Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen Krieg und Terror

Titel: Zwischen Krieg und Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Tilgner
Vom Netzwerk:
Wirtschaft aufzubauen. Gerade der aufwändige Lebensstil der Ausländer hat Neidgefühle geweckt und Hass gesät. Mit gezielten Anschlägen haben Terrorkommandos eine Atmosphäre der Unsicherheit erzeugt.
    Während die US-Truppen mit der Jagd auf Al-Kaida-Kommandos beschäftigt waren, hat sich in den Dörfern eine Infrastruktur des Widerstands gebildet. Mit der Rückkehr der Taliban entsteht eine Front, die von den Terroristen genutzt werden kann. An dem systematischen Einsatz von Selbstmordattentätern wird der Einfluss der Al Kaida Irak deutlich. Zarqawi schickte wenige Wochen vor seinem Tod Instrukteure nach Afghanistan, um die Taktik dieser Sprengstoffanschläge zu propagieren und Kommandeure der unterschiedlichen Gruppen auszubilden. Seither mehren sich die Selbstmordaktionen, vor allem gegen die NATO-Truppen, die seit Anfang August den Kampf gegen die Aufständischen führen sollen. Ähnlich wie in den Jahren des Kampfes gegen die Sowjettruppen besteht das Ziel der Aufständischen darin, die ausländischen Truppen in die Kasernen zurückzudrängen und größere ländliche Regionen zu kontrollieren. Dabei waren die Menschen in den kleinen Städten und Dörfern nach dem Sturz der Taliban nicht fremdenfeindlich, sondern voller Hoffnungen, dass sich ihre Lebensverhältnisse mit ausländischer Unterstützung schnell bessern würden. Fünf Jahre später gelingt es Al Kaida, diese Enttäuschung einzusetzen, um den Kampf gegen die NATO und die Regierung in Kabul anzuheizen. Wie im Irak soll ein demokratischer Neuanfang verhindert werden. Die Terroristen schöpfen alle Mittel aus, damit der Aufbau eines modernen Staates scheitert.
    Al Kaida hat es geschafft, sich an die Spitze eines weltweiten Kampfes gegen die US-Truppen zu stellen. Bereits 1998 hatte Bin Laden US-Bürger als Heiden bezeichnet, die wie Heuschrecken über die arabische Halbinsel herfallen würden. Es gelte, dem Weg des Propheten Mohammed zu folgen, der den Gläubigen ein Beispiel gegeben und gesagt habe: »Ich bin gesandt mit dem Schwert in der Hand, dass zu niemandem anderem als Gott gebetet wird.« Es seien die USA, die die heiligen Stätten des Islam besetzt hätten und von dort aus einen Feldzug gegen die benachbarten islamischen Völker führten. 7 Damit hätten die USA Gott den Krieg erklärt. Deshalb sei es die religiöse Pflicht eines jeden Moslems, »die Amerikaner und ihre Verbündeten - Zivilisten und Soldaten - in jedem Land, in dem dies möglich ist, zu töten, um die Aksa-Moschee und die heilige Moschee von ihrer Umklammerung zu befreien und ihre Armeen aus dem gesamten Land des Islam zu vertreiben«.
    Zurück zur reinen Lehre, lautet das Credo Bin Ladens. Er verbindet es mit dem Aufruf zum Kampf gegen die USA, die in seinen Augen das Zentrum für Materialismus und Götzendienst bilden, welche beseitigt werden müssen. Für den Abkömmling eines jemenitischen Stammes aus der Tiefe der arabischen Wüste ist der Kampf gegen den Westen die natürliche Fortsetzung des Kampfes gegen die Sowjetunion, den er in den achtziger Jahren in Afghanistan geführt hat. Nach dem Fall des Sozialismus sieht er im von den USA verkörperten Kapitalismus die Hauptgefahr für seine Religion. Ähnlich wie sein Stellvertreter Zawahiri kennt Bin Laden den Westen genau. Zawahiri hat in den USA gelebt, Bin Laden besuchte eine britische Schule und wuchs in einem auch westlich orientierten Umfeld auf. Sein demonstrativer Verzicht auf Reichtum und Wohlstand, unterstrichen durch seine über Videoaufnahmen verbreiteten Auftritte in karger Umgebung von Bergen oder Wüste, verschafft ihm eine magische Anziehungskraft bei vielen, die für radikalislamische Positionen erreichbar sind. Sein Lebensstil entspricht den Idealen der Beduinenkultur, in der der Mensch weder einem Staat noch Geistlichen, sondern nur Gott verantwortlich ist. In solch einer Weltsicht erscheinen Regierungen, zumal wenn sie unter ausländischem Einfluss stehen, zwangsläufig als verdorben. So darf es nicht verwundern, dass Al Kaida für ihre ersten Anschläge vor allem Saudis rekrutieren konnte. Wenige Wochen nach den Anschlägen vom 11. September erklärten bei einer Umfrage in Saudi-Arabien 95 Prozent der Männer zwischen 25 und 41 Jahren, sie würden die Politik Bin Ladens unterstützen. 8
    Mit diesem ideologischen Gerüst kann die Al Kaida Sammelbecken

Weitere Kostenlose Bücher