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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Wandschrank und wandte sich wieder zum Gehen. Aber im letzten Augenblick kehrte sie nochmals um und betrachtete die elf Tische, die alle mit Schreibutensilien bestückt waren.
    Schon seit dem Tag, als sie diese Tische zum erstenmal gesehen hatte, war sie neugierig darauf, was Trevelyan zu schreiben hatte. Sie warf einen verstohlenen Blick zum Schlafzimmer, in dem es totenstill war, und trat an den ersten Tisch.
    Da lagen viele Zettel - Berge davon. Sie waren mit der winzigsten Handschrift bedeckt, die ihr bisher in ihrem Leben begegnet war. Sie nahm einen von den größeren Zetteln vom Tisch und blickte darauf, konnte aber nicht klug aus den Schriftzeichen werden.
    Nachdem sie noch einmal zur Schlafzimmertür gesehen hatte, trug sie das Papier ans Fenster und hielt es in das verlöschende Licht.
    Soweit sie die Schrift zu entziffern vermochte, schien es sich dabei um die Beschreibung einer Stadtmauer zu handeln. Da waren Angaben über Höhe, Breite und das Material, das zum Bau der Mauer verwendet worden war. Auf der Rückseite des Zettels fand sie die Maße der einzelnen Steine und den Anfang einer theoretischen Betrachtung, wann die Mauern gebaut sein konnten.
    Sie legte den Zettel auf den ersten Tisch zurück und ging zum nächsten. Darauf schienen sich nur Papiere zu befinden, die sich mit einer Übersetzung eines Gedichts aus einer ihr unverständlichen Sprache befaßten. Nichts, was sie bisher gesehen hatte, ergab einen Sinn, und so ging sie von einem Tisch zum anderen. Vier Tische waren offenbar ausschließlich für Übersetzungen reserviert, jede aus einer anderen Sprache. Ein Tisch enthielt Papiere, die sich mit China befaßten. Auf einem anderen Tisch lagen Schriften, die von der Goldsuche in Arabien handelten.
    Erst als sie den siebten Tisch erreichte, dämmerte es ihr. Hier lag der Entwurf eines Alphabets der Peshanischen Sprache. Nicht daß sie diese Sprache erkannt hätte, aber sie entdeckte in der Nähe des Alphabets umfangreiche Notizen, welche die Laute dieser Sprache beschrieben. Und der Name Pesha fand sich überall.
    Claire fühlte sich nicht sonderlich wohl, als sie zum ersten Tisch zurückkehrte und noch einmal die winzige Schrift auf den kleinen Zetteln studierte. Sie hatte gelesen, daß Captain Baker oft Menschen besuchte, die kein Verständnis für die Handlung des Schreibens aufbrachten. Hätte er zugelassen, daß auch nur ein Bewohner dieser Städte ihn beim Schreiben beobachtete, hätte er sein Leben verwirkt. Also schrieb er oft auf winzige Zettel, die er im Nu verstecken konnte. Als sie Captain Bakers Bericht von seinen geheimen Aufzeichnungen gelesen hatte, hatte sie seinen Wagemut bewundert. Wäre auch nur einer dieser Zettel bei ihm entdeckt worden, hätte man ihn auf der Stelle getötet.
    Sie nahm einen Zettel nach dem anderen vom Tisch und las davon so viele, wie sie konnte: Notizen über die Sprache und die Bewohner von Pesha, winzige Skizzen von Peshanern in ihren langen Gewändern, die Arme von oben bis unten mit Schmuck behängt, Aufzeichnungen über die Größe der Mauern und die Entfernungen zwischen ihnen.
    Sie ging zum achten Tisch und erlebte den größten Schock ihres noch jungen Lebens, denn dort lagen Notizen über sie selbst, verfaßt in der, wie sie sofort erkannte, kräftigen, aber zugleich gestochen feinen Handschrift von Trevelyan. Hier fand sie jedes Gespräch aufgezeichnet, das sie bisher mit ihm geführt hatte. Sie überflog rasch die Seiten, die davon berichteten, wie sie versucht hatte, mit den Bewohnern von Bramley zurechtzukommen. Trevelyan beschrieb sie auf eine brillante Weise als wohlmeinendes, aber doch sehr naives Kind.
    Unter den beschriebenen Seiten fand sie weitere Skizzen. Sie hatte schon Hunderte von Captain Bakers Illustrationen gesehen und kannte seinen Stil genau. Obenauf lag eine Skizze, wie sie Harry über einen Stuhl geworfen und ihm so einen Kirschkern aus dem Hals entfernt hatte. Sie war als mächtige, starke, einem Pferd nicht unähnliche Frau dargestellt und Harry als ein etwas schwächliches Männlein. Eine Zeichnung zeigte sie auf Trevelyans Fenstersitz, einen Apfel essend, die Nasenspitze dicht über einer Buchseite. Darunter stand: »Amerikanische Erbin lernt Captain Baker in lateinischer Sprache kennen.«
    Da war eine dritte Skizze von ihr auf einem scheuenden Pferd. Und wie sie die Reitgerte benützte, um einen alten kranken Mann dazu zu zwingen, ihr Pferd zu beruhigen. Auf einer anderen Skizze saß sie am Kopfende eines unglaublich

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