dort die Gefahr deutlich geringer ist, dass sie den gegnerischen Truppen bei einem Ãberraschungsangriff in die Hände fallen.
Auch die USA rüsten beide Seiten auf. Während an die iranischen Streitkräfte wichtige Waffensysteme verkauft werden, erhält Irak unter anderem Anthrax-Bakterien-Stämme, mit denen Saddam Husseins Wissenschaftler biologische Waffen entwickeln wollen. Bedeutsam für die Verlängerung des Krieges sind auch Geheimdiensterkenntnisse, die die USA gezielt an Irak weitergeben. So erhält der irakische Generalstab nach Auswertung der von US-Satelliten gemachten Fotos immer wieder Hinweise auf bevorstehende iranische GroÃangriffe.
Doch der Skandal um die Iran-Contra-Affäre beendet die verdeckten Annäherungsversuche zwischen den USA und Iran und die Waffenlieferungen nach Teheran endgültig. 1986 wird das Gesetz zur Kontrolle des Waffenexports um einen Abschnitt erweitert, dem zufolge keine Waffen mehr an Staaten geliefert werden dürfen, die den internationalen Terrorismus unterstützen, womit ausdrücklich Teheran gemeint ist. Im Oktober 1987 kommt es zu einer weiteren Verschärfung der Sanktionen gegen die Islamische Republik. US-Firmen dürfen weder Ãlnoch andere Waren aus dem Iran einführen. Ex-Staatspräsident Rafsanjani macht im September 2006 in einem Zeitungsinterview Offiziere der Revolutionswächter und ihre Anhänger für das zwanzig Jahre zurückliegende Scheitern der geheimen Zusammenarbeit zwischen den USA und der Islamischen Republik verantwortlich. Mit der Kritik an den Waffenlieferungen und Veröffentlichungen gegen diese Kooperation sei damals das eigene Land im Krieg
Weitere Kostenlose Bücher