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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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niemand, unter gar keinen Umständen, einen Engländer beim Dinner stören darf. Das war eine so eiserne Regel, daß keiner auch nur daran dachte, über sie nachzudenken. Man verletzte sie einfach nicht.
    Harry war so schockiert, daß er nur dasaß und sie anstarrte.
    »Ich muß dich jetzt sprechen. Sofort.«
    Sie sah die anderen Leute am Tisch nicht an, war sich aber nur zu sehr bewußt, daß diese sie, schockiert über den Bruch der Etikette, anstarrten. Claire zweifelte nicht daran, daß sie in diesem Moment die Meinung, daß die Amerikaner Barbaren seien, bestätigte.
    Harry legte seinen Löffel weg, schob seinen Sessel zurück und folgte ihr aus dem Zimmer. »Was ist passiert?« fragte er, denn er war überzeugt, daß nur ein Todesfall zu so einem unerhörten Verhalten führen könne.
    »Ich muß mit dir reden.«
    Harrys Herz begann zu pochen. Er glaubte nicht, daß ihre Neuigkeit etwas mit seiner Mutter zu tun haben konnte. Sicherlich hätte man ihn zuerst benachrichtigt, wenn sie der Schlag getroffen hätte. Die zweite Möglichkeit, die ihm einfiel, war, daß Claire die Verlobung auflösen wollte. Davor hatte er Angst. Wenn er seine kleine amerikanische Erbin verlor, wäre seine Mutter wütend - mehr als wütend wahrscheinlich.
    Als sie den blauen Salon erreichten, war Harry auf das Schlimmste vorbereitet. Wenn etwas geschehen war, das in ihr den Wunsch geweckt hatte, das Verlöbnis rückgängig zu machen, würde er alles tun, um sie umzustimmen.
    Er schloß die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. »Was ist los?«
    Zu seiner Überraschung warf sich Claire an seine Brust und drückte ihn an sich. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, daß keine Gefahr bestand. Er hielt sie auf Armeslänge von sich weg. »Was ist passiert?«
    Sie fing an zu reden, aber so unzusammenhängend, daß er eine Weile brauchte, ehe er begriff, was sie sagte. Er hörte das Wort Trevelyan, und Harry hätte fast gelacht vor Erleichterung. War das alles, was sie störte? Sein Bruder konnte einen Heiligen zur Rage bringen. Sein Bruder hatte Männer - er mußte ihm fairerweise zugestehen, daß es meistens Männer waren - auf allen fünf Kontinenten vor den Kopf gestoßen.
    »Was hat Vellie denn jetzt wieder angestellt?« fragte er und nahm seine Hände von ihren Schultern.
    »Ich bin bei ihm gewesen.« Sie weinte nicht, aber er spürte, wie sie am ganzen Körper zitterte. Seiner Erfahrung nach hatte Trevelyan schon oft Menschen zum Zittern gebracht.
    »Du bist bei ihm gewesen?« wiederholte Harry leise und dachte über diese Worte nach. »Hast du die Absicht, ihn zu heiraten?«
    Claire löste die Arme von ihm. »Ihn heiraten? Hast du den Verstand verloren?«
    Wieder wurde Harry von einem Gefühl der Erleichterung überschwemmt. »Wir werden abwarten und sehen, was passiert. Solltest du entdecken, daß du schwanger bist, werden wir eben früher heiraten als geplant. Ich werde das Kind als meines anerkennen und ...«
    Sie sah ihn entsetzt an. »Wovon redest du eigentlich?«
    »Wenn du bei ihm gewesen bist, dann ...«
    Plötzlich brach Claire in Gelächter aus. »O Harry, wie komisch du bist! Ich meinte damit doch nicht, daß ich mit ihm geschlafen, sondern nur in den letzten drei Tagen nicht krank in meinem Bett gelegen habe. Ich war bei Trevelyan, um ihn zu pflegen. Er hatte einen Malariaanfall.«
    »Oman«, war alles, was Harry darauf sagte. Er wollte Claire nicht verraten, daß er von ihrem Kranksein gar nichts gewußt hatte. Er war erst vor ein paar Stunden von seiner Reise zurückgekommen, und sein erster Gedanke hatte dem Dinner gegolten. Er hatte zwar bemerkt, daß sie am Tisch fehlte, aber das war bei Claire nichts Ungewöhnliches. Er verstand die Amerikaner nicht und war auch nicht bereit, es zu lernen. Wenn Claire auf ihr Dinner verzichten wollte, hatte er nicht das Recht, ihr das zu verbieten.
    »Er ist Captain Baker«, sagte sie wütend.
    »Ja.«
    »Ich will jetzt alles über ihn erfahren. Ich möchte wissen, was er hier tut und warum er sich hier versteckt.«
    Harry hatte sie noch nie so erregt erlebt wie jetzt. Ihr Gesicht war gerötet, und ihre Augen glänzten. »Hast du dich in ihn verliebt, Claire?«
    »Nein«, erwiderte sie, und er konnte in ihren Augen lesen, daß sie die Wahrheit sagte. »Ich habe mich nicht in ihn verliebt.«
    Harry seufzte erleichtert, runzelte dann aber die Stirn. Wenn Frauen sagten, sie wollten ihn sprechen, so bedeutete das seiner Erfahrung nach zumeist, daß sie stundenlang redeten. Er

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