Zwischen Macht und Verlangen
können.
„Aber für das Essen werde ich mich nicht bedanken“, fuhr sie fort und lachte Alan an. Sie hatten seinen Wagen erreicht, und Shelby lehnte sich gegen die Karosserie. „Auch nicht für den Wein und das traute Kerzenlicht.“
Alan sah in ihr keckes, regennasses Gesicht, und ihm wurde heiß vor Begehren. Er ahnte, dass ihre Leidenschaft genauso natürlich und ungezwungen und ihre Hingabe rückhaltlos sein würde. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, die er tief in den Taschen vergrub, um Shelby nicht sofort an sich zu ziehen. „Aber doch wohl für den Regenbogen, oder?“
Sie lächelte. „Vielleicht bedanke ich mich dafür, ich bin noch nicht ganz sicher.“ Rasch schlüpfte sie in den Wagen, denn unter Alans Blick waren ihr die Knie weich geworden.
„Eigentlich wollte ich heute Abend noch zur Küste fahren“, sagte sie im Plauderton, denn sie hielt es für ratsam, auf der Rückfahrt nur noch oberflächliche Konversation zu machen. „Du hast meine Pläne total umgestoßen.“
„Magst du den Strand bei Regen?“
„Möglicherweise scheint dort die Sonne“, meinte Shelby. „Aber auch wenn’s regnet, gefällt es mir am Meer.“
Alan steuerte den Mercedes geschickt durch den Verkehr. „Bei Sturm bin ich am liebsten dort. In der Dämmerung, wenn Himmel und Wasser die gleiche Färbung annehmen.“
„Ja“ Erstaunt betrachtete Shelby sein Profil, „Ich hätte geglaubt, dass du lieber im Winter dort bist, wenn es einsam ist und du lange Spaziergänge machen und stundenlang nachdenken kannst.“
„Alles zu seiner Zeit“, murmelte Alan und fuhr lauter fort: „Meine Schwester lebt in Atlantic City. Außerhalb der Saison fahre ich gern dorthin, treibe mich an der Küste herum und verliere Geld in ihrem SpielClub.“
„Deine Schwester hat ein Casino?“
„Ja, sie und ihr Mann sind Partner, sie besitzen mehrere Clubs.“ Shelbys ungläubiger Ton amüsierte Alan. „Rena hat früher beim Blackjack die Karten ausgeteilt, gelegentlich macht sie das heute auch noch. Du dachtest wohl, meine Familie bestünde aus lauter äußerst gesetzten, ordentlichen und schrecklich langweiligen Leuten?“
„Nicht unbedingt“, erwiderte Shelby ausweichend, obwohl er mit seiner Annahme den Nagel ziemlich genau auf den Kopf getroffen hatte. „Deinen Vater habe ich jedenfalls nicht so eingeschätzt, Myra mag ihn sehr und hat mir allerhand von ihm erzählt.“
„Die beiden streiten herrlich miteinander. Er ist genauso starrsinnig wie sie.“
Alan fuhr den Wagen in eine Parklücke. Shelby wollte ihm sagen, dass sie auch allein ins Haus kommen könnte, er brauche sich nicht zu bemühen, aber dazu war es schon zu spät.
Er hat viel von seinem alten Herrn, dachte sie seufzend.
Auf der Treppe suchte Shelby automatisch nach ihren Schlüsseln.
„Ich hab’ sie noch!“ Alan klapperte mit dem Bund außer Reichweite ihrer Hände. „Sie sollten eine Tasse Kaffee wert sein.“
Shelby verzog das Gesicht: „Das ist ein Bestechungsversuch.“
„Nein, nur eine Vermutung.“
Shelby zögerte. Inzwischen kannte sie Alan jedoch gut genug, um zu wissen, dass er im Stande war, stundenlang mit ihr über dieses Thema zu debattieren, und zu guter Letzt das Spiel ohnehin zu gewinnen. „Also gut, du bekommst deinen Kaffee“, sagte sie. „Aber weiter nichts!“
In der Küche saß Moische. Als Shelby und Alan eintraten, betrachtete er seine Herrin vorwurfsvoll aus seinem einen Auge.
„Oh – verzeih mir!“ sagte Shelby zu dem Kater. „Er ist schuld.“ Sie wies auf Alan, lief rasch zum Vorratsschrank und kam mit einer Tüte Katzenfutter zurück. Hungrig machte sich der Kater über seinen Napf her. „Er hat es gar nicht gern, wenn ich ihm seine Mahlzeit nicht pünktlich serviere. Er schätzt ein geregeltes Leben.“
„Vernachlässigt sieht er nicht aus“, stellte Alan fest.
Shelby war zum Spülstein getreten und füllte die Kaffeemaschine. „Nein, aber er ist schnell beleidigt. Wenn ich …“
Sie schwieg, als Alans Hände ihre Schultern umfassten. „Wenn ich ihn vergesse, dann …“ Der Kaffeefilter fiel klappernd in das Becken, denn Alans Lippen spielten mit ihrem Ohr. „… ist er eingeschnappt.“ Shelby drehte den Kopf zur Seite, ihre Stimme war rau geworden. „Solche Untermieter sind schwierig.“
„Das kann ich mir denken.“ Alan schob Shelbys Haar beiseite und küsste ihren Nacken. Vergeblich versuchte sie, den Stecker in die Dose zu stöpseln. Heiße Wellen liefen durch ihren Körper.
„Shelby
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