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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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auf zu reden und schauten mich an, als hätte ich etwas Obszönes gesagt.«
    Trevelyan wandte den Blick nicht von ihr, während er ihr angab, welchen seiner Bauern sie wohin bewegen sollte. Er fand es nicht einmal der Mühe wert, seine Figuren anzufassen, als würde ihn das Spiel, das er selbst vorgeschlagen hatte, unglaublich langweilen.
    »Und dennoch willst du in diese Oberschicht, wie du sie nennst, einheiraten?«
    »Ich werde Harry heiraten, weil ich ihn liebe«, antwortete sie in einem Ton, der ihn wissen ließ, daß sie zu diesem Thema nichts mehr sagen wollte.
    »Und was denken die Engländer über dich?«
    Claire lachte. »Sie scheinen mich für eine Kreuzung zwischen einem Indianer und einem Varietemädchen zu halten. Ich schockiere sie ziemlich oft.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Ich glaube nicht, daß eine sittsame englische junge Dame ganze Tage in der Wohnung eines Mannes verbringen würde, wie du es getan hast.«
    Sie nahm ihm diese Bemerkung nicht übel. »Wie wahr«, räumte sie ein. »Aber wir sind nie ohne Aufsicht, und du bist. ..« >alt genug, um mein Vater sein zu können< wollte sie sagen; aber als Trevelyan eine Braue in die Höhe zog, blickte sie verunsichert zur Seite, errötete und sagte: »Könntest du mir verraten, wie alt du bist?«
    Sie hatte schon mehrmals die Erfahrung machen müssen, daß Trevelyan zwar alles über andere wissen wollte, über sich selbst jedoch nie Auskunft gab. Er verriet ihr sein Alter nicht. Vielmehr fuhr er fort, sie über ihre Familie auszufragen. Er wollte wissen, warum ihre hübsche kleine Schwester Brat ->Fratz< - genannt wurde.
    »Sarah Anns Schönheit ist ihr Verhängnis«, erwiderte Claire nicht ohne Groll. »Sie ist schon hübsch auf die Welt gekommen, und seither ist wohl kein Tag vergangen, an dem ihr nicht jemand gesagt hat, wie reizend sie ist. Sie konnte gerade erst sprechen, als sie einem der reichen, dicken Freunde meines Vaters auf den Schoß krabbelte, auf den Diamanten, den er an seiner Uhrkette trug, zeigte, und ihn fragte, ob er ihr den Glitzerstein schenken würde. Der Mann schien das für einen köstlichen Witz zu halten, schenkte ihr den Diamanten und brachte sie so auf den Pfad des Verderbens. Seither meint sie, nichts für andere tun zu müssen, wenn sie nicht dafür bezahlt wird.«
    »Das scheint mir aber eine für Amerikaner typische Einstellung zu sein.«
    »Du nimmst dir das Recht heraus, mein Land zu kritisieren?« brauste sie auf. »Verglichen mit Amerika, ist das hier . ..«
    Sie hielt inne. Sie wollte ihm lieber nicht sagen, welche Meinung sie von seinem Land hatte.
    Doch Trevelyan hatte eine fast unheimliche Begabung, Menschen zum Reden zu bringen. Er sah sie an und schien sie nicht eher aus dem Bann seines hypnotischen Blicks entlassen zu wollen, bis sie ihm verraten hatte, was sie über sein Land dachte.
    Da begann sie, langsam und zögerlich zunächst, ihm ihre Eindrücke von England und Schottland zu schildern. »Es ist ein Land, das in der Vergangenheit lebt.«
    »Aber ich dachte, du liebst die Traditionen dieses Landes. Du warst doch sehr angetan von dem alten MacTarvit. Und der arme Harry hat sich beinahe zu Tode gefroren, als er merkte, wie sehr du von seinem Kilt beeindruckt warst.«
    Er warf einen vielsagenden Blick auf den Tartan, der über der Rückenlehne eines Stuhls hing. Auch er hatte einen Kilt getragen.
    Zum erstenmal betrachtete Trevelyan die Konstellation auf dem Schachbrett und schien über den nächsten Zug nachzudenken. »Du bist also gar keine überzeugte Traditionalistin?«
    »Ich liebe die Geschichte dieses Landes, weiß aber auch, daß die Zeit nicht stillstehen kann. Ohne Fortschritt stagniert ein Land wie ein Tümpel ohne Abfluß. Es muß Wachstum geben und Veränderungen, oder ein Land kann nicht überleben.«
    »Ich verstehe nicht, wie du deine Vorliebe für Kilts mit deinen amerikanischen Überzeugungen, alles verändern zu müssen, in Einklang bringen kannst. Was ist falsch an den Dingen, wie sie sind? Du redest wie einer von diesen verdammten Missionaren, die die Menschen zu einer anderen Religion bekehren wollen. Die Religion, an die die armen Wilden glaubten, war wohl nicht gut für sie.«
    Sie blickte ihn verwirrt an. »Ich habe nichts von Religion gesagt. Ich habe nicht einmal von Philosophie geredet, sondern von Badezimmern.«
    Claire freute sich, daß sich dieser abgeklärte, immer die Distanz wahrende Ausdruck seiner Augen verlor und er sie entgeistert anstarrte.
    Claire stand auf und

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